Das war die letzte Höhle der Löwen vor der Sommerpause
Staffelfinale der Löwensaison Frühjahr 2021! Gab es da die große Überraschung, den Megadeal oder wenigstens einen kleinen Skandal? Nein, nicht wirklich. So fiel der vorläufige Abschied von der Startup-Show auch nicht besonders schwer, aber Mary’s Dream Coffee, Routago, FitOaty, miss.pinny und B’n’Tree haben natürlich trotzdem unsere Aufmerksamkeit für zumindest einen Abend verdient.
Mary’s Kaffeetraum wird wahr
Ein Merkmal dieser Folge ist eine gewisse Unübersichtlichkeit bei Namen. Die Gründerin des ersten Startups heißt eigentlich Maren Weiß, bekannt ist sie aber als Mary. Folgerichtig heißt ihr Café in München Mary’s Coffee Club. Dort verkauft sie eine Kaffeespezialität im Tetra Pak, und da wird es langsam kompliziert. Diese Sorte heißt nämlich Mary’s Coconut Coffee, weil sie Kokosnussmilch und -wasser enthält. Geplant sind zudem zwei weitere Geschmacksrichtungen mit Hafermilch und Bio-Milch, die logischerweise anders heißen müssten. Die meisten Löwen sehen darin ein Problem und die Marke noch nicht ganz ausgereift.
Am Geschmack haben sie dagegen wenig auszusetzen. Schmeckt irgendwie cremig-karamellig und weniger nach Kaffee oder Kokosnuss. Das kommt Ralf Dümmel entgegen, der beides normalerweise nicht so mag. Bleibt noch zu klären, ob die komplette GmbH inklusive der Gastronomie zur Debatte steht, oder ob sich das Kaffeegetränk herauslösen lässt. Klar, das geht, und so ist Dümmel mit 100.000 Euro für 30 % dabei. Die Marke heißt jetzt übrigens Mary’s Dream Coffee, unter diesem Dach lassen sich beliebig viele Sorten unterbringen.
Routago findet den Weg zum Deal nicht
Ein potenzielles Ausschlusskriterium für einen Löwendeal: Medizinprodukt! Okay, streng genommen handelt sich bei Routago nicht um ein solches, aber es geht in diese Richtung. Die App ist nämlich ein Navigationssystem für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung. Sie bekommen genaue Anweisungen, wie sie sicher von A nach B kommen können, und eine Objekterkennung macht sogar auf Hindernisse aauf dem Weg aufmerksam. Das ist solides IT-Werk, erstellt von dem Informatiker Gerd Güldenpfenning, dem Ingenieur Stefan Siebert und drei Softwareprofis.
Aber sind sie auch gute Geschäftsleute? Da haben die Löwen so ihre Zweifel. Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung hat Routago gerade mal 400 Abos verkauft. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen daraus weltweit 100.000 werden. Völlig illusorisch, meint Georg Kofler, und fabuliert von Marketingkosten zwischen fünf und zehn Millionen Euro. Auch Carsten Maschmeyer glaubt nicht, dass er bei einem Investment die Chance hätte, sein Geld bald wiederzusehen. Der Rest war eh schon längst raus.
FitOaty lädt Löwen zum Frühstück ein
Noch ein potenzielles Ausschlusskriterium für einen Löwendeal: Kühlkette! Food-Produkte kommen eigentlich immer gut an, doch wehe, sie müssen gekühlt werden. Was da allein bei der Lieferung schon alles schiefgehen könnte, und dann noch die geringe Haltbarkeitsdauer! Nun ist Christina Schwarz keine Gründerin, die sich so schnell einschüchtern lässt. Sie hat schon mehrere Bodybuildingwettbewerbe gewonnen und Startup-Management studiert. Keine schlechte Kombination, um ihr Fertigfrühstück FitOaty zumindest mal in die Spur zu bringen.
Die Kombination aus Haferflocken, Früchten und bei einer Sorte sogar Spinat schmeckt den Löwen auch ziemlich gut, sogar dem Fast Food-Fan Ralf Dümmel. Trotzdem zieht er sich zurück, siehe Kühlkette. Georg Kofler ist so begeistert, dass er gleich 1.000 Stück bestellt, auf einen Deal will er aber auch nicht eingehen. Bleibt nur Nils Glagau, der mit Ella’s Basenbande schon gekühlte Produkte im Portfolio hat und das Einstiegsangebot von 80.000 Euro für 25 % annimmt. Von der fitten Gründerin inspiriert, machen er, Kofler und Judith Williams gleich noch ein paar Liegestütze (siehe unser Beitragsbild). Der Deal kommt aber später doch nicht zustande.
miss.pinny findet keinen Schürzenjäger
Zurück zum Thema Namensunübersichtlichkeit. Bürgerlich heißt die nächste Gründerin Lydia Walter, ihr Künstlername lautet als Modedesignerin Mila Cardi und die Bekleidungsmarke, die sie den Löwen vorstellt, heißt miss.pinny. Nachdem das geklärt ist, schauen wir uns mal an, was miss.pinny zu bieten hat. Es handelt sich um eine Schürze aus wasserabweisendem Material mit einer Bauchtasche. Sie eignet sich für den Hausgebrauch, vor allem aber für die Gasronomie.
Theoretisch ist die Schürze in in 36 Farben und mit individuellem Logo erhältlich, im wahren Leben gibt es aber noch keine Bestellungen. Das klingt nicht nach einem lukrativen Geschäft. Einzige Kandidatin wäre Dagmar Wöhrl, zu deren Familienimperium bekanntlich Hotels und Bekleidungsgeschäfte gehören. Sie hält das Unternehmen aber für unausgereift und ist raus. Offenbar eine korrekte Einschätzung, denn gerade erst hat miss.pinny eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
B’n’Tree erfindet den Charitalismus
Der Gründer Chris Kaiser hat nur einen Namen, charakterisiert sich aber als eine Mischung aus Mark Zuckerberg und Greta Thunberg. Von dem einen habe er die Geschäftstüchtigkeit, von der anderen die Vision, die Welt zu verbessern. Für die dazu passende Wirtschaftsform hat er einen Begriff gefunden: Charitalismus. Diese Form das leichten Größenwahns kommt bei den Löwen erstaunlich gut an. Dabei ist seine Idee gar nicht so revolutionär: Über seine Plattform B’n’Tree lassen sich Reisen buchen, einen Teil seiner Provision spendet er an Aufforstungsprojekte. Wer einfach nur Bäume für das Klima pflanzen möchte, kann das auf der Webseite unter dem Namen Click A Tree ebenfalls tun.
100.000 Bäume sollen dadurch schon Wurzeln geschlagen haben. Judith Williams und Carsten Maschmeyer finden das super und möchten mit 75.000 Euro für 25,1 % einsteigen. Gewinnabsichten hegen sie dabei nicht und ihre Anteile würden sie an die Mitarbeiterschaft verteilen, sobald sie ihr Geld wieder eingespielt hätten. Georg Kofler würde dagegen schon gern etwas verdienen und bietet 100.000 Euro für 20 %, zusammen mit Nils Glagau, der zwischendurch schon ausgestiegen war. Chris sucht Rat bei seinem Telefonjoker, der leider nicht erreichbar ist, und entscheidet sich für das Duo Williams-Maschmeyer. Das entscheidet sich nach eingehender Prüfung später gegen den Deal. Was zu erwarten war.
Beitragsbild: TVNOW / Bernd-Michael Maurer