Das war der große Startup-Award-Donnerstag
Fans von Startup-Wettbewerben kamen am Donnerstag, den 23. November 2023 in Hamburg voll auf ihre Kosten. Auf dem Programm standen der traditionsreiche IDEE-Förderpreis und der Health Innovation Award. So unterschiedlich die Events auch waren, eines hatten sie gemeinsam: Am Ende hatten Frauen die Nase vorn.
Der IDEE-Förderpreis geht an Shit2Power
Zunächst ging es zum IDEE-Förderpreis in den Besenbinderhof. Seit 1997 vergibt das Kaffeeunternehmen J.J. Darboven den einzigen nationalen Preis für Unternehmensgründungen von Frauen. Die Auszeichnung fördert innovative, nachhaltige und erfolgreiche Geschäftsideen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit beweisen. „Alle 162 Teilnehmerinnen des diesjährigen Wettbewerbs setzen ein deutliches Zeichen. Sie zeigen auf, dass sie mit Risikobereitschaft und Kreativität innovative Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit finden können“, sagt Albert Darboven, Initiator und Stifter des Preises. Schirmherrin des Preises war erstmals Dr. Melanie Leonhard, Hamburger Senatorin für Wirtschaft und Innovation.
Für die finale Entscheidung standen einer hochkarätigen Jury fünf Startups und ihre Gründerinnen zur Auswahl. Der mit 50.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an Nina Heine von Shit2Power aus Berlin. Aus Scheiße Gold zu machen ist bisher noch niemanden gelungen, sie gewinnt immerhin aus Klärschlamm Energie. in dem Klärschlamm als nachhaltige Energiequelle genutzt wird. Zunächst konzentriert sich das Startup dabei auf Gemeinden von bis zu 120.000 Einwohnenden. Dank eines thermo-chemischen Prozess macht Shit2Power das Abwasser zur Ressource und reduziert Strom- und Entsorgungskosten deutlich.
Platz 2 und 10.000 Euro gingen an Anina Langhans und Helena Rapprich von LipoCheck, ebenfalls aus Berlin. Mit einer KI-gestützten Gesundheitsplattform vereinfachen sie die frühzeitige Diagnose und individuelle Behandlung von Lipödem, einer unkontrollierten Vermehrung von Fettzellen, unter der viele Frauen zu leiden haben. Den dritten Platz und 5.000 Euro sicherte sich Dr. Najoua Bolakhrif von GLAPE aus Freiburg. Dieses erst in diesem Jahr gegründete Startup bietet eine lasergestützte Glasbiegetechnik, durch die sich Flachglas fast beliebig formen lässt, ohne optische Beeinträchtigungen auf der Oberfläche zu hinterlassen. Ebenfalls das Finale erreicht und damit bereits einen großen Erfolg erzielt hatten Angelique Thummerer und Katja Wagner von TURNS aus dem fränkischen Ort Schillingsfürst. Sie entwickeln eine Recycling-Lösung für die Textilbranche. In der ist auch Verena Ziegler von BEAWEAR aus Konstanz unterwegs. Sie sorgt für bessere Passformen und damit weniger Retouren bei Bekleidung.
TimeTeller gewinnt den Health Innovation Award
Eine gewisse Dominanz war der Startup-Metropole Berlin beim IDEE-Förderpreis nicht abzusprechen, und auch beim Health Innovation Award, war sie mit drei Finalisten vertreten. Am Ende blieb der Preis allerdings in Hamburg. Aber der Reihe nach: Bewerben konnten sich alle Startups, die einen Beitrag zum Leitthema „Patient Empowerment“ leisten. Über 50 Einsendungen gingen ein, sechs junge Unternehmen durften im Health Innovation Port vor Publikum und einer Fachjury pitchen. Los ging es mit Skinuvita aus Bremen und einer Soft- und Hardware-Lösung, welche die bei Hauterkrankungen bewährte Phototherapie zu Hause möglich macht. Eine Kombination aus App und Messgerät setzt BOCAhealth ein, um chronisch kranken Menschen nach dem Krankenhausaufenthalt zu helfen. Der Fokus liegt dabei auf dem Hydratationsstatus, also vereinfacht gesagt dem Wasserhaushalt im Körper.
BOCAhealth ist in Berlin beheimatet, genau wie die nächsten beiden Startups. Neo Q vereinfacht die Erstellung von radiologischen Befunden, und das gleich in doppelter Hinsicht. Den medizinischen Profis gibt das Startup ein Schema vor, mit dessen Hilfe die Texte schneller und fehlerfrei geschrieben werden können. Und Laien bietet es eine Textversion, die allgemein verständlich ist. In eine ähnliche Richtung geht medudoc. Hier geht es um mehr Transparenz und Verständlichkeit bei der Patientenaufklärung, die Behandlungen und chirurgischen Eingriffen vorangeht. Ein wichtiges Element sind dabei individuelle Erklärvideos. Ausnahmsweise nicht aus Berlin, sondern aus Münster, stammt meal&heal. Dieses Startup identifiziert Lebensmittelunverträglichkeiten und gibt dazu passende Verhaltensmaßnahmen.
Der Health Innovation Award, verbunden mit einer Jahresmitgliedschaft im Health Innovation Port und Zugang zum dazugehörigen Netzwerk, ging an TimeTeller, was eigentlich keine große Überraschung war. Schließlich hat das Startup der Gründerin Angela Relógio schon bei Female StartAperitivo triumphiert und gerade erst beim bei bundesweiten „Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen“ 32.000 Euro kassiert. Die Erfolgsserie hat TimeTeller einem Speicheltest zu verdanken, der den besten Zeitpunkt für eine Krebstherapie ermittelt. Die Aussicht, damit viele Menschenleben zu retten, wir vermutlich noch zu vielen weiteren Preisen führen.
Beitragsbild: Daniel Reinhardt