Das war das Startup-Jahr 2022 in Hamburg
2022 war auch für viele Startups wieder ein herausforderndes Jahr. Wir konzentrieren uns bei unserem Jahresrückblick daher auf die guten Nachrichten, denn davon gab es reichlich! So konnten zahlreiche Veranstaltungen endlich wieder im großen Stil stattfinden, Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden immer wichtiger und Gründerinnen rücken mehr und mehr in den Fokus. Und ordentlich Geld für Startups gab es auch!
Jede Menge Geld auch in 2022
2021 war ein absolutes Rekordjahr, was Finanzierungsrunden für Startups in Deutschland betrifft. 2022 hörte man immer wieder, es sei wesentlich schwieriger geworden an Wachstumskapital zu kommen. Zumindest für das erste Halbjahr traf das nur bedingt zu: Laut dem Startup-Barometer von EY gab es zwar einen deutlichen Rückgang gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Trotzdem lag das Investitionsvolumen immer noch deutlich höher als in jedem anderen Jahr außer 2021.
In Hamburg nimmt 1KOMMA5° eine Sonderstellung ein. Die Plattform für die Energiewende hatte laut Handelsblatt bereits bis zum Frühjahr rund 300 Millionen Euro eigesammelt. Da kann kein anderes Startup mithalten, aber es gab 2022 noch eine Menge weiterer Erfolgsmeldungen in Sachen Finanzierungen, hier eine Auswahl:
- Localyze erhielt 35 Millionen US-Dollar in einer Series-B-Runde.
- Fashion Cloud sicherte sich 25 Millionen Euro.
- ExpressGroup sammelte ebenfalls 25 Millionen Euro ein.
- Evernest schloss eine Finanzierungsrunde in Höhe von 13 Millionen Euro ab.
- Procuros bekam in seiner Seed-Runde 9 Millionen US-Dollar.
- Jeweils 8 Millionen Euro gingen an cofenster und Cybus.
- Sympatient erhielt 7,5 Millionen Euro.
Bemerkenswert ist auch die Erfolgsgeschichte von Mushlabs. Dieses ursprünglich in Berlin gegründete Startup, das aus dem Myzel von Pilzen eine vegane Fleischalternative entwickelt, erhielt eine achtstellige EU-Förderung. Eingesetzt wird das Geld vornehmlich in der neuen Produktionsstätte in Hamburg.
Um kleinere, aber ebenso hilfreiche Beträge geht es bei InnoFinTech, einem 2022 von der IFB Innovationsstarter GmbH neu aufgelegtem Förderprogramm für Fintech-Startups. Die gute Nachricht: Das Programm wird 2023 definitiv fortgesetzt!
Hamburger Startups wollen den Unterschied machen
Mit einer ersten Finanzierungsrunde über einen sechsstelligen Betrag hat es Boomerang nicht ganz in unsere Investment-Hitliste geschafft. Dafür steht Boomerang für einen langfristigen Trend: Immer mehr Startups stellen bei ihren Geschäftsmodellen Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt. Bei Boomerang sorgt ein Pfandsystem für Versandtaschen für weniger Müll. Das tut auf seine Weise auch SCALIZE durch die Optimierung von Verpackungsgrößen. Für nachhaltigen Konsum plädiert entire stories und bietet entsprechender Mode eine Plattform. Welche Tücken es beim Recycling von Sneakern gibt, hat es Medien-Startup Flip aufgedeckt und zeigt mit einem eigenen Schuh, wie es besser geht.
In der Logistik ist das Einsparpotenzial für CO2 besonders groß und mehrere Startup haben sich dieser Aufgabe angenommen. So liefert GRYN eine Analyse von Transportwegen und -mitteln bezüglich ihrer Klimafreundlichkeit und CO2OPT ermittelt die Reifen, die den geringsten Kraftstoffverbrauch verursachen. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur CO2-Reduzierung präsentiert HempConnect, wobei immer der Anbau von Hanf eine Rolle spielt.
Die Liste von Hamburger Startups, die gesellschaftlichen oder ökologischen Impact anstreben, ließe sich beliebig fortsetzen, doch eines darf dabei auf keinen Fall fehlen: recyclehero. Zum einen, weil es mit seinem Abholservice für Pfandgut, Altkleider und andere wiederverwendbare Dinge ein wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet. Zum anderen, weil es mit der Aktion WärmBert, bei der Wärmflaschen an Wohnungslose verteilt werden, soziales Engagement zeigt. Auch das wird für viele Startups immer wichtiger. Ein weiteres Beispiel ist foodloose, das sich für die Hamburger Tafel engagiert hat und andere animiert, es ihm gleich zu tun.
Endlich wieder Events!
„Lange nicht mehr gesehen!“ So oder so ähnlich lautete wohl der meistgesagte Satz bei Startup-Events im Jahr 2022. Erstmals seit über zwei Jahren war es wieder möglich, sich ohne Corona-Beschränkungen und -Regelungen auf großen Veranstaltungen zu treffen. Das OMR Festival stellte im Mai dann auch gleich einem neuen Rekord auf; mehr als 70.000 Teilnehmende war für manche allerdings zu viel des Guten. Etwas überschaubarer ging es beim Hamburg Innovation Summit zu, der 2022 in die Fischauktionshalle zurückkehrte, im kommenden Jahr allerdings schon wieder eine Pause einlegen wird; angestrebt wird eine Neuausrichtung.
Nach zweijähriger Zwangspause konnten auch wir von Hamburg Startups mit unserem Food Innovation Camp (FIC) wieder voll durchstarten. Und 2023 geht es definitiv weiter, nämlich am 22. Mai in der Handelskammer Hamburg. Während das FIC schon zum vierten Mal stattfand, feierte mit AiDiA ein Startup-Wettbewerb Premiere, der Schwarze Gründerinnen und Gründer in den Mittelpunkt rückte. Mit großem Erfolg, weshalb eine Fortsetzung hochwillkommen wäre!
Zwei Neueröffnungen sorgten im 4. Quartal für großen Publikumsandrang. Der Food Harbour soll auf dem Gelände von Foodboom zur Anlaufstelle für Food-Startups werden. Und der Digital Hub Logistics bezog ein neues, größeres Quartier in der Speicherstadt. Das betahaus in der Schanze ist dagegen schon viele Jahre als Veranstaltungsort etabliert. Dort feierten wir eine weitere Rückkehr in den Veranstaltungskalender: Unser Mixer fand erstmals nach fast drei Jahren wieder statt und war damit das erste Live-Event im Zusammenhang mit dem Hamburg Startups Club.
2022 war ein gutes Jahr für Gründerinnen
Schon 2021 hatten wir traceless materials zum Hamburger Startup des Jahres erklärt, und 2022 setzte sich der Siegeszug fort. Zuerst gewann das von Johanna Baare und Dr. Anne Lamp gegründete Jungunternehmen im September den Hamburger Gründerpreis. Wenige Tage später folgte der Triumph beim Deutschen Gründerpreis. Diese Erfolge zu verdanken hat traceless materials einer kompostierbaren Plastikalternative. Die hat inzwischen eine erste Verwendung gefunden: Im Dezember startete mit C & A ein Pilotprojekt mit Sockenhaken.
Die Gründerinnen von traceless materials haben ein Höchstmaß an Sichtbarkeit erlangt, aber das gilt längst nicht für alle Unternehmerinnen in der Startup-Welt. Auch bei Finanzierungen haben sie gegenüber ihren männlichen Mitbewerbern oft das Nachsehen. Beides zu ändern ist das Ziel der erfolgreichsten Veranstaltungsreihe 2022: Female StartAperitivo. Schon 2021 mit großer Resonanz als Wettbewerb für Hamburger Gründerinnen gestartet, folgte 2022 die Ausdehnung auf vier norddeutsche Bundesländer. 2023 soll (fast) ganz Deutschland dabei sein. Zusätzlich veranstaltete Female StartAperitivo auch eine Reihe von Workshops für Gründerinnen und Investorinnen und zum Abschluss ein Event, um des Erreichte zu feiern.
Dort präsentierten sich unter anderem eine Reihe von Initiativen, die Gründerinnen noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen wollen. Mit dabei auch Hamburg Startups mit seinem Wettbewerb STARTERiN Hamburg 2023. Noch bis zum 18. Januar können sich Gründerinnen dafür bewerben – wie das geht, könnt ihr hier nachlesen. Am 30. März ist dann das Finale. Wie das ausgeht, erfahrt ihr dann rechtzeitig und natürlich auch in unserem großen Jahresrückblick 2023.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine frohe Weihnacht, einen guten Rutsch und viel Erfolg und Gesundheit für 2023!