Das passiert gerade in der Hamburger Blockchain-Szene
Ist Hamburg auf dem Weg zu Deutschlands führender Blockchain-City? Die Akteure, die sich und ihre Projekte gestern bei einer Pressekonferenz im 20. Stock der Tanzenden Türme auf der Reeperbahn vorstellten, haben jedenfalls diesen Anspruch. Konkret ging es um die diese Woche stattfindende BLOCKCHANCE Conference, einen Blockchain-Accelerator und den ersten Bitcoin-Geldautomaten. Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen.
Die Aussichten sind großartig in den Räumen des Gastgebers der Pressekonferenz, der internationalen Anwaltskanzlei Osborne Clarke. Das gilt auf jeden Fall für den Blick auf den Hafen, den Dom und halb Hamburg, den man von dort genießen kann. Das gilt aber auch für die Hansestadt als Blockchain-Standort, zumindest, wenn sich der Optimismus von Fabian Friedrich bewahrheitet, dem Veranstalter der BLOCKCHANCE Conference. Bestärkt wird er dabei vom Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, der das große Potenzial der Technologie für die Logistik und andere Branchen betonte. Deshalb stehe die Förderung von Blockchainanwendungen weit oben auf der politischen Tagesordnung. Wie sich das in der Praxis auswirkt, wird sich zeigen, aber auch so tut sich schon einiges in Hamburg.
Das erwartet euch auf der BLOCKCHANCE
Die am 16. und 17. August in der Handelskammer stattfindende zweite BLOCKCHANCE Conference nimmt für sich in Anspruch, die größte ihrer Art in Deutschland zu sein. Erwartet werden um die 750 Konferenzteilnehmer, die ein umfangreiches Programm geboten bekommen. 77 Speaker haben sich angekündigt, aus Deutschland und anderen europäischen Ländern ebenso wie beispielsweise aus China, Dubai und den USA. Dabei sind Vertreter der EU, der UN, vom Club of Rome und einer Reihe weiterer bedeutender Organisationen. Das lässt auf lebhafte und kontroverse Diskussionen hoffen, zumal ein Thema Facebooks umstrittene Kryptowährung Libra sein wird. Höhepunkt des ersten Tages ist ein exklusives Dinner mit Charity-Auktion zugunsten der Michael Stich Stiftung.
Freien Eintritt für alle gibt es dann am Samstag, zumindest in der Zeit von 12 bis 15 Uhr. Zeit genug, sich bei den über 20 Ausstellern umzuschauen und den Blockchain Kindergarten zu besuchen. Dort erklären Kindern Erwachsenen, wie die Blockchain funktioniert. Keine schlechte Idee, ist die doch Technologie selbst manch gestandenem Finanzexperten immer noch ein Rätsel. Ein Höhepunkt für Startup-Fans wird der „BC 19 Evan Luthra Startup Contest“. 10 Jungunternehmen, die sich der Blockchain verschrieben haben, pitchen um ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro. Alle weiteren Infos zur Konferenz bekommt ihr hier.
Ein Accelerator für die Blockchain
Großes vor hat der BlockRock Ventures Accelerator. Er will Blockchain-Startups aus aller Welt an die Elbe locken. Geplant sind zwei Fonds, einer mit einem Volumen von fünf Millionen Euro und einer, der 30 Millionen Euro schwer sein soll. Der erste Fonds wird Startups in der Gründungsphase mit bis zu 300.000 Euro unterstützen, der zweite investiert im weiteren Verlauf bis zu einer Million Euro. Das gesamte Programm, das weitere Fördermaßnahmen beinhaltet, erstreckt sich über eine Zeit von zweieinhalb Jahren. Das zumindest ist der Plan von Fabian Friedrich und Dr. Christoph Lymbersky, der schon einige Erfahrungen im Bereich Venture Capital gesammelt hat. Sie stecken hinter BlockRock und hoffen, möglichst bald an den Start gehen zu können.
Für das 4. Quartal 2019 ist die Lizenzierung durch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin angestrebt. Gleich danach sollen die ersten Investoren ins Boot geholt werden, damit der eigentliche Programmstart dann im 2. Quartal 2020 über die Bühne gehen kann. Zwei bis drei Startups pro Jahr sollen in den Genuss der Förderung kommen. Bewerben können sich dann nicht nur Jungunternehmen mit dem Fokus auf Blockchain, auch künstliche Intelligenz wird Thema sein.
Ein Automat für Bitcoin
Die bekannteste Anwendung der Blockchain ist die Generierung von Kryptowährungen wie Bitcoin. Ob sie sich flächendeckend als alternatives Zahlungsmittel durchsetzen werden, muss sich noch zeigen, als Spekulationsobjekt haben sie jedenfalls schon für einigen Wirbel gesorgt. Wer für welchen Zweck auch immer Bitcoin erwerben will, kann dies demnächst ganz einfach über einen Automaten (ATM) tun. Möglich macht dies das Berliner Startup spot9. Bei der Pressekonferenz führte der als Hamburger Original vorgestellte TV-Gastrotester Harry Schulz vor, wie das geht: Geldschein rein in den Automaten, Bitcoin-Coupon raus. Der hat hauptsächlich symbolischen Charakter, gespeichert ist der Betrag in einer sogenannten Wallet.
Der erste Kryptowährungs-ATM Deutschlands soll im kommenden Jahr in etwa 30 Städten an 50 Standorten aufgestellt werden, drei davon in Hamburg. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von der Hamburger Sutor Bank, die sich schon häufiger als Partner von Fintech-Startups verdient gemacht hat. Zu Beginn werden die Automaten nur Käufe von Bitcoin ermöglichen, später sollen auch Auszahlungen und Transaktionen mit anderen Kryptowährungen möglich sein.