Dank flexylot sind schiefe Bilder bald Geschichte
Bilder gerade und ordentlich an die Wand zu hängen ist eine Kunst für sich und macht wenig Spaß. Nebenwirkungen sind oft strapazierte Nerven und unnötig viele Löcher in der Wand. Mit flexylot soll das bald der Vergangenheit angehören. Wir haben uns die innovative Bildaufhängung und ihren Erfinder einmal genauer angeschaut.
„Das Bild hängt schief“ lautet der Titel eines legendären Sketches von Loriot. Darin verwüstet der Großmeister des deutschen Humors ein ganzes Zimmer, nur weil ein Bild an der Wand nicht akkurat aufgehängt ist. Kommende Generationen können vielleicht die Ursache für dieses Chaos nicht mehr nachvollziehen, jedenfalls dann nicht, wenn sich flexylot, die Erfindung von Alexander Schophoff, durchsetzt.
In der Formel 1 wertvolle Erfahrungen gesammelt
Eine frühe Leidenschaft Alexanders war die Musik, weshalb er zunächst eine kaufmännische Ausbildung bei Media Markt absolviert und sich später als DJ selbständig gemacht hat. Eher zufällig geriet er 2001 durch Schulfreunde in die schillernde Welt der Formel 1. Angefangen als Fahrer beim VIP-Shuttle, übernahm er mehr und mehr organisatorische Aufgaben rund um die An- und Abfahrt von Gästen und die Betreuung von Promis. Nach 130 Rennen kann ihn so schnell nichts mehr beeindrucken. In der Zeit hat er gelernt, dass man exakt arbeiten und zu seinem Wort stehen sollte, immer mit der klaren Ansage, was funktioniert und was nicht.
2011 hatte Alexander dann genug vom vielen Reisen, nicht zuletzt, weil er gerade Vater geworden war. Also nahm er in Hamburg einen Job bei PPS. Imaging an, einem führenden Anbieter von Digitaldruck. Schnell stellte sich heraus, dass eine Festanstellung nicht so recht zu ihm passte. Dem Unternehmen blieb er trotzdem erhalten, und zwar als Subunternehmer, der sich unter anderem um Grafikmontagen kümmerte. Zu den Kunden gehörten beispielsweise Anwaltskanzleien, Werbeagenturen, Hotels und der traditionsreiche Hafen-Klub an den Landungsbrücken.
Ein Erlebnis im Hafen-Club gab den entscheidenden Anstoß
Mehr als 12 Stunden dauerte es, bis dort 21 Bilder exakt so wie gewünscht an den Wänden hingen. Ist es schon schwierig, ein einzelnes Bild wirklich gerade aufzuhängen, potenziert sich das Problem, wenn eine Reihe von Bildern genau aufeinander abgestimmt positioniert werden müssen. Die letzte Innovation in diesem Bereich war die Galerieschiene, an der Rahmen an dünnen Seilen aufgehängt werden können. Richtig zufrieden war Alexander mit dieser Lösung aber nicht, also machte er sich nach dem Erlebnis im Hafen-Klub Ende 2014 daran, eine Alternative zu entwickeln.
Nur ein Bohrloch für einen Dübel sollte sie benötigen, eine flexible Auflagefläche bieten und Positionskorrekturen in alle Richtungen ermöglichen. Herausgekommen ist flexylot, eine Platte mit einer langen, schmalen Öffnung mit der Breite der dazu passenden Schraube. Ist diese noch nicht fest angezogen, lässt sich die Platte beliebig verschieben und drehen, bis die ideale Ausrichtung gefunden ist. Dann wird flexylot fixiert und kann verschiedene Rahmentypen und -größen problemlos stabil halten. Klingt simpel und ist einleuchtend, aber natürlich steckt da viel Zeit und Detailarbeit drin.
flexylot profitiert von vielen kompetenten Partnern
Von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite stand Alexander die auf Patentrecht spezialisierte Anwaltskanzlei Hauck, die sich dann selbstverständlich auch um die Patentanmeldung kümmerte. Gegründet wurde die flexylot UG im April 2018, erst danach entstanden die ersten Prototypen. Um seinen Unternehmen auf Kurs zu bringen, holte sich Alexander kompetente Partner und Mentoren ins Boot. Den Diplomingenieur Michael Bracker zum Beispiel und Uwe Dlugosch, der seine Dienste als Unternehmensgestalter anbietet. Dlugosch gehören als Mitgesellschafter 15 Prozent von flexylot. Er initiierte im 4. Quartal 2018 eine große Marktumfrage unter Galerien, Bilderrahmenherstellern und anderen potenziellen Kunden. Ergebnis: Von rund 100 Antworten vielen drei Viertel zugunsten der neuen Art der Bildaufhängung aus.
Einen ersten Vertriebspartner hatte flexylot auch schon gefunden, nämlich die mit Buchschonern groß gewordene Firma CoLibri System und ihren Geschäftsführer Alexander Brandt. Erste Testlieferungen an Galerien sorgten für äußerst positives Feedback. Nach gut einem Dutzend verschiedenen Prototypen stand im März 2019 die endgültige Version von flexylot fest. Genauer gesagt, zwei endgültige Versionen, denn es gibt zwei Größen. Gern hätte Alexander in Deutschland herstellen lassen, doch stieß er entweder auf Desinteresse oder erhielt inakzeptable Preisangebote. In China wurde er dagegen fündig, dort konnte er sogar einen Produzenten auftreiben, der recycelte Materialien verwendet. Mittelfristig sucht er dennoch nach Alternativen in Europa.
Markteintritt noch für dieses Jahr geplant
Seit drei Jahren arbeitet Alexander inzwischen in der Galerie SLIFE in der Kaiser-Wilhelm-Straße, wo flexylot bereits bei vielen Bildern im Einsatz ist. Der Galeriegeschäftsführer gehört ebenfalls zu den Unterstützern des Startups, das einerseits ein Ein-Mann-Unternehmen ist, andererseits schon über ein großes Netzwerk an Partnern verfügt. Bald werden es noch mehr sein, denn für das 4. Quartal 2019 ist der Markteintritt anvisiert. Beide Modelle werden dann als Zubehör in Verbindung mit einem Bild lieferbar sein Im 1. Quartal 2020 soll dann der Einzelhandel folgen, wobei es dann das kleinere Modell ausschließlich im Dreierpack gibt.