CRAFTBOXX ist ein Werkzeug zur Digitalisierung des Handwerks
„Handwerk hat goldenen Boden“ lautet ein schon etwas abgenutztes Sprichwort. Da ist sicher etwas dran, aber auch diese Branche muss sich auf die fortschreitende Digitalisierung einstellen. Damit das gelingt, hat das Startup CRAFTBOXX die passende Software entwickelt.
Das Digitalisierungsniveau des Handwerks liegt leicht über dem Durchschnitt im Vergleich zu anderen wesentlichen Branchen. Das ist das Ergebnis der Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2018“, erstellt von dem Marktforschungsunternehmen techconsult und in Auftrag gegeben von der Deutschen Telekom. Demnach erreicht das Handwerk insgesamt einen Digitalisierungsindex von 56 (Gesamtindex: 55). Da ist also schon manches passiert, aber es gibt auch noch viel tun. Für ein junges Unternehmen wie CRAFTBOXX ist das eine gute Nachricht.
CRAFTBOXX hat seinen Ursprung in einem Traditionsunternehmen
Die Entstehungsgeschichte von CRAFTBOXX unterscheidet sich von denen der meisten anderen Startups. Die Idee ist nämlich nicht an einer Uni oder in der sprichwörtlichen Garage gewachsen, sondern bei einem Marktführer mit jahrhundertealter Tradition. Meesenburg hat seine Ursprünge im Jahr 1758. Gegründet in Flensburg, ist das Unternehmen als Händler von Baubeschlag, Montagematerial und Sicherheitstechnik mittlerweile weltweit aktiv, vor allem in Osteuropa. In Deutschland hat Meesenburg über 30 Standorte und naturgemäß einen hervorragenden Einblick in die Arbeitsprozesse im Handwerk.
Vor allem die Dokumentation und Planung der Montageprozesse verläuft in vielen Betrieben nach wie vor analog, ist also, salopp gesagt, mit viel Papierkram verbunden. In manchen Fällen ist das kaum zu bewältigen, etwa bei der Dokumentation von Problemen und Schäden. Daher beschloss man bei Meesenburg, zunächst in einem internen Projekt eine App zu entwickeln, die Handwerksbetriebe in solchen Fragen die Arbeit erleichtert. Die Resonanz war so positiv, dass man sich Mitte 2018 dafür entschied, ein eigenes Startup auszugründen. CRAFTBOXX war geboren.
Am Anfang ein Ein-Mann-Unternehmen
Einziger Mitarbeiter war zunächst Philipp Linstedt. Philipp hat BWL studiert und bei Meesenburg ein Praktikum absolviert, kennt sich also in der Branche aus. Die Geschäftsführung von CRAFTBOXX übernahm er gleich nach Beendigung seines Studiums. Im Februar 2019 kommt mit einem Entwickler ein weiterer fester Mitarbeiter hinzu. Bisher war für die Softwareentwickler ausschließlich ein externer Dienstleister zuständig, ebenso für das Marketing. Meesenburg hat sich mittlerweile operativ aus dem Projekt zurückgezogen und steht jetzt noch als strategischer Investor zur Verfügung.
Um zu erklären, was CRAFTBOXX zu bieten hat, schauen wir uns als Beispiel die Sanierung eines Hauses an. Das ist eine Aufgabe, an der eine Reihe von Unternehmen beteiligt ist. Für den Einbau eines neuen Badezimmers ist ein Installationsbetrieb zuständig. Dieser Einbau ist ein Projekt, zu dessen Erfüllung mehrere Aufträge notwendig sind: die alte Wanne muss raus, die neue Wanne muss rein, und so weiter. Die Software von CRAFTBOXX digitalisiert nun die Organisation dieser Aufträge.
Das Programm besteht aus zwei Modulen: Plan-it und Do-it. Plan-it kommt im Büro zum Einsatz und hilft bei der Auftragsplanung, sowohl was den Zeitablauf angeht als auch die Bereitstellung von Personal und Material. Zugleich dient es zur Dokumentation bereits erledigter Aufträge. Steht der Arbeitsablauf fest, füttert Plan-it die App Do-it, die die für die Umsetzung zuständigen Mitarbeiter informiert. Sie erfahren, wann sie wo was zu tun haben und welche Werkzeuge und welches Material sie dafür benötigen. Auch für die Dokumentation der Arbeit durch Fotos und Notizen ist die App gedacht.
Die Testphase ist gerade gestartet
Mit diesem Angebot ist CRAFTBOXX jetzt in seine Testphase gestartet. Der erste Monat ist kostenlos, ab dann kostet das Grundpaket (je einmal Plan-it und Do-it) 8,40 Euro monatlich, ebenso wie jede weitere Do-it-Lizenz. Das sind moderate Preise, die sich für das Startup deshalb rechnen können, weil das Potenzial riesig ist. Rund 400.000 Betriebe kommen als Kunden infrage, vom Kleinstunternehmen von vielleicht fünf Mann bis zum Mittelständler mit hunderten von Mitarbeitern.
Die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells ist also hoch, ohne es auf andere Branchen ausweiten zu müssen. Auch die Software ist noch in viele Richtungen ausbaufähig. Schnittstellen zu anderen Systemen sind ebenso in Planung wie Tools zur Rechnungsstellung, Materialbestellung und vieles mehr. Handwerk hat eben tatsächlich goldenen Boden, auf dem auch Startups prächtig gedeihen können.