Business Angels Tag: die besten Profitipps und die Gewinner des Abends
Zum ersten Mal findet zurzeit in Hamburg der Deutsche Business Angels Tag statt. Schon am Wochenende gab es ein üppiges Programm mit einigen Höhepunkten – auch wenn ein Sieg der deutschen Nationalmannschaft leider nicht dazugehörte. Wir haben vor allem beim Workshop „Alles, was Startups über Finanzierung wissen müssen“, ganz genau zugehört.
Vor genau zwanzig Jahren wurde das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) gegründet. Schauplatz der diesjährigen Jahresversammlung des Vereins, der Deutsche Business Angels Tag, ist erstmals Hamburg. Los ging es bereits am Samstag mit einer Roadshow durch das Hamburger Startup-Ökosystem. Über 100 Teilnehmer konnten dabei erleben, wie vielfältig die Gründerszene in der Hansestadt ist.
Am Sonntag stand dann der erste offizielle Kongresstag auf dem Programm. Nach den Grußworten der BAND-Vorstände Dr. Ute Günther und Dr. Roland Kirchhof sowie von Ralf Sommer, dem Vorstandsvorsitzenden der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB), konnten die Teilnehmer aus eine Reihe von Workshops wählen. Wir haben uns für das schon erwähnte Thema „Startups und Finanzierung“ entschieden und aus den damit verbundenen acht Vorträgen ein paar gute Tipps herausgefiltert.
Viele Business Angels spezialisieren sich
Die Beziehung zwischen einem Business Angel und dem Startup, das er unterstützt, ist in erster Linie natürlich eine Geschäftsbeziehung, doch geht es dabei um deutlich mehr als nur Geld. Das wurde in einer Reihe von Beiträgen deutlich. Für die Investoren ist es zunächst einmal entscheidend, dass sie von der Branche etwas verstehen, in der sie sich engagieren. Professor Detlev Riesner beispielsweise hat sich ganz auf den Bereich Biotech spezialisiert, mit durchschlagendem Erfolg: Qiagen, das er 1984 zusammen mit drei Studenten gründete, ist längst ein Weltunternehmen mit fast 5.000 Mitarbeitern. Tipp also an alle Startups: Bei der Suche nach Angels solche ansprechen, die in eurer Branche bereits Zeichen gesetzt haben.
Was passieren kann, wenn ein Startup an den falschen Investor gerät, erzählte Felix Leonhardt, Gründer des Food-Startups purefood, im Gespräch mit Doreen Hotze, Leiterin des Gründungszentrums der Handelskammer. Felix hatte einen Angel im Investorenteam, der irgendwann sämtliche Entscheidungen einfach blockierte, ohne eine schlüssige Begründung zu liefern. Nur mit Mühe und Not konnte er schließlich dazu gebracht werden, sein Engagement ganz zu beenden und purefood keine Steine mehr in den Weg zu legen. Seither stellt sich Felix bei Geschäftspartnern auch folgende Frage: „Würde ich mit diesem Menschen in den Urlaub fahren wollen?“ Zudem sei die Motivation ein wesentlicher Faktor, das „Warum“. Dagegen komme es nicht darauf an, ob man ein Prozent Unternehmensanteile mehr oder weniger abgeben müsse.
Wie der perfekte Pitch aussieht – und wie nicht
Die Frage nach der Motivation ist neben der Branchenkenntnis für die Angels tatsächlich ein wesentliches Kriterium, das bestätigten mehrere Redner. Idealismus spielt, bei aller Geschäftstüchtigkeit, auch bei ihnen oft eine große Rolle. Aber natürlich möchten sie bei einem Pitch auf allen Ebenen überzeugt werden. Worauf es dabei ankommt, fasste Magnus Höfer, Geschäftsführer der GMH-Ventures GmbH zusammen. Perfekt müsse der gar nicht sein, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren. Hier sind die sieben Pitch-Todsünden, die es seiner Meinung nach unbedingt zu vermeiden gilt:
- Immer das gleiche Pitchdeck. Jeder Pitch sollte dem Ereignis und dem Publikum angepasst sein.
- Schlechtes Zeitmanagement. Viele Gründerinnen und Gründer haben so viel zu erzählen, das sie stundenlang über ihr Startup reden könnten. Ein Pitch dauert meist aber nicht länger als fünf Minuten. Also, auf den Punkt kommen!
- Mangelnde Authentizität. Ein zu durchgestyltes Pitchdeck sieht zwar toll aus, kann aber unglaubwürdig wirken.
- Unklare Botschaften. Ein Pitch ist kein wissenschaftlicher Vortrag. Nur verständliche, klare Aussagen werden überzeugen.
- Zu viele Buzzword und Übertreibungen. Nicht jedes Startup wird mit künstlicher Intelligenz die Weltherrschaft erreichen.
- Fragen nicht als Chance begreifen. Eine kritische Frage ist kein Angriff, sondern ein Zeichen von Interesse.
- Keine Leads generieren. Der beste Pitch verpufft, wenn er zu keinen Anschlusskontakten und -gesprächen führt.
Ein Förderprogramm für Business Angels
Business Angels sind selbstverständlich nicht die einzige Finanzierungsquelle für Startups, weshalb in dem Workshop auch öffentliche Förderprojekte vorgestellt wurden. Die Möglichkeiten, die die IFB und der High-Tech Gründerfonds bieten, sind in Startup-Kreisen schon ziemlich bekannt und wurden in unserem Blog auch schon vorgestellt. Deshalb konzentrieren wir uns hier auf den INVEST-Zuschuss für Wagniskapital vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Wobei der auch nicht wirklich unbekannt ist: Über 5.000 Anträge sind in den fünf Jahren seines Bestehens eingegangen. Allein 2017 kamen 1.200 Unternehmen und 1.700 Investoren in seinen Genuss.
Das Besondere an INVEST: Gefördert werden nicht die Startups selbst, sondern deren Business Angels. Die erhalten einen steuerfreien Zuschuss in Höhe von 20 % ihrer Beteiligung. Maximal stehen jährlich 500.000 Euro pro Investor und drei Millionen Euro pro Unternehmen zur Verfügung. Die Startups müssen ihren Sitz im europäischen Wirtschaftsraum haben, eine Kapitalgesellschaft sein und ein innovatives Geschäftsmodell vorweisen können. Das Antragsverfahren ist relativ unkompliziert: Vom ersten Antrag bis zur Auszahlung des Zuschusses sollten nicht mehr als sechs bis acht Wochen vergehen.
Der Abend hatte viele Gewinner
Trotz der Fülle an Informationen und Themen waren die Workshops pünktlich kurz vor 17 Uhr beendet, und das hatte eine vermeintlich guten Grund. Rechtzeitig zum Anpfiff des Spiels Deutschland – Mexiko verwandelte sich nämlich der Albert Schäfer Saal der Handelskammer zur Public Viewing-Zone. Das Ergebnis ist bekannt, deshalb gehen wir lieber gleich zum wesentlich erfreulicheren Ausklang des Tages über.
Hamburg von seiner glanzvollsten Seite erlebten die Teilnehmer des Business Angels Tags bei einer mehrstündigen Fahrt auf der Elbe; Start- und Zielpunkt war die Elbphilharmonie. Auf der MS Hamburg erwartete die Gäste nicht nur ein üppiges Buffet, sondern vor allem eine Preisverleihung. Als „Europas weiblicher Business Angel des Jahres 2018“ gewann Susanne Porsche die „Goldene Aurora“. Die Filmproduzentin und Investorin war leider nicht an Bord, im Gegensatz zu Florian Huber. Er bekam die „Goldende Nase“ von Christian Hirte, parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, überreicht und darf sich jetzt „Business Angel des Jahres 2018“ nennen. Gleich fünf von ihm geförderte Startups hatten ihn nominiert.
Weitere Gewinner des Abends waren definitiv die Elbe und der prächtige Hamburger Hafen, die sicherlich einige Besucher motivierten, bald in die Hansestadt zurückzukehren – hoffentlich auch um zu investieren! Gute Argumente für den Standort Hamburg gibt es sicherlich zudem am abschließenden Kongresstag am Montag in der Hamburg Messe. Die gesamte Veranstaltung hat über 600 Teilnehmer angelockt, darunter 120 Speaker, und rund 150 Startups die Gelegenheit gegeben sich zu präsentieren. Drücken wir die Daumen, dass dabei viele zukunftsweisende Kontakte entstanden sind, und dass wir das BAND bald wieder in Hamburg begrüßen dürfen!