Breeze: Wirbel um negative Presseberichte
In dieser Woche geriet das Hamburger Startup Breeze Technologies mit der Meldung in die Schlagzeilen, ein von ihm im Harz installiertes Frühwarnsystem für Waldbrände habe versagt. Was ist dran an der Geschichte? Wir sind der Frage nachgegangen und haben dabei auch mit dem Gründer Robert Heinecke gesprochen.
Berichte von Bild bis tagesschau
„Jede Presse ist gute Presse“ lautet eine vermeintliche Weisheit. Das diese längst nicht immer gilt, musste Anfang der Woche das Hamburger Startup Breeze Technolgies erfahren. Eine Reihe reichweitenstarker Medien hatten über es berichtet, und zwar in Artikeln mit Schlagzeilen wie „Sinnlos-Sensoren versagen bei Waldbrand“ (Bild), „Trotz mehrerer Waldbrände: Sensoren im Nationalpark Harz lösen keinen Alarm aus“ (tagesschau) oder „Waldbrandsensoren im Harz lösen bei Bränden nicht aus“ (Deutschlandfunk). Seinen Ursprung hat die Geschichte in einem Beitrag des MDR vom 30. Dezember über die Waldbrandgefahr im Harz.
Unter anderem werden dort im Sommer 2023 aufgestellte Waldbrandsensoren erwähnt. Die sollen bei zwei Bränden, im Mai und September 2024, nicht den erhofften Dienst getan haben. In diesem Zusammenhang wird Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz, zitiert. In dem Beitrag heißt es: „Wir wissen alle, dass Sensoren direkt in der Rauchfahne standen“, erinnert sich der Nationalparkchef. Doch Alarm geschlagen hätten sie bei der Leitzentrale nicht. „Selbst wenn die Technik noch nicht so richtig ausgereift ist“, so sein Angebot gegenüber den Betreibern des Pilotprojektes, will Roland Pietsch an der Kooperation festhalten. „Aber wir müssen natürlich gucken, ist das ein System, auf das wir uns auch verlassen können?“
Breeze reagiert mit einer Stellungnahme
Der Name „Breeze Technologies“ fällt in dem Beitrag noch nicht und er sorgt am Ende des Jahres auch kaum für Aufsehen. Beides ändert sich, als der mdr das Thema erneut aufgreift und mit ihm, wie erwähnt, viele andere Medien. Keines davon hatte das Startup zu den Vorwürfen vorher befragt. Eine solche geballte negative Berichterstattung kann für ein Startup wie Breeze, das vom Vertrauen in seine innovative Technologie lebt, fatale Folgen haben. Das Team um Gründer und CEO Robert Heinecke beauftrage deshalb eine auf Krisenkommunikation spezialisierte Agentur und veröffentlichte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Dort wird zunächst das Projekt dargestellt:
Im Rahmen eines Modellprojektes waren seit Anfang 2023 insgesamt 21 Sensoren zur Waldbrandfrüherkennung im Harz im Einsatz. Zwölf dieser Sensoren befinden sich seit Januar 2023 in der Region rund um die Stadt Blankenburg, außerhalb des Nationalparks Harz. Sie wurden vom Unternehmen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Weitere neun Sensoren wurden im Gebiet des Nationalparks Harz installiert und im Juli 2023 in Betrieb genommen. Lediglich sechs davon hat der Nationalpark Harz teilweise finanziert (ca. 29.000 Euro inklusive Umsatzsteuer für die Investition und den Betrieb im ersten Jahr). Drei Sensoren wurden dem Nationalpark kostenfrei zur Verfügung gestellt. Mit den neun Sensoren können etwa 30 Prozent der Waldfläche im Nationalpark Harz überwacht werden.
Inklusive des erfolgreichen Testlaufs mit allen vor Ort Beteiligten im März 2023 gab es insgesamt sechs Brandereignisse in dem Gebiet, in dem die Sensoren im Harz installiert sind. Davon wurden vier erfolgreich erkannt und automatisiert gemeldet. Unter anderem gehörte dazu auch ein Funktionstest am 5. April 2023 während der öffentlichen Sitzung des Krisenstabs Wald in Blankenburg, in gemeinsamer Durchführung mit der Freiwilligen Feuerwehr Blankenburg. Dabei wurde ein Feuer entfacht; der in Windrichtung installierte Waldbrandsensor hat diesen Brand innerhalb weniger Minuten erfolgreich erkannt. Weitere automatische Feuerdetektionen gab es am 14. August 2023 und am 30. August 2023.
Warum das System nicht reagiert haben soll
Entscheidend für die aktuelle Berichterstattung waren wie gesagt die Geschehnisse bei den Waldbränden im vergangenen Jahr. Warum dort die Sensoren nicht reagiert haben, erklärt Breeze folgendermaßen: Bei zwei Brandereignissen, die am 1. Mai 2024 und am 6. September 2024 im Gebiet des Nationalparks Harzauftraten, konnte das System nicht reagieren. Ursache dafür war einerseits das Nichtvorhandensein von Sensoren in dem betreffenden Gebiet. Andererseits stand in einem Fall der Wind so ungünstig, dass ein Erkennen nicht möglich war. Demnach reagiert das System dann, wenn ein Brand gerade entsteht. Bei einem bereits großflächig entfachten Feuer erfolgt dagegen keine Meldung. Das ist unter anderem deshalb so gewollt, damit der Rauch, den die Dampflokomotive der Harzer Schmalspurbahn ausstößt, nicht regelmäßig zu falschem Alarm führt.
Folgt man dieser Erklärung, dann haben die Sensoren des Frühwarnsystems also keineswegs versagt, sondern konnten nur aufgrund unglücklicher Umstände keine Meldung auslösen. Die grundsätzliche Funktionsfähigkeit sei mehrfach bewiesen, beispielsweise sei 2023 einmal sogar ein illegales Lagerfeuer aufgespürt worden, berichtet Robert Heinecke. Tests in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Heimatschutzorganisation hätten ebenfalls zu positiven Ergebnissen geführt, sowohl im Labor als auch im Feldversuch. Mehrere Medien haben ihre Beiträge inzwischen um Teile der Stellungnahme von Breeze ergänzt, die ursprünglichen Aussagen aber beibehalten.
Wie geht es weiter für Breeze?
Wie es nun weitergeht, ist ungewiss. Laut einer dpa-Meldung, die zahlreichen Medien fast wortgleich übernommen haben, prüfe das Wirtschafts- und Forstministerium Sachsen-Anhalts derzeit, warum die Detektoren nicht angeschlagen hätten. Bei Robert Heinecke hat es diesbezüglich bisher nicht nachgefragt, doch der Geschäftsführer stehe jederzeit für Gespräche zur Verfügung. Bisher lief der Kontakt zur Zusammenarbeit direkt über den Nationalpark Harz, auch im unmittelbaren Nachklang zu den beiden nicht gemeldeten Bränden. Die Bestätigung, dass das Projekt trotz der Bedenken weitergeführt werden soll, ist bei Breeze bisher nicht angekommen. Inwieweit die aktuelle Berichterstattung die Beziehungen zu bestehenden und potenziellen Partnern von Breeze gefährden könnte, ist ebenfalls noch nicht abzusehen. Kein angenehmer Start ins neue Jahr für das 2015 gegründete Unternehmen, das sich die Verbesserung der Luftqualität zum Ziel gesetzt hat. Robert Heinecke blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft, schließlich sei die Funktionsweise seiner Sensoren nachgewiesen.
Fotos: Breeze Technologies