Black Female Business bringt Schwarze Gründerinnen nach vorn
Netzwerke sind in der Startup-Welt unter anderem dazu da, um sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen machen wie man selbst. Was aber, wenn ich diese Menschen bei den üblichen Veranstaltungen nicht finde, weil ich nicht Teil der Mehrheitsgesellschaft bin? Dann gründe ich eben mein eigenes Netzwerk, so wie es Mariam Guédé und Lioba Jarju mit Black Female Business getan haben. Damit gewannen sie dieses Jahr bei unserem Wettbewerb STARTERiN Hamburg 2023 in der Kategorie „Impact“.
Mariam Guédé hat Betriebswirtschaft studiert, für die Ad-Tech-Plattform Smaato gearbeitet und 2017 das Naturkosmetik-Startup Miacosa gegründet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde ihr klar, dass man im Geschäftsleben am besten vorankommt, wenn man sich ein umfangreiches Netzwerk aufbaut. Doch bei den einschlägigen Veranstaltungen fühlte sie sich oft unwohl, denn zumeist war sie die einzige Schwarze im Raum. Selbst bei Treffen, die speziell auf Gründerinnen zugeschnitten waren, blieb sie in der Außenseiterinposition, die eine unbefangene Konversation erschwerte. Also kam sie auf die Idee, einen eigenen Brunch zum Netzwerken zu veranstalten, damals noch adressiert an alle Gründerinnen und Gründer.
Black Female Business ist ein Netzwerk mit Online-Schwerpunkt
Lioba Jarju, Sozialwissenschaftlerin und systemische Coachin mit Know-how im Bereich Eventorganisation, erfuhr davon und war von der Idee begeistert. Als Schwarze in Deutschland ähnliche Erfahrungen gemacht wie Mariam. Sie stellten fest, dass sie sich in ihren Kompetenzen und Persönlichkeiten gut ergänzten, und wollten es bei dem einen Brunch nicht belassen. Allerdings sollten sich zukünftige Veranstaltungen speziell an Schwarze Frauen eichten. Eigentlich sollte es schon 2020 unter der Flagge des von ihnen gründeten Netzwerks Black Female Business mit weiteren Events losgehen, doch die Covid-Pandemie mit ihren zahlreichen Beschränkungen machte ihnen vorerst einen Strich durch die Rechnung.
Im Sommer 2021 war es dann endlich so weit, im eeden, einem feministischen Coworking Space, fand die erste Präsenzveranstaltung von Black Female Business statt. Ein schöner Erfolg mit Teilnehmerinnen längst nicht nur aus Hamburg. Das machte den beiden Gründerinnen deutlich, dass sie ihre Zielgruppe in einem Punkt falsch eingeschätzt hatten. Schwarze Gründerinnen finden sich nicht nur in Metropolen wie Hamburg oder Berlin, sie sind über das ganze Land verstreut. Ein umfassendes Netzwerk ließe sich also am besten über das Internet aufbauen. Schaut man in die aktuelle Eventübersicht, so sind dort Onlineveranstaltungen immer noch in der Überzahl.
Schwarze Vorbilder zeigen, wie es geht
Besonders beliebt sind die Digital Empowerment Lunches, die zum allgemeinen Gedankenaustausch einladen. Es gibt aber auch Workshops, die fundamentale Startup-Themen wie Finanzierungen oder Marketing behandeln. Was sie von anderen Angeboten dieser Art unterscheidet, sind die Referentinnen. Es sind Schwarze Frauen, die als glaubwürdige Vorbilder dienen, weil sie sehr ähnliche Herausforderungen zu meistern haben wie ihre Zuhörerinnen. Da spielt es keine Rolle, ob sie in Deutschland geboren sind, aus den USA stammen oder einem der vielen, kulturell sehr unterschiedlichen Länder Afrikas: Ihr Schwarzsein eint sie in ihren Erfahrungen.
Black Female Business hat zweifellos eine starke soziale und auch gesellschaftspolitische Komponente, doch legen die Gründerinnen Wert darauf, dass sie mit ihrem Unternehmen auch umsatzorientiert agieren. Einnahmen bringen aufwendigere Events wie Workshops und Retreats, eine Mischung aus Kurzurlaub und Business Sessions. Es besteht auch der Plan, Unternehmen zum Thema Diversität zu beraten und das Netzwerk international auszuweiten. Im Hinterkopf bleibt dabei immer der Wunsch, Schwarzen Gründerinnen mehr Sichtbarkeit und einen sichereren Platz in unserer Gesellschaft zu verschaffen. Ein Schritt in diese Richtung bedeutete auch der Erfolg bei unserem STARTERiN-Wettbewerb. Es war der erste Preis für Mariam und Lioba. Mögen noch viele weitere folgen.