Bits & Pretzels 2016 Review: Aus Startup Sicht – Gastbeitrag von Juliana Holtzheimer
Um es Euch direkt vorweg zu nehmen: Während der letzten drei Tage hätte ich mich am liebsten gedrittelt. Und dass, obwohl ich trotz eines herausragenden Line Ups nicht sicher war, ob es den Aufwand und die Kosten – Stichwort Münchener Hotelpreise während des Oktoberfests – wirklich lohnt.
Ich muss verrückt gewesen sein, nur eine Sekunde zu zweifeln.
Wer die Bits & Pretzels, die nun zum vierten mal stattgefunden hat, nicht kennt, dem soll gesagt sein, man bekommt, was versprochen wird. Networking, Vorträge und Workshops vom feinsten mit internationalem Vibe, Wiesn Stimmung und 150 %igem Gründer Flair.
Nathan Blecharczyk, Florian Geschwandter, Kevin Spacey… und Sir Richard Branson persönlich, von dem ich jetzt weiß, dass er mich, sollte er den Artikel lesen, direkt des Name Droppings bezichtigen würde. Kleiner Insider.
Es wird nicht ganz einfach, die Highlights rauszupicken und da das mit dem dritteln auch nicht ganz funktioniert hat, konnte ich nicht alles sehen. Aber das waren meine ganz persönlichen Top Drei.
#3
Bei JAN ‘N JUNE bin ich für das Marketing zuständig. Eine von hundertfünfundfünfzig weiteren Aufgaben und eine bei der ich noch viel lernen muss. Kein Wunder also, dass mich Neil Patel’s Masterclass zum Thema How to promote your product direkt in die erste Reihe zog.
Na gut, die erste Reihe war eher meiner fehlenden Brille geschuldet, von der ich jetzt weiß, dass ich sie definitiv brauche. Ich muss aber sagen, der Vortrag hatte es in sich. Inhaltlich war er gut, verständlich und ich werde sicherlich auch ein paar seiner Tricks umsetzen.
Laut Neil sind das die drei wichtigsten Punkte, selbstverständlich alle miteinander interagierend: Verstehe deine Daten, sei kreativ, es geht um mehr als einseitige Kommunikation. Dazu brachte er eine Tüte voll konkreter Beispiele mit.
Was mich aber am meisten faszinierte, war Neils Fähigkeit, ausnahmslos alle Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Dieser Mann könnte problemlos und innerhalb weniger Minuten Arnold Schwarzenegger ein Tütü andrehen oder Donald Trump ein wenig Menschlichkeit.
Fazit: Sich in Eloquenz üben und Dinge absolut ohne jegliche Umschweife auf den Punkt bringen zahlt sich aus. Literally, denn dieser Mann macht neben seiner vier Startups zusätzlich 10.000$ täglich durch Webinare.
#2
Einige kennen die Airbnb Geschichte vielleicht schon, ich kannte sie noch nicht in allen Details.
Kurz gefasst geht sie so: Miete erhöht sich um 25%, drei Männern passt das gar nicht, einer zieht aus, wegen einer Veranstaltung gibt es in San Francisco keine Übernachtungsmöglichkeiten, freies Zimmer wird kurzerhand vermietet, Air Bed and Breakfast entsteht, 3 Männer sind von der Idee überzeugt, 2 Jahre lang verdienen sie damit gerade 200$ im Monat.
Investoren verlassen mitten im Pitch den Raum, Mentoren verweisen erst zart dann hart auf andere Ideen, bis jemand vorschlägt, das Network menschlicher zu gestalten, die bis dato erfolgreichste Stadt mit 40 Usern, New York City, wird besucht, 3 Männer lernen diese 40 User kennen, machen Fotos von den Häusern und den Menschen, plötzlich geht das ganze durch die Decke.
Fazit: Nathan Blecharczyk hat klar gemacht, wie schwierig der Weg nach oben ist, wie häufig man fällt, wie oft es einen Schritt nach vorn und zwei wieder zurück geht, was Ausdauer bedeutet und ganz nebenbei, wie unglaublich sympathisch es wirkt, seine Schwächen zu zeigen und so die Sympathien der Zuhörer zu gewinnen.
Übrigens falls ihr Euch das auch fragt, Nathan hat, so sagt er jedenfalls, via Airbnb seine Unterkunft im München gebucht.
#1
Keine Frage, Richard Branson erwarteten alle mit leuchtenden Augen. Andere Vorträge wurden fluchtartig verlassen, Diskussionen überhitzen als es um das Freihalten von Sitzplätzen ging (How very German of you!) und bevor der Sir höchstpersönlich auf die Bühne kam verwandelte sich der Raum fast schon in erwartungsvolle Groupies vor einem Konzert.
Keine Fotos bitte. Keiner hielt sich daran. Wahrscheinlich eine Once in a Lifetime Möglichkeit, ich finde, da darf man schon mal ein wenig abdrehen.
Zunächst wirkte Mr. Branson ein kleines bisschen unsicher, aber bereits nach wenigen Sekunden brach er das Eis mit Charme, Witz und einer ganzen Portion Nahbarkeit. Letzteres hatte ich auch so nicht erwartet, umso mehr Sympathiepunkte bekam er.
Anderthalb Stunden vergingen wie im Flug, die Journalistin fragte nach und quetschte aus. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, fast alles wurde behandelt.
Weiter rieselte es Punkte als er sich im Namen seines Landes für den Brexit entschuldigte und zu einem späteren Zeitpunkt einwarf, dass alle nachhaltigen Ideen und Maßnahmen steuerlich gefördert, während andere Industrien wie die Luftfahrt noch mehr zur Kasse gebeten werden sollten.
Und das von dem Virgin Airline Gründer persönlich. Mein Herz hüpfte, denn Nachhaltigkeit ist bei unserem Unternehmen das täglich Brot.
Der Eindruck, der blieb? Dieser Mann ist absolut genial mit einer Prise Bubenhaftigkeit, Schalk und ziemlich großen Träumen, die er sich einfach mal erfüllt. Wieso auch nicht.
Networking auf der Wiesn
Abgerundet wurden diese zwei Tage übrigens durch Networking auf dem Oktoberfest. Table Captains, also Tischherren oder –damen, konnten vorher gewählt werden, sodass jeder dort saß, wo es was zu holen gab. Und das wurde auch ordentlich ausgeschlachtet.
Innere Notiz für das nächste Mal: Es gibt immer einen am Tisch, der den Table Captain beschlagnahmt. Sich höflich einbringen ist absolut ok. Das sind schließlich die Wiesn und nicht ein Candle Light Dinner.
Ich komme waschecht aus dem Norden, insofern war ich skeptisch, was das Setting angeht. Und ja, die erste Maß um neun Uhr in der Früh war gewöhnungsbedürftig.
Aber um es kurz zu machen: so viele Visitenkarten bin ich wohl noch nie losgeworden und die Stimmung war feucht fröhlich.
Nächstes Jahr geht es auf jeden Fall wieder nach München, hoffentlich mit meiner Co-Founderin Anna. Schaden kann es nicht, wenn direkt beide inspiriert hoch tausend nach Hause fahren. Insofern: See you there!
Über Juliana Holtzheimer
Juliana Holtzheimer ist Mitgründerin des Hamburger Modelabels JAN ‘N JUNE und dort unter anderem zuständig für Marketing, Design, Social Media und Production Management.
Über JAN´N JUNE
JAN´N June macht nachhaltige udn bezahlte Damenmode. Ihr Profil bei uns im Monitor.
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