Between the Towers machte Appetit auf Fintech
Between the Towers – eine Veranstaltung dieses Namens könnte in Hamburg bei den „Tanzenden Türmen“ stattfinden, vielleicht im Mojo Club. Ja, vielleicht, aber da das Thema nicht Musik, sondern Fintech und Startups war, erwies sich das betahaus als der geeignetere Standort für die Hamburgpremiere einer etablierten Eventreihe.
Between the Towers gibt es nämlich schon seit Oktober 2014 und ist die erste Initiative ihrer Art in Kontinentaleuropa. Einmal im Monat treffen sich seither in Frankfurt die Koriphäen der Fintech-Szene zum Pitchen, Netzwerken und Klönen (auch wenn der Hesse das wahrscheinlich anders nennt). Die bisherige Bilanz: 21 Events, 86 Pitches, 35 Redner und 2843 Teilnehmer.
Nun finden sich nicht nur in Frankfurt aufregende Fintech-Startups, wie der Veranstalter, der main incubator der Commerzbank, neidlos anerkennt, sondern längst auch in Hamburg. Die logische Konsequenz: Between the Towers erstmals auch in der Hansestadt, und zwar am 22. Juni 2016. Trotz traumhaften Sommerwetters und Fußball live überall im Schanzenviertel (mit einem spektakulären 3:3 zwischen Ungarn und Portugal), war die Premiere hervorragend besucht.
Das Publikum erwartete ein prallvolles Programm, das wie ein Rundgang durch die Fintech-Welt funktionierte. Das Motto des Abends lautete „Smart Banking: Co-opetition?“ Was damit gemeint war, erklärte Arno Walter, CEO der comdirect Bank AG, in seinem Einführungsvortrag.
Wie sich aus dem Kunstwort ableiten lässt: eine Mischung aus Wettbewerb und Kooperation. Wobei der Schwerpunkt klar auf der Zusammenarbeit liegt, denn wie alle Branchen muss auch das Bankgewerbe mit der fortschreitenden Digitalisierung Schritt halten. Da sich die 1994 gegründete comdirect als internetaffine Direktbank selbst noch ein bisschen wie ein Startup sieht, gibt es kaum Berührungsängste und viele Möglichenkeiten für gemeinsame Projekte mit Fintechs.
Co-opetition: Fintechs und etablierte Banken sind aufeinander angewiesen
Schließlich braucht man sich gegenseitig; hier die jungen, dynamischen Startups mit unkonventionellen Ideen, dort die etablierten Banken mit dem Know-how, der Finanzkraft und dem riesigen Kundenstamm. Der erwartet eine neue Flexibilität, gerade in Zeiten extrem niedriger Zinsen, wie Andreas Wiethölter, CMO vom Hamburger Startup Zinspilot (Deposit Solution), berichtete. Deren Angebot eines Spardepots für Tages- und Festgeldanlagen würde ohne enge Kollaboration mit verschiedenen Finanzinstituten gar nicht funktionieren.
Die Commerzbank macht da auf jeden Fall mit und schickte zu Between the Towers zwei Protagonisten, die kurz und knackig über ihre Rolle bei der Co-opetition referierten. Jonas Sowa, Head of Digital Business Development, kümmert sich vornehmlich um den neuen digitalen Mittelstand, Jan-Peter Müller leitet den Start-up HUB Nord. Der betreut mit einem über 30-köpfigen Team junge Unternehmen, natürlich nicht nur Fintechs.
Um die geht es dann wieder in der comdirect Start-up Garage unter der Leitung von Mariusz Bodek. Hier sind Startups nicht Kunden oder fertige Kooperationspartner, sondern bekommen die Chance, sich und ihr Geschäftsmodell mit kompetenter Unterstützung von Bankprofis zu entwickeln. Dass sich das Förderprojekt im betahaus im Schanzenviertel angesiedelt hat und nicht beispielsweise in Frankfurt, hängt sicherlich auch mit dem Firmensitz der comdirect in Quickborn zu tun, aber nicht nur: „Hamburg ist ein ganz wichtiger Fintec-Standort“, betonte Bodek und rief dazu auf, sich für das Programm zu bewerben.
Ebenfalls einiges zu bieten hat Berlin, das an diesem Abend von Sascha Dewald, CEO von FinReach, vertreten wurde. Dessen Mission: Menschen den Wechsel ihres Girokontos leichter zu machen. Sechs von zehn Bankkunden würden das laut einer Umfrage gerne tun, doch den meisten sind der Aufwand und die damit verbundenen befürchteten Komplikationen zu groß. FinReach verspricht, die ganze Prozedur auf zehn Minuten zu verkürzen.
Dinge einfacher machen, darauf basiert auch das Geschäftsprinzip von payever aus Hamburg, das CEO Artur Schlaht vorstellte. Zielgruppe sind hier kleinere Online-Shops, die ihren Kunden Bezahllösungen wie die ganz Großen anbieten wollen. Einen großen Partner hat payever für seinen Paymentbaukasten, der sich per App verwalten lässt, schon gefunden, nämlich die Santander Bank.
Zum Abschluss des Abends konnte das Publikum noch etwas für seine Fitness tun. Dafür sorgte FinGym, ein aktueller Teilnehmer der Start-up Garage. Dabei geht es den Hamburger Newcomern nicht so sehr um das körperliche Wohlbefinden, sondern vielmehr um die Vermittlung von Finanzwissen, denn da hat der Deutsche an sich noch einigen Nachholbedarf – 34 Millionen potenzielle Kunden hat FinGym errechnet. Die erwartet ein intensives Schulungsprogramm, nach dessem erfolgreichen Abschluss einem in Finanzfragen keiner mehr was vormachen kann. Ein erstes Training soll schon Mitte Juli über die Bühne gehen; man darf gespannt sein.
Between the Towers kann gerne wiederkommen!
Damit ging ein sehr informativer Abend zu Ende, und der „Gaststar“ Ali Jelveh, der über die neuesten Entwicklungen bei Protonet berichtete, soll auch nicht unerwähnt bleiben. „Was, das wars schon?“, fragt jetzt vielleicht der eine oder andere Leser, der gern noch mehr erfahren hätte. Der kann auf die nächste Hamburg-Ausgabe von Between the Towers hoffen, die nach dem Premierenerfolg eigentlich sicher sein sollte. Und wir von Hamburg Startups versprechen: Über die Hamburger Fintechs, die Start-up Garage und viele weitere verwandte Themen wird in unserem Dossier noch ausführlich zu lesen sein!
Fintechs made in Hamburg – unserer Hamburg Startups Dossier
Um dem Fintech-Standort Hamburg ein wenig besser kennen zu lernen, hat Hamburg Startups gemeinsam mit den Partnern comdirect bank AG, der Sutor Bank und der Ginkgo Management Consulting das Hamburg Startups Fintech-Dossier ins Leben gerufen. Der Sommer 2016 steht somit ganz im Zeichen der Finanzbranche: Mit spannenden Insights in das Hamburger Fintech-Ökosystem, Portaits- und Interviewreihen sowie interessanten Gastbeiträgen unserer hiesigen Fintech-Experten.
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