besser zuhause will Vision vom besseren Altwerden verwirklichen
Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft und die damit verbundene steigende Nachfrage nach Altenpflege ist eines der ganz großen Zukunftsthemen. Die meisten Senioren würden lieber in ihrer vertrauten Wohnung bleiben statt in ein Heim zu ziehen. Ihnen hilft das Startup besser zuhause beim barrierefreien Wohnungsumbau, der sogar staatlich bezuschusst wird.
Fast 3,7 Millionen Menschen beziehen laut dem Bundesministerium für Gesundheit Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung (Stand: 31.12.2018). Etwas über 2,9 Millionen von ihnen können ambulant betreut werden, müssen also nicht in Heimen leben. Wie genau sich diese Zahlen in den kommenden Jahren entwickeln werden, darüber gibt es unterschiedliche Prognosen. Eines aber ist sicher: Angesichts der fortschreitenden Alterung der deutschen Gesellschaft insgesamt und steigender Lebenserwartung wird das Thema Pflege an Bedeutung noch erheblich zunehmen.
Ein Gesetz verleiht Anspruch auf bis zu 4.000 Euro für eine Umbaumaßnahme
Da jetzt schon ein Mangel an professionellen Pflegekräften herrscht und sich diese Situation wohl eher verschärfen als entspannen wird, muss es Ziel sein, dass alte Menschen ihr Leben in weiten Teilen auch ohne fremde Hilfe führen können. Das sieht auch der Staat so, weshalb in der Sozialgesetzgebung folgende Regelung gilt (§ 40 SGB XI):
„Die Pflegekassen können subsidiär finanzielle Zuschüsse für Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen Wohnumfeldes des Pflegebedürftigen gewähren, beispielsweise für technische Hilfen im Haushalt, wenn dadurch im Einzelfall die häusliche Pflege ermöglicht oder erheblich erleichtert oder eine möglichst selbständige Lebensführung des Pflegebedürftigen wiederhergestellt wird. Die Zuschüsse dürfen einen Betrag in Höhe von 4.000 Euro je Maßnahme nicht übersteigen. Leben mehrere Pflegebedürftige in einer gemeinsamen Wohnung, dürfen die Zuschüsse für Maßnahmen zur Verbesserung des gemeinsamen Wohnumfeldes einen Betrag in Höhe von 4.000 Euro je Pflegebedürftigem nicht übersteigen. (…)“
besser zuhause kümmert sich um den gesamten Prozess
Kurz gesagt: Für Umbaumaßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung stehen nicht unerhebliche Gelder zur Verfügung. Nur wissen das längst nicht alle Betroffenen, oder sie scheuen die aufwendige Beantragung und Planung. Hier tritt nun das Hamburger Startup besser zuhause in Aktion. Es berät seine Kunden direkt vor Ort, übernimmt den Antrag auf den Pflegezuschuss, kümmert sich um die Planung und Umsetzung durch zuverlässige Handwerksbetriebe und schließlich um die Abrechnung. Förderungswürdige Umbauten sind vor allem in Küche und Bad möglich. Dazu gehören rutschfeste Böden, bodengleiche Duschen statt Badewannen oder erhöhte Toiletten. Haltegriffe und Handläufe bieten im gesamten Wohnbereich mehr Sicherheit, Rampen erleichtern den Einsatz von Rollatoren.
Für Hans Nolte, den Gründer von besser zuhause, ist das im Juli 2019 offiziell gestartete Unternehmen nicht der erste Ausflug in die Pflegebranche. Bereits 2011 gründete er zusammen mit Jörg Zimmermann das Startup CommittMed, das die Pflegebox im Abo-Modell vertreibt. 2018 gelang der Verkauf an den Münchener VC Yabeo. Prof. Ronald Richter, ein Experte für Sozialrecht und bei besser zuhause für juristische Fragen und Controlling zuständig, kennt Hans Nolte schon länger, die weiteren Mitglieder sind Michele Munzel (Marketing) und der ebenfalls als Geschäftsführer fungierende Leif Lewinski. Zusammengefunden hat das Team übrigens über das Programm des Founder Institute in Hamburg.
Krankenkassen sind der erste Ansprechpartner
Da das Startup über gute Kontakte verfügt und in größeren Mengen einkaufen kann, erhält es bei Zulieferern günstige Konditionen. An die verpartnerten Handwerksbetriebe verkauft es dann die für die Umbaumaßnahmen erforderlichen Waren mit Gewinn weiter. Die potenziellen Endkunden, also die Pflegebedürftigen, sind direkt nur schwer zu erreichen , daher erfolgen Marketing und Vertrieb über verschiedene Kanäle. Krankenkassen sind eine logische Wahl, denn über sie muss man einen Pflegegrad beantragen, der zu dem Bezug der Leistung erst berechtigt. Weitere Multiplikatoren sind Pflegeberatungen, Ärzte, Genossenschaften und nicht zuletzt Familienangehörige, die häufig einen Großteil der Betreuung übernehmen.
Bisher ist besser zuhause nur im Großraum Hamburg aktiv und konzentriert sich auf die genannten Wohnumfeldverbesserungen. Das soll aber nicht so bleiben. Ein zukünftiges Geschäftsfeld bietet der Bereich AAL (Ambient Assited Living), ein speziell auf Senioren ausgerichteter Teilbereich der Automatisierung in den eigenen vier Wänden. Hier kann Smart Home dann viel mehr bedeuten als die Spielerei für Tech-Nerds, die sie manchmal heute noch ist. Zu einem erfüllten Lebensabend trägt aber nicht nur moderne Technologie bei, wichtiger noch ist die zwischenmenschliche Komponente. besser zuhause möchte auch soziale Kontakte vermitteln und fördern und sich so zum umfassenden Beigleiter beim Altern entwickeln.
Fotos: besser zuhause