Bei pilea pergé heißen Pflanzen Helmut und Susi
pilea pergé – hinter diesem edel-geheimnisvollen Namen verbirgt sich ein Online-Versand für Topfpflanzen. Service wird bei diesem jungen Startup groß geschrieben: Das Gründungsteam liefert noch persönlich aus.
Eine eigene Insektenfarm – wäre das nicht eine tolle Idee? Katharina Froh, Florian Wienke und Dominic Voekt haben gemeinsam in Glasgow studiert und ihr Abschlussprojekt diesem Thema gewidmet. Mit dem Master in der Tasche wollten sie 2018 ihre Idee in die Tat umsetzen, doch was in Schottland und auf dem Papier noch verlockend klang, erwies sich in der Praxis und in Hamburg dann doch nicht als wirklich geeignet für das Trio. Das Geschäft ist mühsam und die Liebe zu Insekten war zu klein, um das Projekt ernsthaft weiterzuverfolgen.
Topfpflanzen für Leute ohnen grünen Daumen
Topfpflanzen waren ihnen da deutlich sympathischer und verschönerten ihre frisch bezogenen Wohnungen. Vielleicht ließe sich daraus ja ein Geschäftsmodell entwickeln. Die Zielgruppe war auch schnell definiert: Junge Leute, die nicht über den sprichwörtlichen grünen Daumen verfügen und deshalb möglichst unkomplizierte Pflanzen haben möchten. Leute wie Katharina, Florian und Dominic, die eine Menge von Betriebswirtschaftslehre und Marketing verstehen und sich jetzt das botanische Grundwissen aneigneten. Wie viel Wasser braucht so ein grüner Zimmergenosse, wie viel Licht und unter welchen Bedingungen gedeiht er am besten? All das lernten sie aus eigener Erfahrung.
Februar 2019 machten sie dann ernst mit ihrem Startup pilea pergé. Der Name klingt edel, ist aber ein bisschen erklärungsbedürftig. Fangen wir hinten an. Der Begriff pergé steht für „und so weiter“ oder „und mehr“. Pilea ist der Gattungsname einer Zimmerpflanze, die unter einer Reihe von Namen bekannt ist: Ufopflanze, Elefantenohr und Chinesischer Geldbaum zum Beispiel. Oder auch als Glückstaler. Bei pilea pergé heißt daher sie Felicitas, die Glückliche. Alle Pflanzen haben hier nämlich menschliche Namen, was den Sympathiefaktor noch erhöht. Am beliebtesten ist Helmut, ansonsten als Geigenfeige oder Ficus lyrata genannt.
Hier liefern die Gründer noch persönlich
Im April ging der Shop des Startups online, ganz bewusst als MVP, also in einer möglichst schlicht gehaltenen Version. Im Angebot sind 14 verschiedene Pflanzen, die mit passenden Übertöpfen in zwei Farben verkauft werden. Wer im Internet bestellt, bekommt die Lieferung zu seinem Wunschtermin, und zwar von einem Mitglied aus dem Gründerteam persönlich überbracht. Tipps für die richtige Pflege gibt es gleich dazu, übermäßige Verpackung entfällt dagegen. pilea pergé arbeitet ohne einen Lieferdienstleister wie DHL oder Hermes und besorgt die Pflanzen auf Großmärkten in Hamburg und Schleswig-Holstein. Das Liefergebiet ist daher auf den Raum Hamburg begrenzt.
Dementsprechend überschaubar sind momentan die Umsätze, alle drei haben noch ihre Jobs. Katharina in der Firma ihrer Familie, Florian bei einer Unternehmensberatung und Dominic bei einem E-Scooter-Verleih. Positive Mundpropaganda und ein gelungener Instagram-Aufritt sorgen aber dafür, dass das Geschäft langsam ins Rollen kommt. Besonders erfreulich war die Resonanz beim .garage startups Pitch, wo pilea pergé sowohl den Jury- als auch den Zuschauerpreis abräumen konnte.
plea pergé hat noch ordentlich Potenzial
Die Mehrheit des Publikums konnte sich dort vorstellen, sich eine Zimmerpflanze zuzulegen. Aus der potenziellen Käuferschaft kam die Anregung, eine Art Fragebogen auf der Webseite einzurichten, der die Wahl der richtigen Pflanze erleichtert. Für guten Service sind die Kunden auch bereit, etwas mehr auszugeben als beim Discounter um die Ecke; schon jetzt liegt der durchschnittliche Bestellwert bei über 50 Euro. Und das Geschäft ist definitiv ausbaufähig. Gedacht ist zum Beispiel an einen Pflanzenverleih für Events und an Kunden wie kleine und mittlere Unternehmen, Hotels oder Ausstatter von Ferienwohnungen.
Irgendwann werden Katharina, Florian und Dominic nicht mehr in der Lage sein, Helmut, Felicitas und wie sie alle heißen, persönlich abzuliefern. Das soll dann ein eigener pilea pergé-Bote übernehmen, um das Serviceniveau zu halten. Um ordentlich wachsen zu können, benötigt das bisher komplett eigenfinanzierte Startup natürlich Geld. Plantophile Investoren wären also willkommen. Und wenn die dann Carsten, Günther, Anna oder Susi heißen, steht eine Pflanze ihres Namens schon bereit.
Fotos: pilea pergé