Bei Closelink läuft es wie geschmiert
Die Schifffahrt ist eine altehrwürdige Branche mit langer Tradition, gerade in einer so bedeutenden Hafenstadt wie Hamburg. Bei aller glorreichen Vergangenheit besteht aber die Gefahr, den Anschluss an die Zukunft verpassen. Junge Unternehmen wie Closelink helfen dabei, den Weg in die dringend notwendige Digitalisierung zu meistern. Dafür konnte das Startup kürzlich Investoren gewinnen.
Philippe Lavarde hat seine kaufmännische Ausbildung bei BP gemacht und kennt sich aus im internationalen Reedereigeschäft. Sein Fachgebiet ist der Vertrieb von Schmierölen, die bei Schiffen unverzichtbar sind, damit es an Bord buchstäblich so reibungslos wie möglich zugeht. Im Laufe seiner jahrelangen Tätigkeit für den Großkonzern wurde ihm schnell klar: Vieles lief und läuft in der Schifffahrtsbranche nach wie vor ziemlich intransparent ab. Auf Faxgeräte mag man teilweise immer noch nicht verzichten, die Digitalisierung schreitet nur mit kleinen Schritten voran.
Vertriebserfahrung von BP, IT-Erfahrung von mytaxi
Ab Ende 2014 entwickelte er daher ein Konzept, den Vertrieb von Schiffsbetriebsmitteln über eine Onlineplattform zu organisieren. Branchenerfahrungen hatte er zu diesem Zeitpunkt schon reichlich gesammelt, was ihm fehlte, waren IT-Kenntnisse. Die wiederum bringt sein langjähriger Freund Eike Lawatsch mit. 2011 startete er seine Startup-Karriere als Softwareentwickler bei mytaxi. Aus diesem Team stammt auch Tobias Schumacher, der zum dritten Gründer wurde. Nachdem Philippe nach über zehn Jahren Betriebszugehörigkeit im Mai 2016 bei BP aufgehört hatte, gründeten die drei im September 2016 Closelink und starteten ihre Vertriebsplattform.
Diese beschränkt sich zunächst auf Schmieröle, nicht zuletzt, weil Philippe dort die besten Marktkenntnisse besitzt. Zudem ist der Bedarf groß, da die Stoffe regelrecht verbraucht werden, es gibt also keinen Ölwechsel, einen Tausch Alt gegen Neu, wie beim Auto. Und wir reden hier von durchschnitllich 20 Tonnen pro Lieferung. Kein Wunder, dass großes Interesse an besserer Preistransparenz besteht, bei diesen Größenordnungen lassen sich erhebliche Beträge einsparen.
Der Preis ist aber nicht alles, die Verfügbarkeit ist oft noch wichtiger. Die Versorgung mit neuem Schmieröl kann in der Regel nicht warten, bis ein Schiff gemütlich in seinen Heimathafen zurückgekehrt ist. Über Closelink lassen sich daher Schiffsbewegungen genauso einsehen wie Standorte von potenziellen Lieferanten, auch in weniger frequentierten Häfen. Mit der leicht zu bedienenden Software, für die übrigens eine Nutzungsgebühr erhoben wird, lassen sich die notwendigen Prozesse zwischen Anbietern und Kunden optimieren, was dadurch auch für die Schiffslaufzeiten gilt.
Die Investorensuche war erfolgreich
Der Bedarf ist also unbestreitbar vorhanden, allerdings gleicht die Branche in ihrer Schwerfälligkeit manchmal den in solchen Zusammenhängen vielzitierten Tankern. Bereits Anfang 2017 machte sich das Team von Closelink daher auf die Suche nach geeigneten Investoren. Dabei spielte das Geld nicht die einzige Rolle, ebenso entscheidend war ein umfangreiches Netzwerk. Mit Okee Maritime scheint der richtige Partner gefunden worden zu sein. Okee Maritime ist selbst noch ein junges Hamburger Unternehmen aus der Schifffahrtsbranche. Es investiert in unterschiedliche Schiffsprojekte und tritt dabei als Schiffseigner sowie kommerzieller Manager auf.
„Durch unsere Beteiligung an Closelink, welche ein klares und greifbares Konzept anbietet, wollen wir an der fortschreitenden, dringend notwendigen Digitalisierung in der Schifffahrt partizipieren”, lassen sich die Geschäftsführer Georg von Rantzau und Jan Wolff in einer Pressemitteilung zitieren. Weiterhin beteiligt an dem Ende November abgeschlossenen Seedinvestment im sechsstelligen Bereich ist ein Hamburger Traditionsunternehmen, das ungenannt bleiben möchte. Kein Geheimnis ist dagegen, dass auch Christian Müller Closelink zur Seite steht. Der Mitgründer der Online Marketing Rockstars bringt als Plattformexperte viel Know-how ein und ist einfach ein „cooler Typ“, wie Philippe sagt.
Mit dieser finanziellen und fachlichen Unterstützung will Closelink sein Gründerteam aufstocken und die Internationalisierung vorantreiben. Bisher lief die Plattform in einer Art Betaphase, jetzt geht es in Sachen Vertrieb volle Kraft voraus. Zunächst sollen der deutsche und der europäische Markt erobert werden. Für Asien wäre dann wohl eine üppigere Folgefinanzierung nötig. Weltweit werden jährlich rund 5 Milliarden Euro mit Schmierölen umgesetzt, und das ist nur ein kleiner Teil des Kuchens, von dem Closelink langfristig sein Stück abbekommen möchte.
Der Markt für Schiffsbetriebsmittel ist 150 Milliarden schwer
Satte 150 Milliarden Euro werden pro Jahr für Schiffsbetriebsmittel insgesamt ausgegeben. Dahinter verbergen sich über 3.500 Artikel, vom Toilettenpapier bis zu größeren Ersatzteilen (Treibstoff ist da noch gar nicht dabei). Konkurrenzlos wäre Closelink auf diesem riesigen Markt natürlich nicht. Das skandinavisch-britische Unternehmen ShipsServ beispielsweise ist bereits seit 1999 dabei und damit selbst schon ein ziemliches Dickschiff. Für ein Schnellboot wie Closelink sollten die Chancen da ziemlich gut aussehen.
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