Apollo Ventures sagt altersbedingten Krankheiten den Kampf an
Der medizinische Fortschritt macht es möglich: Die Menschen werden immer älter, und zwar weltweit. Viele altersbedingte Krankheiten sind aber längst noch nicht besiegt. Das Hamburger Investmentunternehmen Apollo Ventures finanziert nun Wissenschaftler und Startups, die sich mit den entscheidenden Faktoren des Alterns beschäftigen.
Im März 2018 veröffentliche das Statistische Bundesamt in Wiesbaden die aktuellsten Zahlen zur Lebenserwartung in Deutschland. Demnach sollen neugeborene Jungen im Schnitt 78 Jahre und vier Monate alt werden, bei Mädchen sind es sogar 83 Jahre und zwei Monate. Im Laufe der letzten Jahrhunderte ist die Lebenserwartung enorm gestiegen. Ein Hauptgrund dafür ist die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie der Pest, die noch bis ins 19. Jahrhundert hinein Millionen von Opfern forderte.
Der moderne Mensch wird dagegen hauptsächlich von Krankheiten heimgesucht, die durch den natürlichen Alterungsprozess zumindest verstärkt werden. Dazu gehören beispielsweise Krebs, Herzinfarkt oder Alzheimer. In der Wissenschaft ist von den neun „Hallmarks of Aging“ die Rede. Vereinfacht gesagt, sind das vor allem Abnutzungserscheinungen der Zellen und des Genoms. Hamburg Startups ist kein medizinisches Fachmedium, deshalb wollen wir uns mit den Details hier nicht beschäftigen, aber Wissenschaftler in aller Welt tun das intensiv. Aus ihren Erkenntnissen lassen sich Methoden zur Vorbeugung von Alterserkrankungen entwickeln, die außerdem zu lukrativen Geschäftsmodellen führen können. Hier kommt dann Apollo Ventures ins Spiel.
Hinter Apollo Ventures stecken erfahrene Köpfe
Hinter dem Venture Capital-Unternehmen stecken unter Persönlichkeiten aus der Hamburger Szene, die schon große Startup-Erfolge gefeiert haben. Der Managing Partner und Gründer James Peyer hat Medizin studiert und bereits mit 21 sein erstes Unternehmen gegründet, Genotyp. Zudem hat er in der Branche unter anderem für McKinsey als Berater gearbeitet. Das zurzeit zehnköpfige Team vereint medizinisches Fachwissen und Businesserfahrung, eine äußerst hilfreiche Kombination. Die Schützlinge von Apollo Ventures sind nämlich absolute Koryphäen auf ihrem Gebiet, in geschäftlichen Dingen aber weitgehend unerfahren. Deshalb fungiert Apollo nicht nur als Investor, die Teammitglieder sind aktiv in das operative Geschäft involviert.
Insgesamt 16 verschiedene Investoren, darunter Business Angels und Familiy Offices, haben zu dem Anfang 2017 aufgelegten Fonds von Apollo Ventures beigetragen. Vier Projekte aus Europa und den USA haben jeweils drei bis fünf Millionen US-Dollar erhalten. Zwei davon wollen wir hier kurz vorstellen. Cleara Biotech aus den Niederlanden beschäftigt sich mit seneszenten Zellen. Das sind Zellen, die aufgehört haben sich zu teilen. In jüngeren Jahren beseitigt diese das Immunsystem, doch auch das lässt irgendwann nach. Dann sammeln sich die seneszenten Zellen an und können beispielsweise Krebs verursachen.
Cleara hat nun ein Medikament entwickelt, dass diese potenziell gefährlichen Zellen beseitigt. Im Versuch mit alten Mäusen hat das Mittel schon erstaunliche Ergebnisse geliefert. Nicht nur konnten die Tiere im Laufrad wieder deutlich länger durchhalten, auch ihr Fell bekam neuen Glanz. Der Effekt bei Menschen ist allerdings noch nicht erforscht.
Aeonian Pharmaceuticals aus San Francico gehört ebenfalls zum Portfolio von Apollo Ventures. Laut eigener Webseite hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, innovative Therapeutika zur Behandlung seltener und altersbedingter Krankheiten zu entdecken, zu entwickeln und zu vermarkten, indem es die zugrunde liegenden Ursachen für die Entstehung und das Fortschreiten von Krankheiten angeht, wie oxidativen, zellulären und Umweltstress. Der Fokus auf seltene Krankheiten ist deshalb sinnvoll, weil hier schneller valide Ergebnisse zu erzielen sind.
Ein neues Accelerator-Programm erweitert das Angebot
Apollo Ventures richtet sein Augenmerk vor allem auf Projekte, die nicht auf die Behandlung bereits ausgebrochener Krankheiten abzielen, sondern präventiv arbeiten. Ziel ist auch nicht unbedingt, die Lebenserwartung noch weiter zu erhöhen, sondern eher die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu erhalten und damit die Zahl der Pflegefälle zu reduzieren. Um noch mehr Impulse setzen zu können, hat das Unternehmen im Februar 2018 in Hamburg ein Accelerator-Programm gestartet, das im ersten Durchgang drei Mediziner mit jeweils 200.000 US-Dollar unterstützt.
Die Teilnehmer kommen aus Indien, Kolumbien und den USA. Sie sind damit so international aufgestellt wie das gesamte Team, weshalb die Unternehmenssprache auch Englisch ist. In den kommenden Monaten will Apollo Ventures zehn bis zwölf weitere Mitarbeiter einstellen, um Probleme zu lösen, die jeden betreffen. Wir werden schließlich alle nicht jünger.