amsight sichert die Qualität beim 3D-Druck
Stabilere Produktionsbedingungen, weniger Ausschuss, höhere Qualität und geringere Kosten – all das will das Startup amsight mit seiner Software für den 3D-Druck bewirken. Unterstützung hat es dafür schon durch diverse Förderprogramme und kürzlich den Gewinn des Gunnar-Uldall-Wirtschaftspreises erhalten.
Wenn es um die wichtigsten Zukunftstechnologien geht, wird 3D-Druck nicht mehr so häufig genannt wie noch vor einigen Jahren. Dabei hat sich die Additive Fertigung oder Additive Manufacturing (AM), wie der Fachbegriff für dieses Herstellungsverfahren lautet, in vielen Produktionsprozessen etabliert und das Potenzial ist nach wie vor groß. Deshalb gibt es in Hamburg eine eigene Forschungseinrichtung, die sich mit dem Thema beschäftigt: die Fraunhofer-Einrichtung für Additive Produktionstechnologien IAPT.
Gründer mit großer Erfahrung in Additiver Fertigung
Von den vier Gründern von amsight haben drei jahrelang dort gearbeitet, insgesamt bringen sie über 20 Jahre Erfahrung aus der Additiven Fertigung mit. Eine der größten Herausforderungen in diesem Bereich ist, die Qualität der Produktion auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Wenn das nicht gelingt, sind 20 % Ausschuss keine Seltenheit, und der Aufwand, der zur Qualitätssicherung betrieben wird, ist schnell größer als der für die eigentliche Produktion. Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems liegt in der Analyse von Daten.
Das ist die Erkenntnis aus der Forschungsarbeit, die Tim Wischeropp, Peter Lindecke und Raoul Dittmann am Fraunhofer IAPT geleistet haben. Die Einrichtung ist dafür bekannt, wissenschaftliche Innovationen zu Geschäftsmodellen zu machen. Dementsprechend unterstützte sie das Trio bei der Gründung von amsight im Sommer 2023, auch wenn ihr dadurch wertvolle Mitarbeiter verlorengingen. Als vierten Gründer holten sich Tim, Peter und Raoul aus ihrem Freundeskreis den Software-Experten Simon Schauß ins Team.
amsight bringt Ordnung in das Datenmaterial
Fachlich war das Quartett also optimal aufgestellt; Tim und Peter haben ihre Kernkompetenz im Maschinenbau, Raoul und Simon in der IT. Und das Ausgangsmaterial für ihr Geschäftsmodell – Daten – ist bei potenziellen Kunden im Prinzip auch reichlich vorhanden. Allerdings wird es nur selten sinnvoll genutzt und ist in irgendwelchen Excel-Tabellen versteckt. Häufig ist das Know-how auch an eine Person gebunden und geht verloren, wenn diese das Unternehmen verlässt. Hier kommt amsight mit seiner Software-Lösung ins Spiel, die alle Daten bündelt, einordnet und daraus Schlüsse für mehr Qualität und weniger Ausschuss zieht.
Die dabei berücksichtigten Faktoren sind vielfältig. So kann die Qualität des verwendeten Ausgangsmaterials, beispielsweise Plastikpulver, erheblich schwanken, nicht nur von Anbieter zu Anbieter, sondern von Charge zu Charge desselben Lieferanten. Nicht zu unterschätzen ist die Luftfeuchtigkeit der Produktionsumgebung. Je niedriger die liegt, desto besser das Ergebnis. Zudem empfiehlt es sich, die Maschinen möglichst konstant laufen zu lassen. Längere Standzeiten führen zu Qualitätsminderung. Die Liste der zu berücksichtigen Problempunkte ließe sich beliebig fortsetzen, insgesamt gibt es weit über 100 größere und kleinere Stellschrauben, um das Produktionsniveau zu steigern und die Kosten zu senken.
Durch die Analyse historischer Daten kann amsight feststellen, wo Optimierungsmöglichkeiten bestehen, und darauf basierend Handlungsempfehlungen erstellen. Dieser Service stellt aber nur einen Zwischenschritt dar, denn wie bei so vielen Startups spielt auch bei amsight künstliche Intelligenz (KI) eine zunehmend wichtige Rolle. Mit ihrer Hilfe wird es in absehbarer Zeit gelingen, akute Produktionsprobleme vorherzusagen und somit gar nicht erst entstehen zu lassen. Das entsprechende Projekt läuft bei dem Startup noch bis Ende Februar 2025, die Ergebnisse sollen bis Ende in das Software-Angebot einfließen.
Vielfältige Unterstützung für das Startup-Wachstum
Unterstützung erhält amsight von mehreren Institutionen aus Hamburg und Metropolregion. Der Startup Port half bei der erfolgreichen Beantragung einer EXIST-Förderung, der Accelerator Gateway49 aus Lübeck unterstützte mit Startkapital und Coaching zu relevanten Gründungsthemen. Weiterhin hat sich amsight einen Platz Winter Batch 2024 des AI.STARTUP.HUB gesichert und im Mai eine Förderung durch das InnoFounder-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH erhalten. Zusätzlichen Schub gab auch der Gewinn des Gunnar-Uldall-Wirtschaftspreises im November 2024. Die Basis für ein solides Wachstum ist also geschaffen, zumal es auch schon zahlende Kunden aus der Produktion und Forschung gibt.
Ein beeindruckendes Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druck und wie amsight ihn verbessern kann, ist die Herstellung von künstlichen Hüftgelenken, die in einer alternden Gesellschaft immer stärker nachgefragt werden. Hier kommt es bei der Fertigung auf besondere Präzision an, da die Oberflächenstruktur entscheidend ist für das Anwachsen des Gelenks im Körper. Entsprechend groß ist die Gefahr von Produktionsausschüssen, die amsight schon signifikant senken konnte. Mit solchen Erfolgsgeschichten im Gepäck setzt das Startup 2025 auf Wachstum und möchte das Team bis Ende kommenden Jahres auf zehn Vollzeitkräfte aufstocken. Daher sind die Gründer momentan auf Investorensuche, um ihre Ziele zu erreichen. Die Aussichten sind gut, denn Additive Fertigung wird sich weiter als Produktionsverfahren etablieren. Dass der ganz große Hype vorbei ist, ist da eher von Vorteil.
Teamfotos: amsight