aidhere – eine App und individuelles Coaching gegen Übergewicht
Um den Kampf gegen Adipositas, also erhebliches Übergewicht, zu gewinnen, reicht es nicht, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen. Entscheidend ist eine grundlegende Veränderung des Verhaltens. Das gerade gegründete Startup aidhere will mit einem digitalen Therapieprogramm helfen, dauerhaft Pfunde zu verlieren. Ein neues Gesetz kommt da gerade recht.
Starkes Übergewicht, in Fachkreisen Adipositas und weniger erhaben auch Fettsucht genannt, ist ein Problem, das viele Menschen buchstäblich mit sich herumschleppen. Darüber, wie viele in Deutschland es genau sind, gibt es keine eindeutigen Angaben, aber zwischen 20 und 25 Prozent liegt der Anteil auf jeden Fall. Als Richtwert gilt ein Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30. Zur Erinnerung: Die Formel dafür lautet BMI = Gewicht in kg / Größe in m². Mit zunehmenden Alter steigt die Gefahr von Adipositas betroffen zu sein und seit vielen Jahren geht der Trend in der Gesamtbevölkerung zu einem höheren Anteil Übergewichtiger.
Henrik Emmert hat früher bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group gearbeitet und vor allen Unternehmen aus der Gesundheitsbranche betreut. Nach neunjähriger Betriebszugehörigkeit war die Zeit reif für einen Tapetenwechsel. Auf der Suche nach einer Idee für ein eigenes Unternehmen lief alles auf das Thema Adipositas hinaus, das ihn schon lange interessiert hatte. Bisher gibt es für die Therapie von Fettleibigen nur wenige wirklich effektive Programme, die zudem eines gemeinsam haben: Sie finden in der analogen Welt statt, sind teuer und werden in der Regel von Krankenkassen nicht bezahlt.
Ein neues Gesetz eröffnet neue Chancen für Health-Startups
Das könnte sich zum im kommenden Jahr schlagartig ändern. Anfang 2020 tritt nämlich voraussichtlich das Digitale-Versorgung-Gesetz (DGV) in Kraft, dass es Ärzten ermöglichen wird, digitale Gesundheitsangebote wie zum Beispiel Apps zu verschreiben. Dann sollte Henriks Startup aidhere mit seinem Anti-Adipositas-Programm bereitstehen. Als Projekt gibt es aidhere erst seit einigen Monaten, die offizielle Unternehmensgründung liegt sogar nur wenige Wochen zurück. Bei der Zusammenstellung des Gründungsteams hat Henrik nicht auf alte Berufs- oder Studienkollegen zurückgegriffen, sondern über das Internet die besten Fachleute gesucht.
Das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig gilt als führend auf seinem Gebiet in Deutschland. Dort tätig ist Dr. Nora Mehl, die ihre Doktorarbeit über Adipositas geschrieben und dabei den Fokus auf die Verhaltensweisen gesetzt hat, die die Fettsucht bedingen. Nora unterstützt aidhere mit ihrem profunden Fachwissen, ist momentan noch hauptsächlich in Leipzig zu finden, aber gern bereit nach Hamburg umzuziehen, wenn das Startup den erhofften Erfolg hat.
Für den soll auch Dr. Tobias Lorenz sorgen, den Henrik über XING ausfindig gemacht hat. Tobias ist Spezialist für künstliche Intelligenz und Machine Learning, das auch bei aidhere zum Einsatz kommen soll. Er hat sogar schon Erfahrungen als Gründer gesammelt, allerdings konnte sich seine Online-Fairtrade-Sprachschule Glovico nicht dauerhaft durchsetzen. Für aidhere ist er schon bald in Vollzeit im Einsatz, so wie Henrik bereits jetzt. Und für September ist auch schon der Start des Pilotprogramms avisiert.
aidhere setzt auf eine Mischung aus Hardware, Software und persönlichem Coaching
Der digitale Coach wirdauf drei Komponenten zurückgreifen. Zum Hardwarepaket gehören smarte Trainingsgeräte und ein Tracker. Die damit ermittelten Daten helfen dabei, die Software der App stetig zu verbessern. Die App liefert unter anderem Tipps und Pläne für eine bessere, gesündere Ernährung und mehr Bewegung. Das sind die entscheidenden Voraussetzungen, um zunächst überhaupt sein Gewicht reduzieren zu können. Aber: Eine zeitlich begrenzte Diät haben schon viele recht erfolgreich hinter sich gebracht und danach schnell wieder zugenommen.
Deshalb ist es umso wichtiger, sein Verhalten grundsätzlich zu hinterfragen und nachhaltig zu ändern. Im Prinzip kennen das fast alle: Man weiß, was eigentlich gut für einen wäre, handelt aber nicht danach oder tut sogar das Gegenteil. Oft ist schon die Selbsterkenntnis nicht leicht; daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen fällt umso schwerer. Die dritte Komponente, das persönliche Coaching selbst, muss daher zum entscheidenden Erfolgsfaktor für aidhere werden. Die Beratung wird digital erfolgen und dabei auch im persönlichen Gespräch per Videochat. Zu Beginn kann Nora selbst diese Rolle übernehmen, später steht dann ein Netzwerk von Coaches zur Verfügung.
Obwohl des Startup erst kurze Zeit existiert, hat es schon einige Aufmerksamkeit erregen können. Mit Andreas Kupke (Finanzcheck) und Marc Schachtel (Parship) sind zwei erfahrene Berater an Bord. Gespräche mit Business Angels verlaufen vielversprechend und sogar VCs aus Berlin haben schon angeklopft. Momentan ist aidhere im Health Innovation Port bei Philips beheimatet. Außerdem nimmt es am Startup-Programm von Google Cloud teil und am Programm eqiIP der wirtschaftsberatenden Anwaltssozietät CMS. aidhere hat also bereits ein gewisses Gewicht erreicht und es soll noch viel mehr werden. In diesem Fall wäre das auch absolut in Ordnung.