ai-omatic und PANDA helfen als Hamburger Allianz der Industrie
Zwei Startups, eine Mission: die Vermeidung von Ausfallzeiten in der Industrieproduktion. So gesehen müssten die PANDA GmbH und die ai-omatic solutions GmbH eigentlich im harten Konkurrenzkampf stehen und sich aus dem Weg gehen. Tatsächlich ziehen sie gerade ein gemeinsames Projekt durch und zeigen damit vorbildlich, dass Kooperation allemal besser ist als Konfrontation.
„Ihr redet miteinander? Hasst ihr ihr euch denn nicht?“ Solche und ähnliche Reaktionen bekam Lena Weirauch, CEO von ai-omatic häufiger zu hören, wenn sie über ihre Kontakte zu PANDA sprach. Schließlich fischen beide Startups in denselben Teichen und sind in ihren frühen Unternehmensphasen auf jeden Fang angewiesen. „Predictive Maintenance“ nennt sich ihr Geschäftsfeld, bei dem es vornehmlich darum geht, Probleme in der Industrieproduktion zu erkennen und zu vermeiden.
Zwei Startups für die optimale Datenerfassung und -analyse
Der gesamte Prozess gliedert sich in mehrere Abschnitte. Zunächst gilt es, möglichst viele Daten möglichst schnell zu erfassen. Hierfür hat PANDA den PANDA DRIFT entwickelt. Dazu gehört eine Hardwarekomponente, die sich nach dem Baukastenprinzip mit den erforderlichen Sensoren für die Datenerfassung ausstatten lässt. Diese Standardsensoren produziert PANDA nicht selbst, sondern bezieht sie von erfahrenen Herstellern.
Eine künstliche Intelligenz (KI) verarbeitet die Daten in Echtzeit und ermöglicht so permanent einen Überblick über gerade stattfindende Produktionsprozesse. Eventuelle Störungen und Abweichungen lassen sich daher sofort erkennen und beheben. Die Daten ermöglichen aber noch eine weitreichendere Auswertung, und hier kommt dann ai-omatic ins Spiel. Dieses Startup hat nämlich eine KI entwickelt, die Anomalien vorhersagt, bevor sie tatsächlich auftreten.
Dafür benötigt es viele Daten, spezifisch heruntergebrochen auf jede einzelne Maschine und ihre Besonderheiten. Daraus lassen sich dann individuelle Grenzwerte und Alarmsignale ermitteln, die ein rechtzeitiges Eingreifen und damit die Vermeidung von Maschinenausfällen möglich macht. Eine Herausforderung könnte hier sein, die erforderlichen Daten in angemessener Quantität und Qualität zu beschaffen. Und genau hier bietet PANDA die Lösung.
Gemeinsame Ziele und kurze Wege bei ai-omatic und PANDA
Die beiden Startups stehen also weniger im direkten Konkurrenzkampf, als dass sie sich sinnvoll ergänzen. Das wurde schon Anfang 2020 klar, als Lena den Kontakt zum PANDA-Team um die Geschäftsführer Michael Welsch und Ingo Kaiser suchte. Anlass war damals der Wettbewerb „Gründergeist“ der Wirtschaftsjunioren Hamburg, denn PANDA gewinnen konnte. In der Folge kam man sich immer näher, wobei sicherlich auch kein Nachteil ist, dass die Büros der Jungunternehmen nur einen Fußweg von vielleicht 15 Minuten voneinander entfernt sind.
Viel wichtiger ist aber natürlich die inhaltliche Nähe und Möglichkeit, sich zielführend zu ergänzen. Die besteht inzwischen nicht mehr nur theoretisch, ein erstes gemeinsames Projekt befindet sich gerade in der Testphase. Von dessen Erfolg hängt das weitere Vorgehen ab. Vieles spricht schon jetzt dafür, dass eine noch engere Zusammenarbeit in Zukunft für alle Beteiligten von Vorteil ist.
Ein Vorbild für Hamburger Startups
Predictive Maintenance ist noch eine recht junge Disziplin, die hohe Wachstumschancen bietet, aber auch noch einige Überzeugungsarbeit erfordert. Wenn dann zwei Startups eine Kombilösung anbieten, die alle Anwendungsmöglichkeiten abdeckt, erhöht das die Erfolgsaussichten beider. Bei ai-omatic und PANDA schwingt da auch ein gewisser Lokalpatriotismus mit, sie möchten als Hamburger Unternehmen der Konkurrenz aus aller Welt zeigen, was die Hansestadt als KI-Standort zu bieten hat.
Diese „Hamburger Allianz“, wie sie es selbst bezeichnen, sendet zudem ein Signal an andere Startups, die sich ähnlichen Geschäftsmodellen verschrieben haben. Es ist im Zweifelsfall viel sinnvoller, Gemeinsamkeiten für Synergien zu nutzen, als sich als Gegner zu betrachten. Von einmaligen Projekten bis zur Fusion bietet sich da die ganze Bandbreite an Optionen. Es bleibt auf jeden Fall spannend zu beobachten, welchen Weg PANDA und ai-omatic noch gehen werden.
Foto: ai-omatic/PANDA