AdaptionLab macht Büromöbel smart und flexibel
Flexibilität am Arbeitsplatz ist gefragt, doch wie flexibel sind ihrerseits die Arbeitsplätze? Diese Frage stellt sich besonders beim Desksharing, wo Arbeitende sich jeden Tag auf einen anderen Stuhl und Tisch einstellen müssen. Das Startup AdaptionLab hat darauf eine Antwort gefunden und bringt Ergonomie in moderne Büros.
„Desksharing“ – das ist einer dieser Begriffe, der in der modernen Arbeitswelt immer häufiger zu hören ist. Konkret bedeutet er, dass Büroangestellte keinen festen Ort mehr haben, an dem sie ihrer Arbeit nachgehen. Stattdessen entscheiden sie jeden Tag und je nach Verfügbarkeit aufs Neue, an welchem Tisch und auf welchem Stuhl sie Platz nehmen wollen. In Unternehmen, bei denen mehrere Schichten gefahren werden oder dank Homeoffice keine tägliche Anwesenheitspflicht besteht, ist das durchaus eine sinnvolle Einrichtung. Sie sorgt für eine bessere Auslastung der Arbeitsräume und spart Platz.
AdaptionLab hat ein Team aus Freunden und Nachbarn
Der Nachteil: Diese flexiblen Arbeitsplätze sind buchstäblich nicht auf die Bedürfnisse der dort tätigen Personen eingestellt. Es ist erwiesen, dass stundenlange Bürotätigkeiten bei falscher Sitzhaltung zu Rückenbeschwerden und folglich zu Arbeitsausfällen führen können. Deshalb sollten Tische und Stühle optimal auf Größe und Sitzgewohnheiten der jeweiligen Arbeitenden ausgerichtet sein. Theoretisch wäre das auch beim Desksharing möglich, aber jeden Morgen die Möbel neu einstellen ist lästig und zeitaufwendig und wird daher kaum stattfinden.
Dieses Problem hatte Christoph Janyska erkannt und einen Lösungsansatz gefunden, den er erstmals Anfang 2020 in Lissabon vorstellte, wo er in seinem Managementstudium auf den Master zusteuerte. Seine Idee: Büromöbel, die sich per App im Handumdrehen auf die persönlichen ergonomischen Bedürfnisse einstellen lassen. Die Resonanz fiel so positiv aus, dass Christoph beschloss, seine Idee in die Tat umzusetzen. Dafür holte er sich seinen Freund Bastian Tigges an Bord, einen Mechatroniker, der das nötige technische Know-how mitbringt.
Gemeinsam stellten sie im Sommer 2020 einen ersten Demonstrator auf die Beine, eine Vorstufe zu einem Prototyp. Dieser mit einem Motor ausgestattete und per NCF-Code ansteuerbare Stuhl war noch nicht sicher und erst recht nicht serienreif, verdeutlichte aber schon das Funktionsprinzip. Für die weitere Verbesserung benötigten die beiden angehenden Gründer Geld, und dafür bot sich ein EXIST-Gründungsstipendium an. Um ihre Chancen darauf zu erhöhen, suchten sie für ihr Team einen Softwarespezialisten. Sie fanden ihn in dem Elektrotechniker Thomas Jagla, den Christoph schon aus der Schulzeit kannte.
Überraschende Anfrage eines Großunternehmens
Im Juni 2021 bekam das Trio grünes Licht für EXIST und konnte seine Bemühungen intensiveren. Der offizielle Gründungstag ihres Startups AdaptionLab ist der 30. September 2021. Zeitgleich stieg als vierter Gründer Artjom Sotnikov ein. Auf den Experten für Flugzeugbau war Christoph über die Plattform CoFoundersLab gestoßen und hatte dabei festgestellt, dass sie quasi Nachbarn waren. Damit war AdaptionLab endgültig so aufgestellt, dass ein marktfähiger Prototyp produziert werden konnte. Anfang 2022 ging die Webseite online, die genau das kommunizierte.
Schon wenige Tage später trudelte tatsächlich die erste Anfrage ein. Nicht von irgendeinem kleinen Unternehmen, sondern von der niederländischen Fluggesellschaft KLM. Probeweise sollten zehn Arbeitsplätze mit Stühlen und Tischen von AdaptionLab ausgestattet werden. Tische standen bis dahin nicht im Fokus, aber das Grundkonzept passt dafür genauso. Jetzt, Ende 2022, steht der Start des Projekts bei KLM unmittelbar bevor. Die Testpersonen werden bei einem Setup die für sie ergonomisch idealen Konfigurationen für Stuhl und Tisch herausfinden und speichern. Die Informationen liegen dann lokal auf ihren Smartphones, mit denen sie die Einstellungen der Möbelstücke dann an jedem der dafür eingerichteten Arbeitsplätze durchführen können.
Noch stammt vieles aus dem 3D-Drucker
Die meiste Technik steckt in den Stühlen, da es hier besonders viele Einstellungsmöglichkeiten gibt. Die Einzelteile stammen teilweise von Zulieferern, zum Beispiel die Sitzfläche oder das Fußkreuz, teilweise aus dem 3D-Drucker. Der läuft in dem kleinen Vier-Mann-Büro von AdaptionLab im Dauerbetrieb. Langfristig soll das natürlich nicht so bleiben, das Ziel ist die Serienproduktion. Die erfordert eine Menge Kapital, weshalb die Investorensuche bei dem Startup auf Hochtouren läuft. Beim InnoFounder-Programm der IFB hat es schon geklappt.
Als Zielgruppe hatte AdaptionLab ursprünglich vor allem an Coworking Spaces gedacht. Die sind aber eher auf Sparkurs und reagieren entsprechend zurückhaltend. Vielversprechender sind da große Unternehmen, die zumindest Teilen der Belegschaft Desksharing anbieten wollen. Sie können sich auf weitere technische Raffinessen freuen. So sollen die ans Stromnetz angeschlossenen Schreibtische als drahtlose Ladestationen für die Stühle dienen, bei denen die eingebauten kleinen Motoren selbstverständlich auch Energie benötigen. Und Konfigurationsdaten sollen künftig nicht vornehmlich lokal auf Handys, sondern in einer Cloud gespeichert werden. Das macht auch die Erstellung von Hausausweisen oder ähnlichem möglich, die sowohl Zugang zu den Büros als auch die Einstellung der Möbel erlauben. Wie gesagt, die Arbeitswelt wird immer flexibler, und AdaptionLab geht da mit bestem Beispiel voran.
AdaptionLab ist Mitglied im Hamburg Startups Club
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Beitragsbild: Das Gründerteam beim Web Summit 2022 in Lissabon
Fotos: AdaptionLab