Acadias hilft bei der Identifizierung von Geldwäsche
Geldwäsche ist ein schmutziges Geschäft, international und milliardenschwer. Um es zu bekämpfen, gibt es das Geldwäschegesetz, das in bestimmten Fällen zur Überprüfung von Kunden und Mandanten verpflichtet. Das Startup Acadias übernimmt diese Aufgabe und hat mit seinem Geschäftsmodell schon vor dem offiziellen Start einige Business Angels überzeugt.
Louis Thissen und Till Kramer, die Gründer von Acadias, haben beide Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Finanzmanagement studiert. Nach dem Studium ging es zunächst in verschiedene Richtungen, wobei sie wertvolle Erfahrungen sammelten; Louis im Umgang mit Kunden im B2B-Vertrieb von Software-as-a-Service, Till im Projektmanagement und der Startup-Welt. Im Januar 2023 haben die beiden dann gegründet. Die Geschäftsidee kam Louis während seiner Zeit im Vertrieb von WebID. Das Unternehmen ist ein Pionier im Bereich der Videoidentifizierung und hat eine Reihe von Großkunden, die sich mit dem Geldwäschegesetz auseinandersetzen müssen. Das Bundesinnenministerium definiert Geldwäsche als Einschleusung von illegal erwirtschafteten Geldern in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf. Es droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.
Das Ziel: eine einfache und benutzerfreundliche Komplettlösung
Das Geldwäschegesetz verpflichtet bestimmte Personenkreise und Unternehmen zu besonderer Sorgfalt und Aufsicht. Daher sind Banken und Versicherungsunternehmen, aber auch Immobilienmakler, Spielbanken und Güterhändler aufgefordert, ihre Geschäftspartner zu überprüfen. Das ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, der Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Hier kommt Acadias ins Spiel, mit der Vision, eine Komplettlösung für Geldwäschecompliance zu anzubieten, die vollautomatisch und benutzerfreundlich funktioniert. Dabei nimmt das Startup nimmt seinen Kunden den größten Teil der Arbeit ab. Dafür müssen sie sich zunächst registrieren und die Basisinformationen über ihre zu überprüfenden Kunden, in der Folge Mandanten genannt, angeben.
Acadias kontaktiert dann die Mandanten und fordert sie zur Identifizierung auf, entweder per eID mit dem deutschen Personalausweis oder per VideoID. Außerdem stellt Acadias ein umfangreiches Mandantenprofil zusammen und bedient sich dabei offizieller und seriöser Quellen wie zum Beispiel Europol. So wird geprüft, ob eine Person auf einer Embargo-, Sanktions- oder Terrorliste geführt wird oder politisch aktiv ist. Letzteres ist selbstverständlich kein Ausschlusskriterium, kann aber in Zusammenhang mit anderen Faktoren aufschlussreich sein. Das Startup übergibt die Rechercheergebnisse in übersichtlicher Form an seine Kunden. Ein Risikoprofil sowie die Prüfung des wirtschaftlich Berechtigten erstellt es zurzeit noch nicht, dieser Service ist aber geplant. Wie die Informationen in Bezug auf den Geldwäscheverdacht einzuordnen sind, bleibt letztlich den Kunden überlassen. Acadias ist für eventuelle Fehleinschätzungen nicht haftbar zu machen.
Acadias ist bereits sechsstellig finanziert
Als Zielgruppe hat das Startup zunächst alle vom Geldwäschegesetz betroffenen Unternehmen und Personen außer Banken im Visier, vor allem Anwaltskanzleien, Steuerberatungen und Immobilienmakler. Tatsächlich greift die Regelung bei Barzahlung bei allen Waren mit einem Verkaufswert von mindestens 10.000 Euro, dementsprechend sind beispielsweise auch Autohändler regelmäßig davon betroffen. Noch ist Acadias nicht offiziell gestartet, erste Tests mit Pilotkunden stehen ab Ende August an. Wenn diese wie geplant verlaufen, kann im Herbst der eigentliche Launch erfolgen. Das Geschäftsmodell basiert auf einem Software-as-a-Service-Angebot mit monatlichen oder jährlichen Gebühren. Es gibt unterschiedliche, von der Anzahl der Überprüfungen abhängige Tarifklassen, wobei einzelne Idents zugebucht werden können.
Auch wenn Acadias noch keinen Umsatz erzielen konnte, ist das Startup finanziell solide aufgestellt. Zu verdanken hat es das vier Business Angels, die zusammen einen sechsstelligen Betrag investiert haben. Die zu überzeugen war leichter als gedacht. Die Gründer haben dafür ein Pitchdeck an diverse Investorennetzwerke, allen voran das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) verschickt und schnell viele positive Rückmeldungen erhalten. Offensichtlich haben viele das Problem er- und gekannt und die Lösung für gut befunden. Das Geld soll in erster Linie in die personelle Erweiterung fließen. Um die IT kümmert sich momentan noch ein Team aus Freelancern, das soll bald ein festangestellter CTO mit eigener Mannschaft übrnehmen. Ein Jurist ist bereits an Bord. Sie alle sollen in einem noch zu findenden Büro den Teamgeist entwickeln, um Acadias ganz groß werden zu lassen.