EY Startup-Barometer 2024: Es geht wieder aufwärts
War es 2024 für Startups besonders schwer, eine Finanzierungsrunde abzuschließen? Diesen Eindruck hatten viele Gründerinnen und Gründer. Das neueste Startup-Barometer des Beratungsunternehmens EY zeichnet allerdings ein differenzierteres Bild. So stieg das Investitionsvolumen um 17 % auf über 7 Milliarden Euro, während die Zahl der Runden rückläufig war. Wie das zusammenpasst und was in Hamburg los war, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Vom Rekordjahr 2021 ist die deutsche Startup-Szene immer noch himmelweit entfernt. Damals flossen fast 17,4 Milliarden Euro. Die in 2024 eingesammelten 7,032 Milliarden Euro stellen aber immerhin noch den dritthöchsten Wert seit dem Start der Erhebung in 2015 dar. Allerdings verteilt sich das Geld auf weniger Finanzierungsrunden und damit Startups als im Vorjahr. Hier ging die Zahl um 12 % von 861 auf 755 zurück. Risikokapitalgeber investieren also selektiver, sind dann aber bereit, höhere Summen einzubringen. 29 Runden erreichten ein Volumen von mindestens 50 Millionen Euro, acht mehr als im Vorjahr. Bei den Deals im Bereich zwischen 10 und 50 Millionen Euro stieg die Zahl von 95 auf 102. Ein weiteres positives Ergebnis: Im Vergleich liegt das zweite Halbjahr sowohl beim Finanzierungsvolumen als auch bei den Abschlüssen über dem ersten.
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Bayern holt das meiste Geld und stellt das erfolgreichste Startup
Im Duell der Bundesländer gibt es zumindest teilweise eine Wachablösung. Startups aus Bayern haben 2024 insgesamt 2,331 Milliarden Euro erhalten und liegen damit erstmals vor den Berlinern, die 2,177 Milliarden Euro einsammelten. Bei den Deals gewinnt Berlin mit 256 zu 164. In dieser Rangliste belegt Hamburg den vierten Platz mit 60 Finanzierungsrunden (fünf mehr als im Vorjahr), beim Finanzierungsvolumen reicht es zu Platz fünf mit 412 Millionen Euro, während es 2023 noch 489 Millionen Euro waren. Die Führungsposition Bayerns begründet sich durch eine Reihe besonders hoch dotierter Runden. Den Vogel schießt hier Helsing aus München mit 450 Millionen Euro ab; das Geld gab es für eine KI-gestützte Software, die unter anderem bei Kampfflugzeugen zu Einsatz kommt. In den Top 10 finden sich vier weitere Bayrische Startups, aber keines aus Berlin.
Software-Startups haben die besten Chancen
Am erfolgreichsten in Hamburg war einmal mehr 1KOMMA5°. Das Energie-Startup sicherte sich im Dezember 150 Millionen Euro, was mehr als ein Drittel des Hamburger Gesamtvolumens ausmacht. Mit 841 Millionen Euro ist die Branche „Energy“ auch bundesweit stark vertreten. Unangefochten an der Spitze liegt aber „Software & Analytics“ mit 2,208 Milliarden Euro, gefolgt von „Health“ mit 958 Millionen Euro. Diese beiden Branchen konnten gegenüber dem Vorjahr zulegen, der Gesundheitsbereich sogar besonders kräftig, nämlich um 513 Millionen Euro. Das größte Minus verzeichnet „E-Commerce“, dort ging es von 633 Millionen auf 433 Millionen Euro runter. Zurück zum Software-Sektor: Hamburg kommt hier auf 124 Millionen Euro. Die Vermutung, dass hier das Wachstum insgesamt mit dem Siegeszug künstlicher Intelligenz in Zusammenhang steht, bestätigt zumindest die Statistik nicht. Zwar werden 820 Millionen Euro der Unterkategorie „Artificial Intelligence“ zugeordnet, 2023 war es jedoch sogar 918 Millionen Euro.
Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY kommentiert die Ergebnisse: „Hohen Zinsen, zurückhaltenden Investoren und einer schwachen Konjunkturentwicklung zum Trotz hat sich die Startup-Szene in Deutschland nach einer Talsohle in den vergangenen Jahren im Jahr 2024 stabilisiert. Das zweite Halbjahr könnte sogar die Trendwende gebracht haben.“ In der zweiten Jahreshälfte lagen erstmals seit dem Jahr 2021 sowohl die Zahl der Investitionsprojekte als auch das Investitionsvolumen über dem Wert des vorangegangenen Halbjahrs. „Mehr als sieben Milliarden Euro an Investments zeugen von der Innovationsstärke der Jungunternehmen, die sich in den vergangenen Jahren noch stärker auf die schnelle und gleichzeitig langfristige wirtschaftliche Umsetzbarkeit ihrer Geschäftsmodelle konzentrieren mussten – und das offenbar mit Erfolg, über die verschiedenen Sektoren und Regionen hinweg.“
Bilder/Grafiken: EY Startup-Barometer