bits & birds setzt KI als Headhunter ein
Die Suche nach Führungskräften gestaltet sich zunehmend schwieriger, unkreative Routinearbeit hält dabei unnötig auf. Das Startup bits & birds nutzt künstliche Intelligenz beim Headhunting für größere Treffsicherheit und schafft mehr Raum für die persönliche Ebene.
„Executive Search“ – so lautet der Fachbegriff für die professionelle Suche nach Führungskräften. Gebräuchlich ist dafür auch der nicht ganz so elegante Begriff „Headhunting“. Ein Unternehmen, das sich auf diese Disziplin spezialisiert hat, ist CareerTeam. Daniel Stojanovic hat dort zweieinhalb Jahre in führenden Positionen gearbeitet. Zuvor hatte er ein Management-Studium mit einem Master abgeschlossen und war unter anderen Co-Founder eines Fintech-Startups. Bei CareerTeam fiel ihm auf, dass ein erheblicher Teil der täglichen Arbeit aus sich wiederholenden Routinetätigkeiten bestand, wo doch eigentlich der persönliche Umgang mit Menschen im Mittelpunkt stehen sollte.
Auf verschlungenen Wegen zu bits & birds
Technikaffin war er schon immer, also brachte er sich über Weihnachten das Programmieren bei, um solche Tätigkeiten zu automatisieren. Als ihm klar wurde, dass sich daraus eine vielversprechende Geschäftsidee und ein eigenes Unternehmen entwickeln könnte, machte er sich selbstständig und gründete bits & birds. Ursprünglich sollte das Startup „Smart Hunter“ heißen, doch der Name war schon vergeben. Der nächste Versuch lautete „Strike“, aber da hatte die Anwaltskanzlei Bird & Bird etwas dagegen. Die Eule, ein schlauer Jäger, war als Firmenmaskottchen schon gestaltet, da passte „bird“ durchaus ins Konzept. Als weitere Inspirationsquelle diente das Münchener Startup-Event Bits & Pretzels, und so war endlich der Firmenname gefunden.
Auch die ersten Schritte von bits & birds verliefen nicht reibungslos. Die Gründungsphase fiel genau in den Ausbruch der Covid-Pandemie. Zwei designierte Co-Founder sprangen kurzfristig ab. Dabei blieb Thomas Bockholdt vom Personalberatungsunternehmen InterSearch, das sich auch als Investor engagierte. Thomas fungiert als Geschäftsführer bei bits & birds und ist parallel nach wie vor für InterSearch tätig. 2020 herrschte bei vielen Unternehmen Einstellungsstopp, dementsprechend zäh lief das Geschäft bei dem frisch gegründeten Startup an. In den beiden folgenden Jahren ging es dann aber steil bergauf, das Team wuchs von anfangs vier Personen auf rund 60 Ende 2022.
Recruiting ist wie Sales
Mit der Zeit hat bits & birds seinen Service rund um den Bereich Executive Search kontinuierlich ausgebaut. Am Anfang steht ein Kick-off, bei dem gemeinsam mit dem auf Personalsuche befindlichen Unternehmen ein Anforderungsprofil erstellt wird. „Recruting ist wie Sales“, bringt es Daniel auf den Punkt. Damit ist gemeint ist, dass die potenziellen zukünftigen Mitarbeitenden wie Kunden betrachtet werden sollen. Dementsprechend geht es bei der Profilerstellung auch um eine Selbstbeschreibung des Unternehmens, dessen Ziele, Kultur und Angebote zur Weiterentwicklung. Zusammen mit den konkreten Anforderungen an den Job ergibt sich daraus ein Muster, das bei der Kandidatensuche Berücksichtigung findet.
Hier kommt bei bits & birds nun künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. Das Startup nutzt eine eigens entwickelte KI-Software, um passende Kandidaten für Jobs zu finden. Diese Technologie durchforstet das Internet nach Talenten, analysiert deren Fähigkeiten und vergleicht sie mit offenen Positionen. Ein Vorteil: Durch den Einsatz von KI können Talente identifiziert werden, die herkömmliche Ansätze möglicherweise übersehen hätten. Zudem geht es so deutlich schneller. Rund 400 Recruiting-Projekte hat bits & bírds bisher durchgeführt, ein Projekt nimmt in der Regel drei bis vier Monate in Anspruch. Dank KI können inzwischen bis zu 50 Projekte parallel laufen.
Die KI von bits & birds ist staatlich gefördert
„Unsere KI macht es uns möglich, effizienter und treffsicherer als je zuvor die richtigen Mitarbeiter mit den passenden Stellen zusammenzubringen“, erklärt Daniel. „Doch trotz der technologischen Unterstützung bleibt der Mensch bei uns im Zentrum des Entscheidungsprozesses.“ Denn auch wenn bei dem Startup viele Prozesse automatisiert und digitalisiert sind, werden früher oder später der persönliche Kontakt und die persönliche Einschätzung unverzichtbar. Die endgültige Entscheidung liegt dann selbstverständlich beim einstellenden Unternehmen und nicht bei einer KI.
Die wirtschaftliche Flaute in Deutschland bekommt auch bits & birds zu spüren, seit Mitte 2023 ist die Nachfrage wieder etwas zurückgegangen. Trotzdem konnte das Unternehmen bisher ohne größere Finanzierungen auskommen. Geld in die Kasse brachte eine Forschungszulage vom Bund für die Entwicklung der KI. Ein Förderinstrument, das Daniel nachdrücklich empfiehlt, im Idealfall einen Millionenbetrag einbringen und auch nachträglich beantragt werden kann. Was das Kundenklientel angeht, liegt der Fokus bisher auf mittelständischen Unternehmen, auf Agenturen, Beratungen und Softwarefirmen. In Zukunft sollen verstärkt Startups angesprochen werden, mit günstigeren Konditionen und beschleunigtem Verfahren.