Bei AiDiA 2024 siegte afrikanische Kochkunst
Ganz im Zeichen Schwarzen Unternehmertums stand zum dritten Mal der AiDiA Pitch. Der ist aus dem Hamburger Startup-Kalender nicht mehr wegzudenken und bot wieder ein einzigartiges Erlebnis. Wir fassen zusammen, welche Startups dabei waren und die Preisgelder in Höhe von 53.000 Euro gewonnen haben.
Was AiDiA einzigartig macht
„Dagegen sind andere Pitches langweilig“, hieß es einmal ein einem Kommentar aus der Jury. Das ist vielleicht anderen Pitches gegenüber etwas unfair, denn auch dort geben Gründerinnen und Gründer ihr Bestes. Aber bei AiDiA ist alles noch eine Nummer größer, bunter, leidenschaftlicher. Wo gibt es schon Szenenapplaus bei jeder Beantwortung einer von der Jury gestellten Frage? Wo reißen Musikacts das gesamte Publikum von den Sitzen und bringen es zum Tanzen? Wo gibt es als Hauptpreis 30.000 Euro zu gewinnen? Wo sorgt eine Band dafür, dass die vorgegebenen Pitchzeiten so exakt eingehalten werden wie bei keinem anderen Wettbewerb? Eben, nur bei AiDiA!
Die Mischung aus Startup-Leistungsschau, Party und Veranstaltung mit gesellschaftspolitischer Mission macht den ersten Wettbewerb für Schwarzes Entrepreneurship zu einem einmaligen Erlebnis, auch in seiner dritten Ausgabe. Und AiDiA ist längst kein Ein-Tages-Ereignis mehr. Die Pre-Events beginnen bereits mehr als eine Woche vor dem Finale und die Finalisten bekommen sogar über eine Vorbereitungszeit von zwölf Wochen jede Menge Unterstützung. Zudem gibt der Young Entrepreneurs Club dem Nachwuchs im Alter von 16 bis 23 Jahren eine Möglichkeit, sich unternehmerisch zu entfalten. Der Höhepunkt ist und bleibt aber natürlich der entscheidende Pitch an Samstagabend.
Die drei Startups vom Ideenpitch
Für den Ideenpitch hatten sich drei Startups qualifiziert, die noch vor der offiziellen Gründung stehen. Mit Blue Housing International war ein Projekt dabei, dass sich einer Frage widmet, das bei AiDiA schon mehrfach auf der Tagesordnung stand: Wie lässt sich das Problem des Wohnungsmangels in Afrika und überall auf der Welt lösen? Wie bei Ohemaa Green Housing, dem Gewinner-Startup der AiDiA-Premiere, lautet die Antwort: Durch die Verwandlung von Plastikmüll in Baumaterial. In der Grafik sehen die Bauelemente ein bisschen aus wie Legosteine. Sie sollen zunächst für Gartenhäuschen, später für den regulären Wohnungsbau verwendet werden.
Eigentlich über die Projektphase schon hinaus ist die Funding Crew aus Wien. Ihre Matching-Plattform für Investments befindet sich bereits in der Beta-Testphase. Startups sollen hier mithilfe einer künstlichen Intelligenz erheblich Zeit der der Investorensuche sparen. Dafür gab es Platz 2 und ein Preisgeld von 1.000 Euro. Um Zeitersparnis in Finanzdingen geht es auch bei Stay & Pay, wenn auch im deutlichen kleineren, dafür umso alltäglicheren Rahmen. Ein Ärgernis in Restaurants ist oft die Warterei auf die Rechnung. Die Lösung bietet hier die Bezahlung per App, Trinkgeld inklusive. Vor allem die besonders lebhafte und überzeugende Präsentation von Gründerin Madeleine Dartey gab wohl den Ausschlag für die Entscheidung, Stay & Pay mit Platz 1 und 2.000 Euro zu belohnen.
Von Kinderbüchern bis Männergesundheit:
große Vielfalt beim Gründerpitch
Weiter ging’s mit dem Gründerpitch und fünf Startups, die schon ihre ersten Schritte gemacht, aber (hoffentlich) noch einen weiten Weg vor sich haben. Konzoom ist Lieferdienst für Lebensmittel, der im Großraum von Accra, der Hauptstadt Ghanas aktiv ist. Das Besondere: Konzoom verspricht eine Ersparnis von bis zu 20 %, das es den Zwischenhandel umgeht und direkt bei den Produzenten einkauft. Wie breit das Themenspektrum bei AiDiA ist, macht Serverless Salad deutlich. Das Unternehmen aus Berlin bietet ein Buffet mit cloudbasierten Softwarelösungen, bei den oft auch künstliche Intelligenz eine Rolle spielt.
Platz 3 und 5.000 Euro gingen an ZULA und ein weiteres Thema, das bei AiDiA schon mehrfach auf der Agenda stand: Inklusion und Diversität für Kinder. Momentan ist es noch einfacher Kinderbücher zu finden, in denen Tiere die Hauptrolle spielen, als solche mit Schwarzen Heldinnen und Helden. ZULA will mit Ebooks diesen Mangel beheben und dabei auch gegen die steigende Leseschwäche bei Kindern tun. Gegen eine andere Art der Schwäche geht Adon Health vor. Bis zu 40 % der Männer ab 45 Jahre sind von Testosteronmangel betroffen. Viele wissen gar nicht davon und die wenigsten lassen das behandeln. Nicht zuletzt, weil viele Männer nur ungern zum Arzt gehen. Adon Health hilft, mit einem Labortest per Post die erste Hemmschwelle zu unterbinden. Auch die Medikamente für die Behandlung bekommt Mann dann zugeschickt. Dieses Startup hat in einer Finanzierungsrunde bereits 700.000 Euro erhalten, und jetzt 15.000 Euro bei AiDiA.
Addobea hat das richtige Rezept für AiDiA
Den ersten Platz, wie eingangs erwähnt dotiert mit 30.000 Euro, holt sich ADDOBEA. Benannt nach seiner Gründerin Addobea Schmidt, möchte dieses Startup die afrikanische Küche in deutsche Haushalte bringen. Erstes Produkt ist eine Fertigsauce für Jollofreis, eine in ganz Westafrika beliebte Spezialität. Andere afrikanische Köstlichkeiten sind in Vorbereitung. Bisher ist die Sauce außer im Onlineshop nur in Berlin in wenigen Läden und auf Wochenmärkten erhältlich, aber das ändert sich hoffentlich bald, denn die Kochkunst Afrikas ist hierzulande noch viel zu wenig bekannt. Ihren Sieg hat Addobea wohl dem authentischen Flair ihres Produkts zu verdanken – und ihrer unternehmerischen Energieleistung. Bisher macht die ehemalige Drogeriemarkt-Filialleiterin alles selbst.
AiDiA als neues Tor zur Welt für Hamburg
Es gäbe noch einiges mehr zu berichten über AiDiA, etwa über die kleine Expo, auf der Schwarze Gründerinnen ihre Startups vorstellen konnten. People Pulse Analytix aus Berlin war da vertreten, IVY POW aus Mainz und Ohemaa Green Housing aus Aachen. Hamburgs Fahne hielt der gratitude Verlag hoch, der kulturelle und ethnische Vielfalt in Kinderbücher bringt. Es soll auch Menschen geben, die klare Erinnerungen an die Afterparty im Uebel & Gefährlich haben. Dazu können wir nichts beitragen, dafür möchten wir dem Team AiDiA-Team zu einer einmal mehr grandiosen Veranstaltung gratulieren und den Wunsch äußern, dass sie Hamburg noch lange erhalten bleibt. Dem „Tor zur Welt“ steht sie nämlich äußerst gut zu Gesicht.