SCALANIA hilft Startups beim Börsengang
Für Startups auf Kapitalsuche waren Börsengänge hierzulande bisher kaum eine Option, zumal, wenn ihre Bewertung noch relativ niedrig liegt. Dabei gibt es dafür vor allem in Schweden bereits zahlreiche erfolgreiche Beispiele. Das Hamburger Fintech SCALANIA will dieses Finanzierungsmodell nun auch in Deutschland populär machen.
Dr. Klaas Rackebrandt weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, für seine Geschäftsidee eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Dreimal hat der Diplom-Ingenieur mit Schwerpunkt Medizintechnik es versucht, dreimal hat es aus unterschiedlichen Gründen nicht funktioniert. Mit HOLZTRIEB hat er zumindest ein Startup mitgegründet, das sogar ein Plus erwirtschaften konnte. Die Geschäftsidee bestand darin, Möbel aus altem Holz aus einem Kloster zu fertigen. Trotz des Erfolgs war die Nische für dauerhaftes Wachstum aber zu klein. Sein Geld verdiente er hauptsächlich bei der Managementberatung UNITY.
Schwedische Kompetenz in Sachen Nanocaps
Einer, der beinahe in ein Medizinprodukt von Klaas investiert hätte, ist der Schwede Stefan Lundgren. Er ist einer der führenden Experten für Nanocaps, also nach gängiger Definition für börsennotierte Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter 50 Millionen US-Dollar. In den frühen 2000er Jahren gründete er die Sedermera Fondkommission mit dem Schwerpunkt Nanocaps. Das Unternehmen entwickelte sich zu einem der größten Schwedens in diesem Segment. 2010 schloss Sedermera sich mit Spotlight, eine der größten schwedischen Börsen für Nanocaps, zusammen. Bei der neu entstandenen Unternehmensgruppe war er zweitgrößter Anteilseigner.
Seine Hauptaufgabe war das Projektmanagement, welches beinhaltete, neue Unternehmen kennenzulernen, sie zu bewerten und ihnen zu helfen, ihr Ziel einer erfolgreichen Börsennotierung zu erreichen. Dabei weitete er sein Geschäftsfeld 2014 auch auf dänische Unternehmen aus, die schwedische Holdinggesellschaften gründeten und in Schweden notiert wurden. 2016 verließ Stefan die Spotlight Group, um sich auf private Investitionen zu konzentrieren, unter anderem auch in mehr als 300 Nanocaps.
Was Startups für SCALANIA mitbringen müssen
Auch wenn für Klaas kein Investment heraussprang, war die Begegnung mit Stefan trotzdem für beide von entscheidender Bedeutung. Sie führte nämlich im Herbst 2022 zur Gründung ihres gemeinsamen Unternehmens SCALANIA. Klaas hat dort die Position des CEO übernommen, Stefan bleibt als Non-Executive Partner eher im Hintergrund. SCALANIA hat es sich zur Aufgabe gemacht, deutsche Startups auf ihrem Weg zum Börsengang (IPO) zu beraten und ihnen bis zu 80 % der damit verbundenen Arbeit abzunehmen.
Dabei arbeitet das Fintech ausschließlich erfolgsbasiert, weshalb es einen gründlichen Check durchführt, bevor es einen Kunden annimmt. Kriterien sind unter anderem ein hohes Wachstumspotenzial bei geringem Risiko, ein schon nachweisbarer geschäftlicher Erfolg und ein möglichst schwer zu kopierendes Geschäftsmodell. Bei den Kennziffern setzt SCALANIA deutlich niedriger an als die Obergrenze für Nanocaps: Die Unternehmensbewertung sollte unter 25 Millionen Euro liegen und der Emissionsbetrag beim IPO unter 5 Millionen Euro.
IPOs könnten zur echten Finanzierungsalternative für Startups werden
Das sind Dimensionen, die normalerweise in Seed- oder höchstens Serie-A-Runden erreicht werden. Für Startups hat ein IPO den Vorteil, dass sie weniger Kontrolle abgeben müssen als bei der Beteiligung durch ein Venture Capital-Unternehmen, dafür müssen sie auf Netzwerk und Know-how verzichten, den solch ein Deal in der Regel mitbringt. Und wie sieht mit der Marktakzeptanz von Nanocaps in Deutschland aus? Die Anlegerinnen und Anleger hierzulande gelten als eher risikoscheu, und bei Startups ist das Risiko des Scheiterns quasi naturgemäß immer vorhanden.
Ein Blick nach Norden kann da beruhigend wirken. Rund eine Millionen Schweden haben bereits in Nanocaps investiert – bei etwas über 10 Millionen Einwohnern. Um die 1.000 Unternehmen sind in dem Segment gelistet, im vergangenen Jahr gab es nur 11 Pleiten. Gefragt sind vor allem Startups, die Deep Tech und Ingeneurskunst zu bieten haben – durchaus deutsche Tugenden. SCALANIA ist daher zuversichtlich, auf dem skandinavischen Markt mit deutschen Unternehmen Erfolg haben zu können.
Einen ersten Kunden hat SCALANIA bereits überzeugen können, der IPO ist für September 2023 angepeilt. Die Aktien können dann natürlich auch in Deutschland über die meisten Hausbanken und Onlinebroker gehandelt werden. Wenn dieser Börsengang klappt, kann er zum Vorbild werden für weitere Startups, die diesen hierzulande noch ungewöhnlichen Finanzierungsweg gehen. Genug Interesse ist jedenfalls jetzt schon vorhanden.