Die tollen Ideen des Startup-Nachwuchses der Gen-Z
Vergangenes Wochenende fand in Hamburg ein Startup Wochenende für die Generation Z statt. „Nachhaltig Gestalten – Deine Zukunft!“ lautete das Motto der der dreitägigen Veranstaltung, deren Höhepunkt die Präsentation von fünf frisch entwickelten Startup-Ideen war. Die haben wir uns mal etwas genauer angeschaut.
Noch immer sind Frauen bei Startups unterrepräsentiert, doch wenn die Besetzung des Gen-Z Startup Wochenendes ein Indiz war, wird sich das bald deutlich ändern. Ausgeschrieben war die Veranstaltung für Jugendliche im Alter von 18 bis 21 Jahren. Teilgenommen haben ausschließlich Mädchen, 18 an der Zahl. Durchgeführt hat das Event der Young Talents Club Hamburg (YOTA) der Hamburg Invest, beteiligt war unter anderem auch deren Startup-Unit. Federführend waren zudem die Next Entrepreneurs, von denen Roger Zimmermann und Felix Hackbarth durch das Programm führen.
Los ging es für die Teilnehmerinnen am Freitagnachmittag. Zu Beginn und auch während der gesamten Phase der Projektentwicklung bekamen sie immer wieder Startup-Wissen vermittelt. Auch die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen standen auf dem Vortragsplan. So unterstützt und mit dem nötigen Know-how versorgt, entwickelte der auf fünf Teams aufgeteilte Startup-Nachwuchs innerhalb von weniger als 48 Stunden seine Ideen für zukunftsträchtige Digitallösungen.
Medizin verständlich gemacht und ein modulares Handy
Die medizinische Fachsprache ist voller Begriffe, die Laien eher verwirren oder vor Rätsel stellen. Eine Recherche im Internet führt schnell zu fragwürdigen Quellen oder vergrößert die Unsicherheit eher, als dass sie Klarheit verschafft. Das Team von med AID möchte das mit einer App ändern. Sie soll Diagnosen leicht verständlich erklären und somit die Kommunikation zwischen Ärztinnen und Ärzten auf der einen und Patientinnen und Patienten auf der anderen Seite verbessern. Besonders bemerkenswert: Die fünf Teammitglieder haben für die Recherchen zu ihrer App eine ausführliche Umfrage gemacht, online und auf der Straße.
Die Mehrzahl der vorgestellten Startup-Ideen beschäftigte sich mit unserem Konsumverhalten und der Vermeidung von Müll. Als Beispiel nannte das aus drei Mädchen bestehende Team von Modular ein Handy, bei dem die Kamera kaputtgegangen ist. Niemand denkt da an Reparatur, ein neues muss, her, das alte endet als Elektroschrott. Bei dem Modell von Modular müsste das nicht sein, es besteht, wie der Name andeutet, aus einer Auswahl an Modulen. Die kann man nach Bedarf kombinieren und im Schadensfall problemlos austauschen.
Drei Ideen für bewussteren und nachhaltigeren Konsum
Wer kennt das nicht: Man sucht im Supermarkt nach irgendeinem Produkt, findet es nicht und kauft am Ende irgendwelche Sachen, die man gar nicht braucht. Mit der App, die sich die drei vom Projekt FAPS ausgedacht haben, würde das nicht passieren. Sie funktioniert wie eine Art Navigationssystem, das weiß, wo Butter oder Müsli zu finden sind. Wertvolle Produktinformationen liefert sie auch gleich mit.
FAPS könnte eine gute Ergänzung sein zu der nächsten App-Idee, die sich ebenfalls mit den Einkäufen im Supermarkt beschäftigt. Das Trio von InTime sagt dabei der Lebensmittelverschwendung den Kampf an und beginnt seinen Pitch mit eindrucksvollen Zahlen. 78 Kilo Müll fallen hierzulande pro Kopf und Jahr an, 20 Euro pro Monat landen dabei im übertragenen Sinne ebenfalls in der Tonne. InTime soll nun mit Rezeptvorschlägen und einer korrespondierenden Einkaufsliste für eine bessere Haushaltsplanung sorgen. Die Mindesthaltbarkeitsdaten spielen dabei eine wichtige Rolle, auch bei der Bestandsführung, die die App ebenfalls ermöglicht.
Nicht nur bei Lebensmitteln, auch Bekleidung ist die Verschwendung groß, ebenso der Schaden für die Umwelt durch Überproduktion. Zu Beginn des Pitches wird eine der Teilnehmerinnen von Team likelyhood von ihren vier Mitstreiterinnen mit Klamotten beworfen, symbolisch für den Umgang mit Fast Fashion. Im Durchschnitt wird jedes Teil von jungen Leuten nämlich nur viermal getragen, bevor es ausrangiert wird. Viel besser wäre doch, es an jemanden weiterzuschicken, der daran noch Freude haben könnte. Die Idee von likelyhood ist daher ein Tauschring, bei dem monatlich Überraschungspakete mit Second Hand-Bekleidung versendet werden.
Gewonnen haben am Ende alle
Nach den Pitches bekamen alle fünf Teams ein ausführliches Feedback von einer Fachjury. Das fiel größtenteils sehr positiv aus, wenn es überhaupt Kritik gab, dann konstruktive. Schließlich die Veranstaltung ja dazu animieren, die angefangenen Projekte auch über das Wochenende hinaus weiterzuverfolgen. Zudem war das Niveau der Präsentationen durchweg hoch, gespickt mit Daten, Fakten und guten Einfällen. Da war es schwer einen ersten Platz zu vergeben, doch für die Jury hatte med AID mit seiner Medizin-App leicht die Nase vorn. Diese Veranstaltung wird bestimmt eine Fortsetzung finden, und ja, auch Jungs dürfen sich dann gern bewerben!
Fotos: Melanie Köslin / Hamburg Invest