Warum in der Höhle der Löwen Tränen flossen
Ein Festival der Banalitäten und zwischendurch starke Emotionen – das war die Folge von „Die Höhle der Löwen“ zum Tag der Deutschen Einheit. Was das für Silkslide Pro, ichó, MEMOBILD, Campus Held und Catrub bedeutet hat, erfahrt ihr in unserem Nachbericht.
Silkslide Pro hat die Nase vorn
Nasenhaare – nicht gerade das größte Problem, mit dem die Menschheit zu kämpfen hat, aber zumindest irgendwie unschön. Vor allem bei älteren Herren, bei denen es ganz oben auf dem Kopf immer dünner wird, es dafür aber aus den Nasenlöchern wuchert. Alexander Weese hat eine Lösung parat, ein Mini-Nassrasierer namens Silkslide Pro für die „Nasur“, wie er es nennt. Diesen und den Begriff „Nasierer“ hat er sich sogar schützen lassen. Nur über den Onlineshop hat er in einem Jahr 290.000 Euro Umsatz gemacht. Judith Williams und Rald Dümmel sind beide begeistert und bereit, das Einstandsangebot von 250.000 Euro für 20 % anzunehmen. Schwere Entscheidung für den Gründer, sie fällt schließlich zu Gunsten Dümmels aus.
ichó bewegt, aber nicht zum Deal
Wenn der fernsehbekannte Hundetrainer Martin Rütter vor den Löwen erscheint, ist eigentlich irgendein Produkt für die vierbeinigen Freunde zu erwarten. Tatsächlich spricht er aber von der Demenz seiner Mutter und wie er darüber eine Dokumentation gedreht hat und dabei auf ichó gestoßen ist. Das ist ein Therapieball für demente Personen, der mit über 100 Spielen gefüttert wurde. Von der Krankheit Betroffene reagieren intuitiv auf das Gerät, besonders intensiv, wenn es auf Bewegungen mit Musik und anderen Tönen antwortet.
Das Thema Demenz betrifft Millionen Menschen und ihre Angehörigen, unter anderem Dagmar Wöhrl und Judith Williams. Entsprechend emotional reagieren beide, es fließen Tränen. Aber reicht das für einen Deal in Höhe von 1,5 Millionen für 15 %? Leider spricht die Vernunft dagegen. So kann ichó Demenz nicht heilen, nur die Entwicklung verlangsamen, und auch das ist noch durch keine Studie zweifelsfrei belegt. Dementsprechend zahlen auch die Krankenkassen noch nicht, der Ball kostet über 1.400 Euro und die Umsätze aus der Vermietung sind bisher gering. Schließlich gehören fünf Investoren bereits 36 % des Unternehmens und das Gründungsteam weist keine medizinische Expertise auf. Man glaubt den Löwen, dass ihnen die Absage schwerfällt, aber sie ist gut begründet.
MEMOBILD hängt sich kein Löwe an die Wand
Ein Familienunternehmen aus Hamburg, das mit 75.000 Euro für 15 % auch noch recht bescheiden daher kommt – das müsste doch jetzt aber klappen! Schön wäre es, doch dafür müsste erst einmal die Idee von MEMOBILD gut sein. Die Geschwister Melike und Hakan Zirek sind davon überzeugt und müssen mit zunehmender Befremdung feststellen, dass sie damit heute allein dastehen. Die Löwen möchten sich nämlich keine Bilder von Tonspuren an die Wand hängen, hinter denen sich Grußbotschaften oder Tondokumente unvergesslicher Erlebnisse verbergen. Die lassen sich dann per Handy abrufen, aber wozu dann das eher nichtssagende Bild? Eine schlüssige Antwort haben die beiden darauf nicht.
Bei Campus Held geht es App
Genia Lewitzki und Chuong Nguyen sind zwei umtriebige Marketingexperten, die mit ihrer Agentur Campus Held dafür sorgen, dass Markenartikler ihre neuen Produkte auf Studentenpartys testen können. Damit machen sie bereits siebenstellige Umsätze, jetzt soll etwas ganz Neues noch mehr Kohle ranschaffen: eine App! Mit speziellen Tipps, Infos und Rabatten speziell für Studierende! Sowas hat die Welt noch nicht gesehen, oder zumindest die Löwen haben es noch nicht, denn sie sind begeistert von UNIHELD. Der Rest der Welt weniger, Stand 3.10.2022 hat die App bei Google Play 50+ Downloads. Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer wissen das natürlich nicht, sie handeln einen Deal über 600.000 Euro für 25,1 % aus – der dann natürlich geplatzt ist.
Catrub macht Katze froh, und den Dümmel ebenso
Um dem nächsten banalen Produkt etwas mehr Tiefgang zu verschaffen, wird zunächst die Geschichte des Gründers Patrick Weifels erzählt. Der litt an Nierenversagen, sein Vater Karl-Josef war zur Stelle und spendete eine Niere. Mit ihrer Erfindung Catrub hat das allerdings gar nichts zu tun. Das ist ein Katzenmöbel, das aus verschiedenen kombinier- und austauschbaren Komponenten besteht. Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg sind schon wegen ihrer Katzenhaarallergie raus. 199 Euro soll das Teil kosten, eine gewisse Nachfrage signalisiert zumindest eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. Ralf Dümmel schwankt, ober den Deal machen soll und ist schließlich mit 10.000 Euro für 25 % dabei.
Beitragbild: RTL / Frank W. Hempel