Startup foodloose animiert zur Unterstützung der Hamburger Tafel
Rapide steigende Lebensmittelpreise machen eine Institution wie die Hamburger Tafel leider wichtiger denn je. Aber auch sie hat in diesen Tagen mit vielen Herausforderungen zu kämpfen und braucht Unterstützung von möglichst vielen Seiten. Das Startup foodloose möchte daher Unternehmen dazu bewegen, soziale Tage einzuführen, und geht mit gutem Beispiel voran.
„Das ist alles Müll“, sagt Jan Henrik Hellwege, der Geschäftsführer der Hamburger Tafel e.V.. Er steht in dem Lager und zeigt auf Regale voller Lebensmittel. „All das würde sonst weggeschmissen, aber zum Glück gibt es uns, die die meist hochwertigen Lebensmittel an Bedürftige verteilen können.“ Das wird aber leider zunehmend schwieriger. In der ersten Septemberwoche wurden an einem Tag 101 Europaletten Lebensmittel aus dem Lagerbestand verteilt, da die Wagen immer leer von ihren Touren zurückkamen und aufgestockt werden mussten. Außerdem brauchten sehr viele andere Tafeln in der Nähe mehr und mehr Unterstützung mit Ware.
Die aktuellen Krisen betreffen auch die Hamburger Tafel
„Ich hatte grade eine Mitarbeiterbesprechung und hab gesagt, wenn ihr irgendwelche Götter habt, dann betet einfach, dass es bald wieder besser wird. Es darf auf keinen Fall ewig so weiter gehen, dann haben wir ein richtiges Problem“, schildert Jan Henrik die aktuelle Lage.
Der Krieg in der Ukraine kam bei der Hamburger Tafel noch zusätzlich zu den Belastungen der COVID-Krise hinzu. Dadurch, dass die wirtschaftlichen Folgen des Krieges im Moment noch völlig unabsehbar sind, haben viele Leute Angst und ändern bereits ihr Kaufverhalten. Die Lebensmittelspenden gehen dadurch stark zurück. Gleichzeitig wächst die Bedürftigkeit ständig an. Auch die laufenden Kosten der Tafel steigen stetig. Zum Beispiel hat sie vier Kühlzellen, die 24 Stunden sieben Tage die Woche durchlaufen und entsprechend Strom verbrauchen. Und jeder Wagen benötigt immer teurer werdenden Diesel.
„Irgendwann kommen wir in die Situation, dass wir die ersten abschneiden müssen. Das werden dann erstmal die anderen Tafeln sein, die wir mit unterstützen. Okay, wir sind die Hamburger Tafel, der Ahrensburger Tafel können wir nicht mehr helfen. Dann werden wir anfangen die Ware zu reduzieren, die in die Ausgabe geht. Das bedeutet jeder einzelne bekommt schon weniger, also das sind alles keine angenehmen Prozesse“ führt Jan Henrik aus.
Ehrenamtliche sind unverzichtbar
Unterstützung wird dringend an allen Stellen benötig. Die Tafel braucht aber nicht nur Lebensmittel und Spenden, sondern auch helfende Hände. Wegen der Corona-Pandemie müssen viele Schüler-Praktika abgesagt werden. Diese Lücke sollen jetzt mehr Ehrenamtliche schließen. Die Hamburger Tafel ist auf sie angewiesen, sie hat nur fünf festangestellte Mitarbeiter. Im Jahr sind die Ehrenamtlichen, viele davon Rentner, mehr als 16.000 Stunden im Einsatz. Um diese Leistung weiter erbringen zu können, gibt es eine Lösung, von der alle profitieren würden: einen sozialen Tag bei den Unternehmen einzuführen, um die Tafel zu unterstützen.
Es gibt bereits einige Unternehmen, die dies praktizieren, zum Beispiel foodloose – ein Startup aus Hamburg, das Bio-Snacks produziert. Jedes Teammitglied von foodloose darf sich einen Tag im Monat statt zu arbeiten ehrenamtlich für eine Organisation seiner Wahl engagieren. Dieses Jahr hat das Startup entschieden, neben Lebensmittel-und Geldspenden an die Hamburger Tafel diese auch mit Personal zu unterstützen. Über achteinhalb Wochen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von foodloose zweimal die Woche die Touren der Tafel begleitet, um Lebensmittel zu sammeln, sortieren und zu verteilen.
Insgesamt 16 Personen haben so an die Tafel circa 112 Stunden ihrer Arbeitszeit gespendet. Um 16.000 Stunden abzudecken, bräuchte man also 150 solcher Startups – oder einen Großkonzern mit circa 2000 Angestellten, die nur einmal im Jahr einen sozialen Tag bei der Tafel verbringen müssten. Deswegen rufen foodloose und die Hamburger Tafel alle Großkonzerne in Hamburg dazu auf: Es ist Zeit, an die Gesellschaft etwas zurückzugeben! In dieser schwierigen Zeit brauchen vor allem die schwächsten eine Unterstützung – helft der Hamburger Tafel und deren Kunden!
Der Appell von foodloose und der Hamburger Tafel an Unternehmen
Katharina Staudacher, die Gründerin von foodloose, schildert, wie sie die Aktion erlebt hat: „Jede*r sollte mit der Tafel mitfahren, um überhaupt eine Wertschätzung für das Essen zu bekommen. Ich fand es grandios, festzustellen, wie viel Essen zwar weggeschmissen wird, aber auch zu sehen, wie viel Wert es noch hat und wie viele Menschen davon profitieren. Ich denke, dass jedes Unternehmen seinen Mitarbeitenden ermöglichen sollte sich auch sozial zu engagieren. Das ist nicht viel Einsatz, den die Firma zur Verfügung stellt, aber das steigert auch die Motivation und kann echt etwas Großes bewegen.“
Jan Henrik ergänzt: „Wenn sogar nur ein Unternehmen mitmachen würde, würde es uns unglaublich helfen. Wir werden auch gerade für das nächste Jahr viel mehr Leute brauchen. Die meisten von unseren Ehrenamtlichen sind Rentner, das bedeutet der Punkt, wo die sagen, dass sie zum Beispiel aus körperlichen Gründen nicht mehr arbeiten können, kann immer schnell erreicht werden. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass das auch mal bei mehreren gleichzeitig vorkommt. Insofern ist die Personaldecke dünn, kommt her, ihr großen Firmen, wir sind da und brauchen euch!“
Fotos: foodloose