Wird bei den Löwen das Rad neu erfunden?
Bei „Die Höhle der Löwen“ haben ja schon einige behauptet, quasi das Rad neu erfunden zu haben. Beim Startup trivida trifft das bis zu einem gewissen Grad sogar zu, aber reicht das für einen Deal? Das erfahrt ihr in unserem Nachbericht, ebenso, wie NextFolder, MangoMates, MÉMOIRE und KittyFlap abgeschnitten haben.
NextFolder heftet einen Deal ab
Erfindungsreiche Schüler, die mit einem 3D-Drucker ihre Produkte zunächst selber herstellen, haben schnell einen Sympathievorsprung, siehe BeeMyBox. Bei Valentin Steudte und Johannes Baumgardt ist das nicht anders. Sie bringen eine Neuentwicklung mit, die vor allem Schülerinnen und Schüler ansprechen soll. Ihr Ringhefter hat keine Ringe aus Metall, die beim Schreiben hinderlich sind und auch noch eine gewisse Verletzungsgefahr mitbringen, sondern solche aus biegsamem Plastik. (Man könnte die Blätter zum Schreiben auch herausnehmen, aber das wäre natürlich furchtbar aufwendig). Außerdem lässt sich der Hefter noch in diverse austauschbare Einzelteile zerlegen.
Verkauft haben sie bisher noch nichts und einige Löwen zweifeln auch daran, ob das Alleinstellungsmerkmal der Biegsamkeit bei höherem Preis als üblich tatsächlich zum Kauf animiert. Da Valentin höchst erfolgreicher Rennrodler ist, stellt sich zudem die Frage, ob er sich auch ganz auf eine eventuelle Unternehmerkarriere konzentrieren kann. Ralf Dümmel hält sich aber mit solchen Fragen nicht lange auf. Bisher gehören 100 % von NextFolder Valentins Großmutter. Jetzt gehen 30 % für 80.000 Euro an Dümmel, den Rest bekommen die inzwischen volljährigen Jungs.
trivida gewinnt vorübergehend Löwentrio
Seit 50 Jahren beschäftigt Christian Czapek die Frage, wie man Querschnittsgelähmten das Leben mit dem Rollstuhl etwas leichter machen könnte. Grund: Sein Bruder ist selbst betroffen. Jetzt präsentiert er zusammen mit Dr. Christine Pflaumbaum und ihrem Vater Wolf Dieter eine Lösung und hat auch noch eine ebenso prominente wie glaubwürdige Markenbotschafterin mitgebracht. Kristina Vogel ist zweifache Olympiasiegerin und 17-fache Weltmeisterin im Bahnradfahren, doch seit einem Unfall ist sie selbst auf einen Rollstuhl angewiesen.
Das Problem, das ihr Startup trivida lösen möchte, ist für Menschen im Rollstuhl ein alltägliches. Bisher erschweren die Räder wegen ihrer Höhe es ihnen erheblich, sich aus dem Stuhl auf eine andere Sitzgelegenheit zu hieven. Oft sind sie auf fremde Hilfe angwiesen. Das Rad von trivida besteht nun aus drei Teilen; das Teil, das eine Barriere darstellt, kann problemlos abgenommen und wieder aufgesteckt werden. Mehrere Millionen stecken bereits in dem Projekt, es gibt Patente und die Kassen zahlen. Das alles überzeugt die Löwen, die bei Produkten aus dem Medizinbereich sonst oft zurückschrecken. Mit 1 Million Euro für 20 % steigen Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg zunächst ein, später platzt dann aber der Deal.
MangoMates hätte Eierlikör pitchen sollen
Mangos in Streifen geschnitten, die an Spaghetti erinnern, dazu Limettensaft und Salz – in Lateinamerika ist das ein beliebtes Streetfood. Die Kolumbianerin Dayan Estada und ihr deutscher Freund Marcel Martin dachten sich, das könnte auch hierzulande funktionieren, und machten zunächst in Leipzig eine Bude auf, wo sie als MangoMates die Spezialität anboten. Das lief auch ganz ordentlich, und so bot sich die Gelegenheit, an den attraktiveren Standort Berlin zu wechseln. Jetzt lautet der Plan, Läden in ganz Deutschland zu eröffnen. Ob da die Löwen anbeißen werden?
Zumindest finden sie Gefallen an den Mango-Spaghetti. Gut an kommt eine Version mit scharfer Soße, und Georg Kofler ist begeistert von dem selbstgemachten Eierlikör, der die süße Variante verfeinert. Weniger gut schmecken den Löwen die Zahlen, die ihnen serviert werden. Die bisherigen Umsätze sind eher mittelprächtig und der Gründer ist auch nicht in der Lage, plausible Prognosen oder gar einen Plan für ein funktionierendes Franchisesystem vorzulegen. Für den Eierlikör hätte das Paar vielleicht eher ein Investment bekommen.
MÉMOIRE findet neue Verwendung für Muttermilch und einen Löwen
Zunächst reichlich skurril anmutende Geschäftsideen, Teil 1. Angefangen hat Levke Lorenzen mit Schmuck, für den sie Muttermilch verarbeitet. Dass sich diese auch noch auf wesentlich nützlichere Weise zweckentfremden lässt, erfuhr sie, als eine ihrer Töchter an einer Hauterkrankung litt. Muttermilch brachte da tatsächlich Linderung. Also führte sie mit ihrem Mann die Kosmetiklinie MÉMOIRE ein. Kundinnen schicken ihre Milch ein, daraus entsteht ein Pulver, das vermischt mit einer Basislotion dann primär für die Haut des Kindes geeignete Pflegemittel ergibt.
Das ist vielleicht doch nicht so spinnert, wie es zuerst klingt, aber definitiv auch kein Produkt für den Massenmarkt. Das zumindest legen erste Umsatzzahlen nahe. In vier Monaten konnte MÉMOIRE nur 50 Pflegesets verkaufen, das Onlinemarketing hat offensichtlich nicht gefruchtet. Judith Williams könnte im Shopping-TV sicherlich mehr erreichen, aber sie weiß nicht, ob sie soll oder nicht. Nils Glagau tickt da anders, er überredet das Paar zum Deal, während Williams noch laut nachdenkt. Für 60.000 Euro bekommt er 30 %.
Löwen gehen nicht durch die Katzenklappe KittyFlap
Zunächst reichlich skurril anmutende Geschäftsideen, Teil 2. Katzen gehen bekanntlich gern auf Jagd und bringen ihre mehr oder weniger lebendige Beute stolz mit nach Hause. Aber wer hat schon gern eine tote Maus im Bett liegen oder eine lebendige irgendwo herumflitzen? Eine Katzenklappe, die geschlossen bleibt, wenn die Katze ihren frischen Fang im Maul hat, könnte die Lösung sein. Auf eine solche Idee muss man erstmal kommen und dann noch in der Lage sein sie auch umzusetzen.
Beides trifft auf Jean Paul Kölbl zu. Der IT-Experte hat seine Katzenklappe namens KittyFlap mit Kamera und Sensoren ausgestattet und dazu eine Software entwickelt, die erkennt, was eine Katze da so anschleppt. Ein völlig neuer Einsatzbereich für künstliche Intelligenz. Ob es dafür wirklich Bedarf gibt, lässt sich nicht sagen, denn es fehlen noch einige Monate bis zur Marktreife. Auch möchte der Erfinder seinen Hauptjob nicht aufgeben und sucht im Erfolgsfall einen Projektleiter für KittyFlap. Das animiert die Löwen nicht zum Deal, dafür startet gerade eine Crowdfunding-Kampagne.
Beitragsbild: RTL / Bernd-Michael Maurer