FlyNex – eine Plattform für Drohnen hebt ab
Das Wort „Drohne“ hat für manche einen eher bedrohlichen Klang. Dabei können die Fluggeräte äußerst nützliche Helfer sein und Aufgaben übernehmen, die Menschen gar nicht oder nur mit großem Aufwand erledigen können. Das Startup FlyNex hat eine Software und eine Plattform für Drohneneinsätze geschaffen und sein Angebot kontinuierlich ausgebaut.
In Deutschland gibt es für fast alles Gesetze und Vorschriften, und meistens gleich eine ganze Menge davon. Das gilt selbstverständlich auch für den Einsatz von Drohnen: Wo darf ich starten? Wo darf ich landen? Welche Bereiche darf ich überfliegen und welche nicht? Diese und ähnliche Fragen mithilfe einer interaktiven Karte zu beantworten, das war die Ursprungsidee des 2015 in Hamburg gegründeten Startups FlyNex.
Ein erfahrenes Gründerteam
Die vier Gründer bringen jahrzehntelange Erfahrung mit. Drei von ihnen, Andreas Dunsch, Michael Petrosjan und Christian Caballero, waren bei der Bundeswehr und haben zum Teil intensiv mit Drohnen gearbeitet. Holger Dirksen ist Geowissenschaftler und Software-Experte und hatte schon vor FlyNex IT-Unternehmen gegründet.
Fachwissen war also von Beginn an reichlich vorhanden, doch je mehr sich die vier sich mit dem Drohnenthema beschäftigten, desto deutlicher wurde, wie groß der Bedarf an Informationen und Unterstützung bei Unternehmen ist. Daher war 2017 der Launch der Karte, in die Daten aus über 180 Quellen eingespeist waren, erst der Anfang. Rund 1,5 Millionen Aufrufe in kurzer Zeit machten deutlich, welch große Lücke FlyNex da geschlossen hatte.
Drohnen können eine Fülle von Aufgaben übernehmen, etwa bei der Überwachung und Überprüfung von Gebäuden, Strommasten, landwirtschaftlichen Nutzflächen und vielem mehr. Sowohl privatwirtschaftliche Unternehmen als auch öffentliche Einrichtungen können dabei dabei viel Zeit und Geld sparen, doch oft fehlt es der Ausstattung und dem technischen Know-how. Hier setzt die zweite Phase der Entwicklung von FlyNex an, der Aufbau einer Plattformlösung.
FlyNex bietet als Plattform einen umfassenden Service
Die einfachste Aufgabe ist da noch die Beschaffung der Drohnen für die Auftraggeber, meist Modelle von chinesischen Marktführer DJI. Für die allermeisten Kunden rentiert sich das schnell. Wohnungsbaugesellschaften zum Beispiel haben Drohnen regelmäßig im Einsatz, um Baufortschritte zu ermitteln. Einzig vergleichbare Alternativen wären wesentlich teurere Hubschraubereinsätze. Ähnliches gilt für Schadstellenerkennung bei Gebäuden oder Masten, die einen kontinuierlichen Prozess erfordert.
Erheblich komplexer ist das Herzstück von FlyNex, die Software-Plattform. Sie besteht aus zahlreichen Modulen, die sich nach Bedarf kombinieren lassen. Im ersten Schritt legen Kunden auf der Plattform ein Projekt an. Die dabei eigegeben Daten ermöglichen dann zum Beispiel eine Einsatzplanung für Personal und Drohnen. FlyNex liefert dazu die grundsätzlichen Infos zu den schon erwähnten rechtlichen Bestimmungen.
Das ist aber noch längst nicht alles, denn das Startup hat auch Software entwickelt, die auf die Einsatzzwecke der Drohnen abgestimmt ist und die erhobenen Bilddaten analysiert. Dieser Teil des Pakets wird ständig ausgebaut, denn im Laufe der Jahre haben sich immer mehr Anwendungsfälle ergeben. Die gehen weit über rein kommerzielle Zwecke hinaus. So konnte FlyNex im vergangen Jahr auch bei der Bewältigung der Flutkatastrophe wichtige Dienste leisten.
Die Geschichte von FlyNex ist also in vielerlei Hinsicht eine Wachstumsgeschichte. Sie begann in Hamburg mit einer Förderung durch das InnoRampUp-Programm der IFB Hamburg. Die Suche nach weiteren Investoren führte das Team dann nach Leipzig. Dort erwies sich der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) als idealer Partner sowohl in Sachen Finanzierung als auch Managementunterstützung. Durch den Schub konnte sich das Team von vier auf 20 Personen vergrößern.
In Sachsen gewachsen, in Hamburg verankert
Einziger Nachteil, zumindest aus Hamburger Sicht: Da am TGFS der Freistaat Sachsen maßgeblich beteiligt ist, musste FlyNex seinen Hauptsitz nach Leipzig verlegen. Hamburg ist aber bis heute ebenfalls Standort geblieben, schon wegen seiner überragenden Bedeutung für die Luftfahrtindustrie. Unterdessen ist das Team ständig größer geworden und zählt standortübergreifend knapp 40 Köpfe.
Die vier Gründer sehen sich dabei lange noch nicht am Ziel, im Gegenteil. Eine Herausforderung ist, bei dem Wachstum eine agile und zugleich fast familiäre Unternehmenskultur aufrecht zu erhalten. Dann steht die Internationalisierung auf der Agenda. Ein Mitarbeiter ist sogar in San Francisco am Start und der entlegenste Auftrag führte bis nach Südamerika. In verschiedenen Ländern gelten selbstverständlich verschiedene Regularien für den Drohneneinsatz und Geodaten sind dort auch nicht immer ganz einfach zu beschaffen.
Trotz der großen Erfahrung ist FlyNex also tatsächlich ein richtiges Startup, das von seinem Potenzial her noch ziemlich am Anfang steht. Oder, um in der Drohnenterminologie zu bleiben, gerade erst richtig abhebt.
Fotos: FlyNex