Mit der App von Kindy kinderleicht die Kita digitalisieren
Die Digitalisierung im deutschen Bildungssystem – oder genauer gesagt, die erheblichen Defizite dort – ist eines der großen Themen, die durch Corona noch wichtiger geworden sind. Bildung fängt für die Kleinen schon in der Kita an. Hier zumindest gibt es mit Kindy eine App, die den Alltag für alle Beteiligten besser planbar macht.
Ali Rastagar und Hannes Graf haben kein Problem, als Nerds bezeichnet zu werden – im Gegenteil. Seit rund 20 Jahren, seit dem Studium, kennen sie sich. Beide fühlen sich in der Digitalwelt zu Hause, wobei Hannes der Softwareentwickler ist, als Freelancer und mit dem eigenen Unternehmen HotGloo. Ali sorgt als Designer für die gute User Experience, aktuell noch in Teilzeit bei comdirect. Für IBM und Xing hat er auch schon gearbeitet.
Auch bei Kitas steckt die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen
Ihr gemeinsames Baby heißt Kindy und kam offiziell im März 2020 zur Welt. Die Idee entstand schon Ende 2018, als Hannes an einer Verwaltungssoftware für einen Kindergarten arbeitete. Offensichtlich gab es in diesem Bereich noch einen großen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Also entwickelten die beiden Freunde eine App für Kitas, deren Prototyp, der 2019 fertig wurde. Ein erster Test in Eimsbüttel zeigte, dass sie auf dem richtigen Weg waren.
Das belegte auch eine Reise nach Nürtingen, wo die Gründer Kindy vorstellten und prompt alle örtlichen Kitas ausstatten durften. Die Szene ist konservativer als man vielleicht denkt und setzt gern auf Altbewährtes. Oder hört auf Empfehlungen, weshalb die Präsentation vor Ort der beste Weg zum Einstieg in den Markt zu sein schien. Aber als es gerade richtig losgehen sollte, kam die erste Phase der Corona-Pandemie dazwischen.
Kindy dient vor allem zur Informationsvermittlung
Die wirkte einerseits wie ein Bremsklotz, andererseits kann sie Kindy den Erfolg mittelfristig sogar erleichtern, denn im Zuge der Krise wurde Digitalisierung immer mehr zu einem beherrschenden Thema. Aber was kann die App eigentlich? Angelegt ist sie zunächst als Kommunikations- und Organisationsmittel für Eltern und Erzieherinnen und Erzieher. Hier ist eine kleine Auswahl der Aufgaben, die sie übernehmen kann:
- Einchecken – die App zeigt an, welche Kinder wann da sind.
- Eltern erhalten Infos über Aktivitäten der Kita, zum Beispiel Ausflüge.
- Der Tagesverlauf mit beispielsweise Schlafenszeiten, Windelwechseln oder Essverhalten lässt sich protokollieren.
- Für jedes Kind gibt es ein eigenes Profil mit den wichtigsten Stammdaten.
- Abmeldungen zum Beispiel wegen Krankheit lassen sich einfach durchführen.
- Die App bietet eine Übersicht über Speisepläne und wichtige Termine.
Die Liste ließe sich noch um einige Punkte ergänzen, aber auch so wird deutlich, dass die App dem allgemeinen Informationsaustausch dient, übrigens in vielen Sprachen. Was sie bewusst nicht bietet, ist eine Chatfunktion im Stil von WhatsApp. Abgesehen davon wird das Angebot laufend erweitert. Auch Städte und die Träger der Kitas können Kindy mittlerweile nutzen. Zudem sind ein standortübergreifender Zugriff und mehr Kommunikationsmöglichkeiten für Erzieherinnen und Erzieher untereinander geplant.
Niedrige Einstiegshürden sollen den Erfolg bringen
Inzwischen hat sich auch schon etwas herumgesprochen, was Kindy leisten kann. Über 100 Kitas nutzen die App bereits. Die Einstiegshürden sind bewusst niedrig. So lassen sich die Funktionen nach Bedarf konfigurieren, nicht alles muss auf einen Schlag digitalisiert werden. Auch der Preis von 19,90 Euro pro Monat und Kita bis 40 Kinder sollte eigentlich niemanden abschrecken. Andere vergleichbare Angebote sind wesentlich kostspieliger.
Große Umsatzzahlen haben auch nicht Priorität. Das eigenfinanzierte Startup hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst vielen Kitas die notwendige Digitalisierung zu erleichtern. Überlegungen, das Angebot in ähnlicher Form auch auf andere Bereiche auszuweiten, gibt es ebenfalls. Kindy hat auf jeden Fall das Zeug dazu, weit mehr zu sein als das Kinderspiel zweier Nerds.
Bilder: Kindy