aidhere: Millionendeal auch ohne die Löwen
Mit aidhere ist diese Woche erneut ein Hamburger Kandidat zu Gast bei „Die Höhle der Löwen“ gewesen. Da hat es mit einem Deal zwar nicht geklappt, aber kürzlich konnte sich das Startup ein Millioneninvestment sichern. Mehr darüber erfahrt ihr in diesem Beitrag, ebenso über das Abschneiden von GreenBill, BADESOFA, Marée und Udo.
Bei GreenBill geht die Rechnung fast auf
Giuila Siegel hat schon eine Menge Fernsehauftritte hinter sich. Sie war in diversen Serien zu sehen und in Shows wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ oder „Das Sommerhaus der Stars“. Dort war sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Ludwig Heer, einem durchaus renommierten Koch. Jetzt sind die beiden mit ihrem Startup GreenBill und haben als dritten Mann den erfahrenen Softwareentwickler Tobias Kiessling ins Boot geholt. Im Angebot haben sie denn auch kein leichtgewichtiges Promi-Produkt, sondern eine durchaus solide Lösung für digitale Kassenbons.
Ludwig hat sie in seinem Restaurant schon im Einsatz und sie eignet sich auch für den Einzelhandel und überall sonst, wo Belege auf Thermopapier ausgedruckt. Bei GreenBill holen sich die Kunden den Bon einfach über einen QR-Code auf ihr Smartphone und brauchen dafür nicht einmal eine spezielle App. Den Löwen gefällt das Konzept so gut, dass gleich drei von ihnen den Deal gemeinsam machen wollen. Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Nils Glagau wären mit 250.000 Euro für überschaubare 18 % dabei. Bei GreenBill stellt sich die Frage, ob das nicht die ursprüngliche Bewertung verwässere – geplant waren eigentlich nur 10 %. Wenn alles gut läuft, würde Maschmeyer nochmal 150.000 Euro nachschießen und Giulia trifft als Mutter der Kompanie die positive Entscheidung. Die hat aber nicht wirklich Bestand und wegen einer veränderten Gründer- und Anteilssituation kommt der Deal nicht zustande. Immerhin: Dagmar Wöhrl möchte GreenBill in den Hotels ihres Familienunternehmens einsetzen.
Bei BADESOFA ist die Wanne voll
Wer ein gemütliches Bad in der heimischen Wanne nehmen möchte, wird schnell feststellen: So gemütlich sind Badewannen gar nicht. Entweder sind sie zu groß oder man ist zu klein, jedenfalls finden die Beine keinen richtigen Halt. Und Materialien wie Keramik sind bekanntlich nicht sehr kuschelig. Wie schön wäre es, wenn man es sich mit ein paar Kissen etwas bequemer machen könnte! Was zunächst etwas absurd klingt, haben die Gründerinnen Annika Götz und Natalie Steger zu einem Geschäftsmodell gemacht. Unter dem Namen BADESOFA bieten sie nämlich Badekissen an, die das Wasser nicht scheuen müssen.
Carsten Maschmeyer macht den Liegetest – im Trockenen, versteht sich – und möchte aus der Wanne gar nicht mehr raus. Aus einem möglichen Deal schon, bei dem sind schließlich nur noch Judith Williams und Ralf Dümmel im Rennen. Sie eiert ein wenig herum und setzt darauf, das er ein konkretes Angebot macht. Dümmel hält die Preise von je nach Größe 99 bis 199 Euro und die Unternehmensbewertung für zu hoch, mit 150.000 Euro für 33 % wäre aber dann doch dabei. Den Zuschlag bekommt er. Panne am Rande: VOX twittert den Deal schon Minuten bevor er über den Sender geht.
Bei Marée ist Fisch Wurst
Sein Geld verdient Andreas Tatzel gerade hauptsächlich als Busfahrer, doch seine wahre Leidenschaft gehört der Wurst. Mit einer eigenen Metzgerei hatte der gelernte Fleischermeister keinen Erfolg, jetzt versucht er es unter dem Markennamen Marée mit Produkten, bei denen man das Besondere zunächst weder sieht noch schmeckt. Seine Würstchen und Frikadellen bestehen nämlich nicht aus Rind- oder Schweinefleisch, sondern aus Fisch. Die Wahl fiel dabei auf den Wels, weil der ziemlich geschmacksneutral ist, eben nicht „fischig“.
Warum dann überhaupt Fisch, wenn man es überhaupt nicht schmeckt, fragen die Löwen, denen es durchaus mundet. Weil es gesünder sei, lautet die Antwort, vor allem wegen der Omega-3-Fettsäuren. Das reicht als Argument leider nicht. Der Umsatz von 13.300 Euro im Jahr 2019 ist zu niedrig, die Notwenigkeit der Kühlung schreckt ab und der Vergleich mit der zuerst belächelten und längst höchst erfolgreichen Geflügelwurst überzeugt auch nicht. So muss der Gründer seine Wurst wohl vorerst weiter im heimischen Keller produzieren.
aidhere ist auch ohne Deal durchgestartet
Fans von Hamburg Startups kennen aidhere schon länger. Bereits im Juli 2019 berichteten wir über die App, die stark übergewichtigen Menschen bei der dauerhaften Gewichtsreduzierung helfen soll. Damals befand sich die App noch im Projektstadium, inzwischen ist sie unter dem Namen zanadio als Medizinprodukt zugelassen und somit auf Rezept erhältlich. So etwas beeindruckt die Löwen normalerweise, also konnte das Gründungstrio Dr. Tobias Lorenz, Dr. Nora Mehl und Henrik Emmert mit vorsichtigem Optimismus in die Show gehen. Dafür spricht auch die die hohe Bewertung, die sich aus dem Angebot von 500.000 Euro für 8 % ergibt. Darüber wird aber gar nicht groß diskutiert. Am Ende geht es aus wie bei fast allen Kandidaten aus dem Medizinbereich: Den Löwen ist das Geschäft zu riskant und kompliziert.
Kein Problem, denn seit der Aufzeichnung vor einem Jahr hat sich aidhere prächtig entwickelt. Das Team besteht inzwischen aus über 50 Personen. Ja, es war schwierig, Ärztinnen und Ärzte von zanadio zu überzeugen, aber mittlerweile haben über 2.000 Patientinnen und Patienten die App genutzt und teilweise bis zu 20 Kilo abgenommen. Ein Investment hat es auch gegeben. Eine Finanzierungsrunde über einen siebenstelligen Betrag von Business Angels und Familiy Offices wurde kürzlich abgeschlossen. Der Auftritt bei den Löwen bringt dann noch einen deutlichen Anstieg der Bekanntheit, zusammen mit einer großen Info-Kampagne und Schulungsangeboten für die Medizinbranche. Wie hieß es schon damals in unserem ersten Bericht: „aidhere hat also bereits ein gewisses Gewicht erreicht und es soll noch viel mehr werden. In diesem Fall wäre das auch absolut in Ordnung.“
Udo macht den Deckel drauf
„Die Höhle der Löwen“ kennt Dennis Krey schon in- und auswendig. Bei den ersten drei Staffeln war er als Aufnahmeleiter in Aktion. Jetzt allerdings steht er nicht hinter den Kulissen, sondern als Gründer mitten im Rampenlicht. Mitgebracht hat er die Idee seiner Geschäftspartnerin Carina Frings. Sie hat sich im Studium mit Ressourcenverschwendung beschäftigt und stieß dabei auf erschreckende Zahlen. Allein in Deutschland werden jedes Jahr 2,7 Milliarden Einwegbecher verkauft. Damit es deutlich weniger werden, hat sie Udo erfunden, einen propfenartigen Mehrwegdeckel, der dank seiner konischen Form auf fast alle Becher, Tassen und Gläser passt.
Damit das mit der Müllvermeidung klappt, muss man bei Besuch im Coffeeshop allerdings nicht nur den Udo, sondern eben auch seinen eigenen Becher mitbringen. Ob das wirklich praktikabel ist, daran zweifelt die Mehrheit der Löwen. Carsten Maschmeyer sind bisher 13.500 verkaufte Exemplare zu wenig und den Markennamen mag er auch nicht. Ralf Dümmel sieht dagegen Chancen als Fanartikel in Zusammenarbeit mit Fußballvereinen. Auch die Geschichte von Dennis gefällt ihm. Für 100.000 Euro verlangt er schon wieder 33 % und kommt damit erneut durch.
Fotos: TVNOW / Bernd-Michael Maurer