PRIOjet – die Logistik-Plattform für alle Notfälle
Ist irgendwo auf der Welt bei einem Flugzeug eine Schraube locker und das Ersatzteil gerade nicht vor Ort erhältlich? Dann geht schnellstmöglich ein Notfallkurier auf Reisen und schafft es herbei. PRIOjet Logistics ist eine neue Plattform, die die Abwicklung solcher Dienstleistungen vereinfacht.
Sein erster Auftrag führte Christian Wolff gleich von Hamburg nach Toulouse. Die Übergabe der Warensendung erfolgte nach Mitternacht am Rande eines Flugplatzes. Die Szene hätte sich so ähnlich auch in einem Spionagethriller abspielen können, aber keine Sorge, Christian war nicht in eine Verschwörung verwickelt und arbeitete auch nicht für den Geheimdienst. Vielmehr war er als Onboard-Kurier unterwegs und lieferte dringend benötigte Ersatzteile aus.
Angefangen hat Christian als Sparkassenbetriebswirt, knapp zehn Jahre war er bei der Sparkasse Hannover tätig. Dort hat er sich vor allem um organisatorische Aufgaben wie das Outsourcing von Unternehmensbereichen gekümmert. Seine nächste große Karrierestation war T-Systems, wo er mit Innovationsprozessen im Bereich Finanzen und anderen Branchen beschäftigt war. Zwischenzeitlich hatte er auch seinen Master of Business Administration abgeschlossen. 2017 nahm er sich dann die Zeit für ein Sabattical.
Das nutze er allerdings nicht, um sich auf die faule Haut zu legen. Stattdessen suchte er nach neuen beruflichen Optionen. Inspirieren ließ er sich dabei von Rico Förster, den er seit 2013 kannte. Rico arbeitet als Freiberufler in der Logistikbranche. Seine Spezialität sind Notfallkurierdienste. Dabei gilt es, kurzfristig benötigte Waren schnellstmöglich von A nach B zu transportieren, und zwar über Ländergrenzen und sogar Kontinente hinweg. Das Transportmittel der Wahl ist dabei das Passagierflugzeug, daher auch die Berufsbezeichnung Onboard-Kurier.
Notfallkuriere transportieren Waren aller Art
Von vertraulichen Dokumenten über in letzter Minute fertiggestellten Kleidungsstücken für Modenschauen bis zu größeren Mengen von Ersatzteilen reicht die Spannweite der Sendungen. Das allein ist schon Herausforderung genug, hinzu kommen die unterschiedlichsten Zollbestimmungen und bürokratischen Vorschriften in aller Herren Länder. Kein Wunder, dass sich da ein hochspezialisierter Markt gebildet hat. Weltweit gibt es etwa 5.000 Logistikagenturen, die solche Dienste anbieten, und etwa 25.000 freiberufliche Kuriere.
Allen drei beteiligten Parteien, also den Auftraggebern der Transporte, Agenturen und Kurieren, eine gemeinsame Plattform zu bieten, das ist die Geschäftsidee von PRIOjet Logistics. Basierend auf ihren eigenen Erfahrungen begannen Christian und Rico bereits 2018, über ihr eigenes Startup nachzudenken. 2019 wurden die Pläne immer konkreter, am Ende des Jahres konnten sie sogar schon einen ersten Pilotkunden gewinnen, ein Logistikunternehmen. Wegen der Corona-Pandemie brach dann 2020 der Flugverkehr zeitweilig fast vollständig zusammen, erst im September hatte sich die Lage zumindest vorübergehend einigermaßen entspannt. Der Pilotkunde fragte nach, ob das Projektangebot noch Bestand hätte. Hatte es, und so kam es im November endlich zur offiziellen Gründung von PRIOjet.
Corona hat die Entwicklung des Startups einerseits gebremst, andererseits seinen Service noch wertvoller gemacht. Schließlich sind Kurierdienstleistung in Zeiten von Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen noch diffiziler geworden. Da kann eine Plattform zur Auftragsabwicklung eine große Erleichterung sein. Noch ist PRIOjet nicht regulär gestartet, und wenn es voraussichtlich Mitte des Jahres soweit ist, wird das Unternehmen selbst keine Transporte übernehmen, auch wenn die Gründer die entsprechende Kompetenz dafür hätten. Den Job übernehmen Logistikagenturen, die über die Plattform dort registrierte Onboard-Kuriere engagieren können. Das erleichtert und beschleunigt die bisher nur über Einzelabfragen mögliche Suche erheblich.
Die Software von PRIOjet kann mehr als nur Auftragsvermittlung
Als zahlende Kunden sieht das Geschäftsmodell in erster Linie die Agenturen vor, die für eine Software-as-a-Service eine Abogebühr entrichten. Dabei kann die Software mehr als nur Aufträge und Kuriere vermitteln. Ein zusätzliches Angebot ist die Sendungsverfolgung. Nicht ganz unwichtig, schließlich gilt bei den Notfällen mehr noch als sonst das Motto „Zeit ist Geld“ und wäre ein Ausfall besonders schmerzlich. Wenn PRIOjet dann irgendwann genug Daten gesammelt, um daraus Schlüsse für eine Prozessoptimierung ziehen zu können, ergibt sich ein zusätzliches Geschäftsfeld.
Bis Ende 2020 war das Startup, das inklusive der beiden Gründer aus drei festen Mitgliedern besteht, noch komplett eigenfinanziert. Dann stiegen drei Business Angels ein. Gut vernetzt in der Hamburger Startup-Szene ist PRIOjet schon länger, 2018 gehörte es zu den ersten Teilnehmern beim Digital Hub Logistics in der Speicherstadt. Von Anfang an dabei war es auch beim Hamburger Coworking Space HK100 und am Startup-Programm des Duisburger Logistik-Hubs startport hat es ebenfalls teilgenommen. Dir Chancen, dass PRIOjet demnächst richtig abheben kann, stehen gut – wenn denn hoffentlich der Flugverkehr bald wieder normal abheben kann.
PRIOjet ist Mitglied im Hamburg Startups Club
Mit dem Hamburg Startups Club schreiben wir ein neues Kapitel in unserer Geschichte als führende unabhängige Startup-Plattform im Norden. Alle Mitglieder erhalten ein eigenes Profil auf unserer Webseite, Zugang zu exklusiven Netzwerkevents, online wie offline, und die einjährige Nutzung des Jobboards. Hier könnt ihr noch mehr über den Club erfahren.