Etvas bietet das gewisse Etwas für Zusatzservices
Viele Angebote von Banken und Versicherungen unterscheiden sich im Kern nur in Details. Den entscheidenden Unterschied können da Zusatzservices machen. Dafür gibt es zahlreiche Anbieter, darunter auch Startups, aber nur eine Plattform, die die Implentierung und Buchung so einfach wie möglich macht: Etvas. Mit der Sparkasse Bremen startet jetzt ein Pilotprojekt.
Dass das Gründen eines Startups nicht nur etwas für junge Leute frisch von der Uni ist, hat sich längst herumgesprochen. Ein gutes Beispiel dafür sind Sören Timm und Ilie Ghiciuc von Etvas. Die vollständige Aufzählung ihrer Lebensläufe würde diesen Rahmen sprengen. Der rumänische Informatiker Ilie ist ein echter Seriengründer. Besonders erfolgreich ist sein Unternehmen Thinslices mit über 100 Mitarbeitern, das Software auch für Startups entwickelt. Der Betriebswirt Sören aus Hamburg hat seine Berufserfahrungen schwerpunktmäßig in der Finanzdienstleistungsbranche gesammelt.
In Etvas steckt die Erfahrung zweier gestandener Unternehmer
Zuletzt war er seit 2007 für die britische CPP Group tätig und hat dort als Geschäftsführer das Deutschlandgeschäft aufgebaut. CPP entwickelt Serviceprodukte für den Finanz- und Versicherungssektor. Mittlerweile konzentriert sich das Unternehmen auf den asiatischen Markt. Kennengelernt haben sich Sören und Ilie im Februar 2018 auf einem Kongress in Amsterdam. Schnell haben sie gemerkt, dass sie unternehmerisch auf einer Wellenlänge liegen. Also machten sie sich daran, eine Idee weiterzuentwickeln, die aus Sörens Berufsalltag entstanden ist. Dort ging es um Zusatzservices, die vor allem Finanzprodukte aufwerten und sie von der Konkurrenz absetzen.
Ein in Hamburg bekanntes Beispiel ist der HaspaJoker mit seinen vielen Vergünstigungen. Manche Kreditkarten bieten einen Concierge-Service an, bei einer Hausratsversicherung ist ein Handwerkerdienst eine sinnvolle Ergänzung. Leider ist die Integration solcher Angebote für Unternehmen oft recht umständlich, ebenso die Anwendung für die Kunden. Das wollten die beiden Gründer ändern und entwickelten eine Plattform für Zusatzservices: Etvas. Der Name steht für „etcetera value added service“ . Ursprünglich sollte das Startup Loyoloo heißen, ein reiner Fantasiebegriff. Leider war der buchstäblich ein Griff ins Klo, denn „loo“ bedeutet im Englischen „Lokus“.
Mit Etvas ließ sich da schon mehr Staat machen. Anfang 2019 gab es eine Förderung durch das InnoFounder-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH, im Oktober konnte Etvas einen Platz im fünften Batch des Next Commerce Accelerators ergattern. Das Hamburger Startup-Ökosystem meine es also gut mit den Newcomern, die zugleich alte Hasen sind. Sören hebt besonders die Beratungsgespräche mit der Startup-Unit von Hamburg Invest und dem Gründungszentrum der Handelskammer hervor. Verhandlungen mit Investoren verliefen dagegen bisher weniger erfolgreich, die wollten erst den Beleg, dass das Geschäftsmodell von Etvas auch funktioniert.
Erster Kunde ist die Sparkasse Bremen
Den könnten sie jetzt bekommen, denn gerade läuft ein Pilotprojekt mit der Sparkasse Bremen an. Bevor wir da ins Detail gehen, zunächst noch ein paar grundsätzliche Informationen zu Etvas. Das Startup entwickelt selbst keine Zusatzservices, sondern bietet ihnen eine Plattform, und zwar in der Konstellation B2B2C. Konkret heißt das, dass sich zum Beispiel eine Bank von den über die Plattform verfügbaren Services verschiedener Anbieter die auswählt, die für ihre Kunden interessant sein könnten. Das ist weniger trivial als es klingt. Vor allem die digitale Einbindung war bisher ein Problem, erstaunlich viel läuft noch immer analog. Eine Programmierschnittstelle vereinfacht und beschleunigt den Prozess jetzt erheblich.
Auch auf Seite der Kundschaft geht es recht unkompliziert zu. Sie bekommt wie in einem Onlineshop die Zusatzservices präsentiert und kann sie nach Bedarf zu festen Monats- oder Jahresgebühren buchen. Das alles mit wenigen Klicks und einer einzigen digitalen Anlaufstelle bei der Nutzung. Wie das in der Praxis angenommen wird, testet wie gesagt ab 1. September die Sparkasse Bremen. Deren Generalbevollmächtigter Pranjal Kothari ist zuversichtlich:
„Die Sparkasse Bremen setzt die Fortschritte der Digitalisierung kreativ und effektiv ein, um die heutigen und zukünftigen Kundenbedürfnisse bestmöglich zu befriedigen. Damit uns das dauerhaft gelingt, halten wir stets Ausschau nach innovativen digitalen Angeboten, die einen Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden bieten. Wir versprechen uns von der aktuell in Vorbereitung befindlichen Kooperation mit Etvas, den immer stärkeren Kundenwunsch nach Einfachheit und Komfort im Dschungel der Online-Möglichkeiten zu erfüllen. Es ermöglicht uns, interessante und individuell passende Zusatzservices einfach und bequem über eine Plattform verfügbar zu machen – und das zu einem attraktiven Preis. Als erstes Ökosystem werden wir das Thema Sicherheit pilotieren, da wir glauben, dass ein Mehr an Sicherheit auch abseits der Finanzdienstleistungen ein für die Kundinnen und Kunden wichtiges Thema ist.“
Das Pilotprojekt ist zunächst auf drei Monate angesetzt, dann wird Bilanz gezogen und das Angebot im Erfolgsfall dauerhaft implementiert. Mit seiner Plattform steht Etvas momentan ziemlich einmalig da und könnte seine Dienstleistungen auch auf weitere Branchen ausdehnen. Im E-Commerce beispielsweise bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Zusatzservices können schließlich überall die Kaufentscheidung erleichtern.