Mit Games Lift startet ein neuer Inkubator für die Spielbranche
Gamecity Hamburg – das ist nicht nur der Name einer städtischen Initiative, sondern ein Anspruch, dem die Stadt an Elbe und Alster über die Jahre mit wechselndem Erfolg gerecht werden konnte. 2020 kommt mit neuen Förderprogrammen wieder mehr Schwung in die Szene. Dazu gehört der Inkubator Games Lift, dessen Bewerbungsphase bis zum 27. Juli läuft.
Dass die Entwicklung von Videospielen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sein kann, hat Hamburg schon im Jahr 2003 erkannt. Damals wurde nämlich die Standortinitiative Gamecity Hamburg gegründet. Unternehmen wie InnoGames, Goodgame oder Daedalic konnten internationale Erfolge feiern, mussten aber auch immer wieder Rückschläge einstecken. Auch Gamecity Hamburg musste zwischenzeitlich auf Sparflamme kochen. Inzwischen der Hamburg Kreativ Gesellschaft angegliedert und mit frischem Personal an Bord, möchte man 2020 nun wieder durchstarten.
Die ersten sieben Projekte der Prototypenförderung stehen fest
Ein wichtiger Schritt ist dabei die Prototypenförderung, für die bis 2023 jährlich 400.000 Euro zur Verfügung stehen. In diesem Jahr wurden sogar noch gut 30.000 Euro draufgepackt. Insgesamt 35 Projekte standen zur Auswahl, diese sieben haben es geschafft:
- Wild Woods von Team Octofox: 80.000 €
- Out of Place von Bagpack Games: 80.000 €
- Lost Sector von Team Lost Sector: 73.270 €
- Project MORPH von THREAKS: 70.000 €
- Soulitaire von BeardShaker: 48.000 €
- Stadtkinder von Studio Monstrum: 48.000 €
- Lazor Punx von Team Radioactive Dreams: 31.273 €
Als nächstes Förderprogramm von Gamecity Hamburg steht der der Inkubator Games Lift an. Gesucht werden einzelne Gründerinnen und Gründer, Nachwuchsteams sowie Teams aus Startups und kleinen bis mittelständischen Unternehmen mit jeweils höchstens fünf Personen. Sie erhalten individuelle Unterstützung bei der Ausarbeitung von Konzepten und Demos für digitale Spiele oder gamesnahe Projekte mit hohem Marktpotential. Für den Inkubator stellt die Freie und Hansestadt Hamburg zunächst bis 2023 pro Jahr 120.000 Euro zur Verfügung. Im Gegenzug müssen die Teilnehmer keinerlei Unternehmensanteile abgeben. Bewerbungsschluss ist der 27. Juli.
Bis zu fünf Projekte haben Platz in ersten Batch von Games Lift. Das dreimonatige Programm beinhaltet Workshops mit Expertinnen und Experten aus der Branche, Mentoring, Zugang zu einem Coworking Space und eine Förderung von jeweils bis zu 15.000 Euro. „Bei unserem neuen Games Lift Inkubator bringen wir das zusammen, was seit jeher Hamburg als die Gamecity ausmacht: Das starke Netzwerk an Unternehmen mit Experten/innen, die ihr Wissen aktiv mit Nachwuchs-Teams teilen, die Nähe zu Medien-, Digital- und Tech-Firmen, die aktiv den Austausch mit der Spielebranche suchen und die Gründer/innen von morgen, die mit ein wenig Starthilfe Großes schaffen können. Wir sind startklar und möchten allen Bewerber/innen sagen: Nutzt diese Chance, um von einigen der Besten der Branche zu lernen!“, kommentiert Dennis Schoubye, Projektleiter Gamecity Hamburg den Start der Bewerbungsphase von Games Lift.
Die Hürden für die Bewerbung für Games Lift sind bewusst niedrig
Wer es in den Inkubator schafft, entscheidet ein fünfköpfiges Vergabegremium. Dabei sind Anne Beuttenmüller (Director Marketing EMEA Niantic, Inc.), Tobias Kringe (Gründer Bytro Labs), Wolf Lang (CEO Super Crowd), Jens Unrau (Abteilungsleiter Medien- und Digitalwirtschaft der Behörde für Kultur und Medien in Hamburg) und Margarete Schneider. Margarete ist als Project Manager bei Gamecity Hamburg zuständig für Game Lift. Sie ermutigt auch Bewerberinnen und Bewerber, die zwar keine Idee für ein Videospiel haben, deren Projekte aber wesentliche Elemente von Gamification enthalten. Im Zweifelsfall hilft ein Beratungsgespräch, das ihr per E-Mail an funding@gamecity-hamburg.de vereinbaren könnt. Ansonsten genügen für die Bewerbung eine kompakte Projektbeschreibung und ein Pitchdeck von nicht mehr als zehn Seiten – dabei eine Teambeschreibung nicht vergessen! Nach Ende der Bewerbungsphase erhalten die aussichtsreichsten Kandidaten eine Einladung zum Pitch. Das Programm läuft dann von September bis Dezember und endet mit einer Abschlussveranstaltung hoffentlich vor Publikum.
Mit den neuen Programmen setzt Hamburg sicherlich wichtige Zeichen, aber reicht das, um wirklich den Status als Gamecity zu festigen? Schließlich muss man sich auf einem weltweit stetig wachsenden Markt behaupten. Vor ein paar Jahren kamen vielleicht 20 Spiele pro Woche heraus, heute sind es 30 und mehr – pro Tag. Ein aktueller Game-Blockbuster wie „The Last Of Us Part 2“ von Sony soll angeblich bis zu 100 Millionen US-Dollar gekostet haben. Da würde selbst der gesamte Jahresetat der Games-Förderung des Bundes in Höhe von 50 Millionen Euro nicht annähernd ausreichen.
Hamburg hat seinen Platz in der Games-Welt
Margarete rät daher Newcomern, sich den Markt genau anzuschauen und ihre Nische zu finden, zum Beispiel weniger kostenintensive App-Games. Es gibt auch einige Publisher und Plattformen für die Indy-Szene, die zudem international gut vernetzt ist. Positive Besprechungen von Spielen können auch helfen, sie haben wegen der höheren Anschaffungskosten und der langen Spieldauer vieler Games eine größere Bedeutung als Filmkritiken. Stichwort Vernetzung: Die nützt dem Standort Hamburg, um Talente aus aller Welt anzulocken. Es hat sich herumgesprochen, dass die Hafenstadt eine hohe Lebensqualität besitzt und dank der Vielzahl an Unternehmen der Branche auch einen attraktiven Arbeitsmarkt. Und für heimischen Nachwuchs sorgt unter anderem der Games-Studiengang der Hochschule Macromedia. Auch wenn an der Elbe nicht die ganz großen Brötchen gebacken werden, der Titel Gamecity Hamburg hat schon eine gewisse Berechtigung.
Fotos: Oliver Reetz