MyTaag: Zwei Schüler machen die Visitenkarte digital
Wo bleibt der unternehmerische Nachwuchs? Wir hätten da eine Antwort in Person der Schüler Berkay Cankiran und Davis Zöllner. Mit ihrem Startup MyTaag bieten sie eine digitale Alternative zur Visitenkarte und arbeiten an einer Lösung für Restaurants und Hotels.
Themen wie Unternehmertum und Gründen haben den Gymnasiasten Davis Zöllner, der gerade die 11. Klasse abschließt, schon lange fasziniert. Daher ist er immer auf der Suche nach Gleichgesinnten und hat schon einige Gründer seiner Altersklasse kennengelernt. Bei einem Unternehmerevent traf er Berkay Cankiran, der dort ein von ihm entwickeltes Digitalprodukt vorstellte. Dessen Idee basiert auf der Feststellung, dass herkömmliche Visitenkarten aus Papier zwar immer noch überall im Umlauf, aus vielen Gründen aber kaum noch zeitgemäß sind.
Visitenkarten sind oft nicht auffindbar, wenn man sie braucht – das gilt für Geber- wie Empfängerseite. Die wichtigsten Informationen, wie Telefonnummer oder Mailadresse, müssen erst abgetippt werden, wenn man sie einsetzen möchte. Schlauer wäre es daher, könnte man sich die Kontaktdaten direkt über das Smartphone austauschen. Genau hier setzt Berkays Idee an. Er setzt Near Field Communication (NFC) ein, den internationalen Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten. Praktisch alle handelsüblichen Handys verfügen darüber.
MyTaag bietet einen Aufkleber mit Mikrochip zur Datenübertragung
Mittel zum Zweck ist dabei ein RFID-Transponder, eine Art Minisender mit Mikrochip, der auf kurze Distanz funktioniert. Für die Transponder wird oft auch der Begriff Tag verwendet. Dieser stand Pate für das Startup von Davis und Berkay: MyTaag. Der Name ergibt in mehrfacher Hinsicht Sinn, denn der Transponder befindet sich in einem Taag genannten Aufkleber (Englisch: tag). Er dient als Sender für die Kontaktinformationen, die auch die Accounts fast aller relevanten sozialen Medien umfassen.
Die Anwendung ist denkbar einfach. Der Absender hält sein Handy mit dem Taag an das Handy des Empfängers, die Datenübertragung erfolgt unmittelbar. Dafür muss der Empfänger selbst kein Taag oder eine spezielle App besitzen, das Smartphone muss wie gesagt nur NFC-geeignet sein. Das Verfahren eignet sich für private Kontakte ebenso wie berufliche und kann eben dort die Visitenkarte ersetzen.
Begegnet sind sich Davis und Berkay erstmals im Januar 2020, offiziell in den Markt gestartet sind sie am 18. April. Natürlich gibt es eine eigene Webseite, auf Deutsch und Englisch, und einen Instagram Account, der schon über 1.500 Abonnenten hat. Innerhalb von vier Wochen konnte MyTaag über 100 der smarten Aufkleber verkaufen. Nicht schlecht für ein Projekt zweier Schüler, aber MyTaag soll eben auch deutlich mehr als das werden. „Wenn ich etwas mache, dann zu 100 %“, lautet Davis‘ Devise. Für Berkay kann das ab sofort auf jeden Fall auch gelten, er hat nämlich gerade sein Abitur gemacht.
Das nächste Produkt steht schon in den Startlöchern
Ihr nächste Idee setzen die beiden Durchstarter auch schon um die Tat um. Gäste von Restaurants können sich über einen QR-Code die Speisekarte auf ihr Handy laden. Im Zeichen der aktuellen Hygienemaßnahmen ist das durchaus eine sinnvolle Hilfe für die Gastronomie. Noch ist sie nicht im Einatz, doch das sollte sich bald ändern, und eine Bestellfunktion lässt sich später vielleicht auch noch einbauen.
Die Corona-Krise hat den Gründergeist von Davis und Berkay eher befördert, sie gab ihnen die Möglichkeit, sich stärker auf ihr Startup zu konzentrieren. Die Institution Schule dagegen sollte für die Förderung unternehmerischer Talente viel mehr tun, meint Davis. Seine Motivation habe er fast ausschließlich aus eigenen Antrieb bezogen. Die hat MyTaag in kurzer Zeit schon ein beachtliches Stück vorangebracht. Nun sind digitale Visitenkarten und Speisekarten per QR-Code keine völlig neuen und einzigartigen Ideen. Doch ob sie sich langfristig durchsetzen oder nicht, die beiden Jungunternehmer stehen erst ganz am Angang und haben das Potenzial, noch einiges auf den Weg zu bringen.