Fashion Cloud wird zur Allzweck-Plattform der Modebranche
Fashion Cloud ist eines der erfolgreichsten Hamburger Startups und eine feste Größe in der Modebranche. Seine Software bringt Marken und Einzelhandel zusammen. Jetzt steigt das Unternehmen sogar ins Eventgeschäft ein und veranstaltet die erste Digital Fashion Week.
Fashion Cloud wird in diesem Jahr fünf Jahre alt, und normalerweise hätte das Hamburger Startup dieses zum Anlass für eine rauschende Party genommen. Die muss nun vorerst ausfallen, doch Grund zu feiern gibt es trotz der allgemein widrigen Umstände einiges. Seine ersten Schritte unternahm das erfolgreiche Jungunternehmen noch unter dem Namen Look Local, der auf die ursprüngliche Geschäftsidee hindeutet. Geplant war nämlich eine App, mit der man aktuelle Schnäppchen aus den Läden der Umgebung aufspüren kann.
Fashion Cloud stärkt den stationären Handel
Dabei stießen die drei Gründer, Florian Klemt, Martin Brücher und René Schnellen, allerdings auf ein grundsätzliches Problem. Viele Einzelhändler vor allem aus der Modebranche waren noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen und konnten daher nicht das erforderliche Bild- und Textmaterial zu ihren Angeboten liefern. Aus diesem Mangel entwickelte das über das Startup Dock der TU Hamburg zusammengekommene Gründertrio die Geschäftsidee für Fashion Cloud.
Fashion Cloud bringt die Hersteller und den Handel zusammen, indem es alles wesentliche Marketingmaterial von Modefirmen einsammelt – Produktbilder und -beschreibungen, Logos und Videos – und den stationären Shops für ihren Online-Auftritt zur Verfügung stellt. Dieser Service ermöglicht auch kleineren Einzelhändlern, Riesen wie Zalando digital Paroli zu bieten.
Hamburg und Amsterdam als Standorte
Über die Jahre hat sich das Geschäft prächtig entwickelt, es gibt kaum eine namhafte Modemarke, die die Hamburger nicht im Portfolio haben – insgesamt mehr als 400. Auf Händlerseite sind über 7.000 Kunden aus rund 90 Ländern an Bord. Einen zusätzlichen Internationalisierungsschub hat 2018 die Fusion mit dem niederländischen Unternehmen Nyon gebracht. Von den zurzeit insgesamt 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben daher 15 in Amsterdam ihren Arbeitsplatz. Im vergangenen Jahr sorgte zudem eine Finanzierungsrunde im hohen siebenstelligen Bereich für positive Schlagzeilen. Fashion Cloud mit seinem Software-as-a-Service-Angebot war aus der Branche nicht mehr wegzudenken.
Und dann kam Corona. Eine Katastrophe für den Einzelhandel, aber nicht für Fashion Cloud. Zwischenzeitlich lagen die Downloads 500 – 800 % über Vorjahr, von März bis Mai kamen mehr Neukunden hinzu als im gesamten Jahr 2019. Viele Einzelhändler, die bisher gezögert hatten, bauten sich in Windeseile einen Onlineshop auf und waren nun auf den Service des Startups angewiesen. Trotz des vorübergehenden Booms rechnet Martin Brücher allerdings mit spürbaren Einbrüchen. Sowohl bei den Modemarken als auch im Handel könnten mittelfristig 20 % der Unternehmen Insolvenz anmelden müssen.
Der Weg zur Orderplattform
Zum Glück hat Fashion Cloud sein Geschäftsmodell längst auf eine breitere Basis gestellt und diese in den letzten Wochen sogar noch ausgebaut. Angefangen hat das schon 2017 mit der App Clara, die Nachbestellungen direkt am Point of Sale ermöglicht. Entdeckt zum Beispiel eine Kundin im Laden eine Hose, die ihr gefällt, nur nicht in der gewünschten Größe oder Farbe, kann das Verkaufspersonal sie mit Clara sofort ordern.
Bestellmodalitäten sind überhaupt ein wichtiger Faktor im Modegeschäft. In der Regel ordert der Handel mindestens sechs Monate vor geplantem Verkauf der Ware seine Kontingente. Erst danach beginnt die Produktion, meist in Asien. Lag der Anteil der Vorbestellungen an der Gesamtproduktion bisher bei bis zu 80 %, versucht der Handel diesen immer mehr zu drücken, um Kosten zu sparen und flexibler sein zu können. Dafür bietet Fashion Cloud seit etwa einem halben Jahr eine Plattform an. Und das wird noch nicht alles sein. Auch für Vorbestellungen soll die Plattform in absehbarer Zeit geöffnet werden. Das wäre dann ein echter Komplettservice.
Ein Softwareunternehmen wird zum Messeveranstalter
Dazu hat sich Fashion Cloud ganz aktuell ein Projekt auf die Agenda gesetzt, das auch mit der Corona-Krise zu tun hat. Für die Branche sind Messen und Modewochen von enormer Bedeutung. Dort sind die Kollektionen von morgen zu bewundern, sehen und gesehen werden ist das Motto. Wann und in welcher Form solche Massenveranstaltungen wieder möglich werden, ist noch völlig offen, doch die schnelllebige Modewelt will sich weiterdrehen. Was liegt also näher, als ein solches Event ins Internet zu verlegen?
Genau das macht Fashion Cloud vom 28. bis 30. Juli mit der Digital Fashion Week. Dort wird es ein buntes Online-Programm geben, mit Vorträgen, Modenschauen, Messeständen und allem, was dazugehört. Das Startup feiert damit seine Premiere als Veranstalter, bringt aber genug Digitalkompetenz für eine erfolgreiche Durchführung mit. Wer weiß, vielleicht entsteht hier sogar ein weiteres Geschäftsmodell, das auch über die Zeit von Corona Bestand haben kann.
Fashion Cloud ist Mitglied im Hamburg Startups Club
Mit dem Hamburg Startups Club schreiben wir ein neues Kapitel in unserer Geschichte als führende unabhängige Startup-Plattform im Norden. Alle Mitglieder erhalten ein eigenes Profil auf unserer Webseite, Zugang zu exklusiven Netzwerkevents, online wie offline, und die einjährige Nutzung des Jobboards. Fashion Cloud hat momentan folgende Stellen frei:
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Fotos: Fashion Cloud