Bei yōyoka bekommen alte Flaschen ein neues Leben als Yogamatte
Immer mehr Startups entwickeln clevere Ideen, um die Welt vom Plastikmüll zu befreien. Dazu gehört auch yōyoka aus Hamburg. Seine Yogamatten bestehen zu einem großen Teil aus recycelten PET-Flaschen.
Yoga – das steht nicht nur Körperbewusstsein und Entspannung, sondern oft auch für eine Geisteshaltung, die Ganzheitlichkeit und eine Harmonie zwischen Mensch und Natur anstrebt. „Warum sitzen wir dann bei unseren Yogaübungen auf irgendwelchen ollen Plastikmatten?“ Das fragte sich vor etwa zwei Jahren Hanna Wedekind, die zu der Zeit noch auf Lehramt studierte und gelegentlich Yogastunden für Kinder gab. Auf der Suche nach Alternativen stieß sie bald auf Berichte über Sneaker, die aus recycelten PET-Flaschen hergestellt werden.
Mit Rucksack zum Businesstrip nach Taiwan
Plastik als Ausgangsmaterial für Yogamatten ist nämlich nicht grundsätzlich eine schlechte Idee. Es sollte nur kein neu produzierter Kunststoff Verwendung finden, wenn stattdessen recyceltes Material verfügbar ist. Auf der Suche nach geeigneten Produzenten konzentrierte sich Hanna auf Taiwan, da dort die Menschenrechtslage und die Arbeitsbedingungen am ehesten ihren Vorstellungen entsprechen. Als sie genug potenzielle Geschäftspartner ermittelt hatte, machte sie sich mit kaum mehr als ihrem Rucksack ausgestattet auf nach Taiwan. Dort klapperte sie die ausgewählten Anbieter ab, wurde zuweilen mit dem Porsche abgeholt und fand schließlich ein Unternehmen, mit dem sie die Produktentwicklung vorantreiben konnte.
Im Kern besteht die Yogamatte von yōyoka aus einem neu entwickeltem Vliesstoff, für den zu 100 Prozent Plastik aus recycelten PET-Flaschen verwendet wird. Jede Matte des ersten Modells „Mindful Mate“ enthält Material aus 27 solcher Flaschen. Eine Schicht aus rutschfestem Naturkautschuk bettet auf beiden Seiten den PET-Vlies ein. Die Entwicklungsphase der Matte begann bereits im zweiten Halbjahr 2018. Seither enstanden gut ein halbes Dutzend unterschiedlicher Prototypen und die neueste und für den Markteintritt vorgesehene Version erhielt Hanna erst vor wenigen Tagen.
Die Gründerinnen trafen sich bei einem Startup-Event
Gestartet ist Hanna als Solopreneurin, doch seit Mai 2019 yōyoka kein Ein-Frau-Unternehmen mehr. Als Mitgründerin kam Christin Schmidt hinzu und brachte als BWLerin und ausgebildete Yogalehrerin gleich doppelt wertvolles Know-how ein. Kennengelernt hatten sich die beiden ein paar Monate zuvor bei einem Startup-Event in Köln. Als Hanna sie anrief, hatte Christin gerade ihren alten Job gekündigt und in mancherlei Hinsicht Lust auf Veränderung. yōyoka passte da perfekt, nicht zufällig lautet das Motto des Unternehmens „Conscious for Change“.
So geht ein Teil aus den Verkaufserlösen der Matten an ein Projekt auf der indonesischen Insel Gili Trawangan. Gili Trawangan, vor der Nordwestküste Lomboks gelegen, hat sich das Ziel gesetzt, die erste komplett müllfreie Insel des Landes zu werden. Wer mehr über diese Aktion erfahren möchte, kann sich direkt bei Gili Eco Trust darüber informieren. Eine weitere Kooperation ist mit Viva con Agua geplant, wenn das nächste Modell „Travel Buddy“ in den Verkauf geht.
yōyoka unterstützt ein Projekt gegen Müll in Indonesien
Vorerst hat der Onlineshop von yōyoka nur den „Mindful Mate“ im Angebot. Der Preis von 99 Euro (zuzüglich Versandkosten) bewegt sich absolut im Rahmen vergleichbarer Produkte. Nachfrage besteht auf jeden Fall, wie eine im Herbst 2019 gestartete Crowdfunding-Kampagne belegt. Über 38.000 Euro kamen dabei zusammen. Dieses Geld kann das Startup gut gebrauchen, denn bisher ist es weitgehend aus Eigenmitteln finanziert. Unterstützung kommt vom soulincubator, einem Förderprogramm zum Kampf gegen die Plastikvermüllung. Das bietet Beratung und ein nützliches Netzwerk, aber zurzeit noch keine finanziellen Mittel.
Profitieren kann yōyoka sicherlich auch von der starken „Plastik-Allianz“ innerhalb des Hamburger Startup-Ökosystems. Dazu gehören cirplus mit seiner Handelsplattform für recycelte Kunststoffe und Wildplastic, das Müllbeutel aus Plastikmüll produziert. Entscheidend für den Erfolg von yōyoka wird es aber sein, bald Handelspartner zu finden. Dafür kommen Sportartikelketten infrage, auf nachhaltige Produkte spezialisierte Onlieshops wie Avocadostore und natürlich Yogastudios. Der Zeitgeist steht auf jeden Fall auf der Seite des Startups, denn der drängt auf einen Wandel zu mehr Umweltbewusstsein