Mit FINEXITY per Blockchain in Immobilien investieren
Hamburg ist die Hochburg für digitale Immobilieninvestments, Exporo der unbestrittene Marktführer. Mit FINEXITY gibt es jetzt einen weiteren Anbieter, bei dem sich Anleger ab einem Betrag von 500 Euro am Erfolg von Wohnimmobilien beteiligen können. Dabei setzt das Fintech bei seiner Plattform ganz auf Blockchain-Technologie.
Karriere nach Schema F war noch nie das Ziel von Paul Hülsmann. Deshalb lehnte er einst ein lukratives Jobangebot einer Bank in London ab, bei der bei erfolgreicher Arbeit die Beförderungsschritte quasi vorgegeben waren. Aber eben nach einem festen Schema, das nicht seiner Arbeitsmentalität entsprach: sei schnell, flexibel und versuche etwas zu bewegen. Geboren ist Paul in Frankfurt, es folgten Stationen in Dresden und Hamburg, weil dort sein Vater, ein erfolgreicher Banker, tätig war. Sein Studium zum Betriebswirt mit Schwerpunkt Finanzen absolvierte er an der Universität Warwick in England. Danach ging es nach Bangkok und Singapur, bevor er seinen Lebensmittelpunkt vorübergehend nach Dortmund verlegte.
Vom Inkubator zum eigenen Startup
Dort wurde er Ende 2016 beim internationalen Logistikdienstleister Rhenus zunächst Assistent des Global Chief Controlling Officer und begleitete dabei zeitweise Unternehmensübernahmen fast im Wochentakt. Außerdem gehörte er zum Team das unternehmensinternen Inkubators Rhevo Ventures. Der hatte anfangs über 160 Bewerber, am Ende kamen 13 überlebensfähige Startups heraus. Ebenfalls zum Führungsteam von Rhevo gehörte Henning Wagner. Nicht zuletzt inspiriert von ihren Erfahrungen mit dem Inkubator wurden aus den Kollegen Paul und Henning Gründer, die im März 2018 Rhenus verließen, um ihr Glück mit einem eigenen Unternehmen zu versuchen.
Paul brachte vor allem das Finanzfachwissen mit, der Informatiker Henning das IT-Know-how. Fügt man beides zusammen, kommt man fast automatisch auf die Idee, sich mit Blockchain zu beschäftigen. Und tatsächlich steht diese Technologie im Mittelpunkt des Startups FINEXITY, das die beiden im Juni 2018 als AG gründeten. Damit war ein Startschuss gefallen, ab richtig loslaufen konnten sie noch lange nicht. Schließlich befinden wir uns in Deutschland und in der Finanzbranche, das muss alles ganz genau geprüft werden. Was durchaus seine Berechtigung hat. Trotzdem wünscht sich Paul auch hierzulande ein „Sandbox-System“, wie er es aus England kennt und welches unverbindliche Softwaretests erleichtert.
FINEXITY hat einen Head of Blockchain
Bis Oktober 2018 konnte FINEXITY immerhin 930.000 Euro von Business Angels eintreiben. Das ermöglichte es, eine Kanzlei zu beauftragen, die auch die BaFin berät, die Aufsichtsbehörde für die Finanzbranche. Ein cleverer Schachzug, denn von Entscheidungen der BaFin kann das Schicksal eines Fintechs entscheidend abhängen. Die Finanzierung erlaubte es zudem, das Team um Tim Janssen zu erweitern, der bei FINEXITY den schönen Titel „Head of Blockchain“ trägt.
Zu dritt verfassten sie ein Whitepaper mit allen wichtigen Fakten, vor allem zum geplanten Einsatz einer Blockchain, und reichten es Ende 2018 bei der BaFin ein. Umgehend bekamen sie positives Feedback, was aber natürlich noch längst keiner Genehmigung gleichkam. Tatsächlich dauerte es bis Juni 2019, bis FINEXITY grundsätzlich grünes Licht bekam. Das zeitaufwendige Hin und Her im Zulassungsprozess resultierte nicht zuletzt aus der Tatsache, das Blockchain noch regulatorisches Neuland ist, das von der BaFin erst in diesem Jahr richtig beackert wurde.
Basisinformationsblatt statt Prospekt ein entscheidender Kostenfaktor
Die Wartezeit hat das Team von FINEXITY immerhin sinnvoll nutzen können. Es wuchs auf zehn Personen an, verschaffte sich Kontakte und Know-how in der Immobilienszene, baute seine IT aus und tat auch sonst eine Menge, um ein funktionierendes Unternehmen an den Start zu bringen. Im Prinzip stand also alles bereit, nur eine Frage war noch zu klären: Bestand für das Finanzprodukt von FINEXITY Prospektpflicht? Eine nicht ganz unerhebliche Frage, denn die Erstellung eines umfangreichen Prospekts kann leicht mehr als 100.000 Euro verschlingen. Dieser Kelch ging an dem Startup glücklicherweise vorüber. Sein Produkt gilt als PRIIP ( (Packaged Retail and Insurance-based Investment Product), da genügt ein überschaubares Basisinformationsblatt.
Ende November 2019 war es dann endlich soweit: Das erste Anlageobjekt von FINEXITY ging online! Die Jenfelder Au ist typisch für das Geschäftsprinzip von FINEXITY. Sie liegt in einer der sieben wachstumsstärksten Metropolregionen Deutschlands und ist eine Wohnimmobilie. Diese beiden Kriterien sollen größtmögliche Sicherheit gewährleisten. Das Vertrauen der Anleger ist da, in den ersten zwei Wochen gingen bereits rund 400.000 Euro ein. Investieren darf jeder, der mindestens 500 Euro aufbringen kann und einen einfachen Anmeldungsprozess durchläuft. Dazu gehört auch eine Identitätsprüfung.
Die Blockchain macht fast alles einfacher
FINEXITY verwendet eine Permissioned Blockchain, bei der der Teilnehmerkreis begrenzt und bekannt ist. Dieses Verfahren ist DSGVO-Konform, entspricht also den Richtlinien der Datenschutz-Grundverordnung wie dem Recht auf Vergessenwerden. Anleger erwerben bei FINEXITY Security Token, die für Anteile an einer Immobilie stehen. Sie profitieren von Mieteinnahmen oder dem Verkauf des Objektes und können die Anteile jederzeit handeln. Der Einsatz der Blockchain macht die Transaktionen, leichter, sicherer und auch kostengünstiger, da Zwischenhändler entfallen. FINEXITY verdient über Gewinnanteile und Gebühren, die aber moderater ausfallen als bei anderen Finanzdienstleistern.
Inzwischen hat FINEXITY 14 Mitarbeiter und möchte die Zahl bis Ende 2020 auf 25 steigern. Bis dahin sollen Beteiligungen an 18 bis 25 Projekten möglich sein, immer bezugsfertige oder bereits vermietete Wohnimmobilien. Eine weitere Finanzierungsrunde hat kürzlich 1,2 Millionen Euro eingebracht. Das erleichtert die Verwirklichung weiterer Pläne, wie die Akzeptanz von Kryptowährungen als Bezahlmittel und die Expansion auf internationale Anleger. Das bringt dann wieder eine Menge neuer Fragen etwa zur Besteuerung mit sich. Aber bei der Beantwortung hilft garantiert die große Erfahrung, die das Startup in den letzten beiden Jahren bereits sammeln konnte.
Fotos: FINEXITY