„Die Höhle der Löwen“ 2019: zum Auftakt Deals für Bratpulver, eine Lern-App und eine Hamburger Gründerin
„Die Höhle der Löwen“ hat endlich wieder geöffnet und wir fassen wie gewohnt alle Folgen zusammen. Gleich in der ersten Folge ergattert sich mit Jagua for You ein Hamburger Startup einen Deal und auch PAUDAR und sein Bratpulver haben seit ihrem Erfolg bei unserem Food Innovation Camp einen starken Hamburgbezug. Wie es ihnen sowie Wheelblades, Sphery und Skills4School ergangen ist, erfahrt ihr hier!
PAUDAR brät sich den Wunschdeal
Gleich der erste Pitch des Abends löst in der Höhle der Löwen Begeisterung aus und führt zu einem fröhlichen Wettbieten. Wir können das sehr gut nachvollziehen, denn PAUDAR hat schon im Mai bei unserem Food Innovation Camp für Furore gesorgt und den Preis für das BESTE PRODUKT abgesahnt (hier könnt mehr darüber erfahren). Kein Wunder, denn die Idee eines Bratpulvers, das nicht spritzt und im Vergleich zu Speiseölen bis zu 90 % Fetteinsatz spart, ist bestechend. Der Geschmack der im Studio gebratenen Steaks überzeugt, bleibt nur die Frage nach dem hauptsächlich verwendetem Grundstoff, nämlich Palmöl. Das stammt ausschließlich aus nachhaltigem Anbau, versichern die Gründer Deniz Schöne und Johannes Schmidt.
Daraufhin machen alle anwesenden Löwen außer Carsten Maschmeyer ihre Angebote und bessern diese mehrfach nach, als sie merken, wie stark die Konkurrenz ist. Am zurückhaltendsten agiert noch Neuzugang Nils Glagau, der 150.000 Euro für 15 % Unternehmensanteile bietet. Ralf Dümmel, Georg Kofler und Dagmar Wöhrl gehen höher, und an Working Capital soll es sowieso nicht mangeln. Deniz und Johannes ziehen sich kurz zur Beratung zurück, aber eigentlich müssen sie nicht lange überlegen, denn ihr Favorit stand von vornherein fest. So bekommt Ralf Dümmel für 200.000 Euro und 20 % den Zuschlag und darf ab sofort die Regale mit PAUDAR befüllen.
Wheelblades bekommt keinen Schub von den Löwen
Einst träumte Patrick Mayer von einer Profikarriere als Snowboarder, doch ein Unfall im Jahr 2000 beendete jäh den Traum des damals 21-jährigen Schweizers. Etwas Glück hatte er noch im Unglück. Er ist nicht vollständig gelähmt, sondern kann zumindest teilweise mit Krücken gehen. Die Fortbewegung ist für ihn natürlich trotzdem sehr mühsam, zumal in unebenem oder feuchtem Gelände, in dem er sich als Landschaftsfotograf häufig aufhält. 2005 begann er deshalb Geräte zu entwickeln, die ihm das Leben etwas leichter machen sollten. Nach sieben Jahren Entwicklungszeit kam er mit seinen Wheelsblades auf den Markt. Das sind Kufen, die an die Vorderräder von Rollstühlen befestigt werden und ihnen zum Beispiel bei Schnee mehr Halt verschaffen. Ein größeres Modell ist auch für Kinderwagen geeignet. Außerdem hat Patrick mit SafetyFoot noch einen schlechtwetter- und geländetauglichen Aufsatz für Krücken erfunden.
Bei dieser Vorgeschichte und der bisherigen unternehmerischen Leistung bleibt den Löwen gar nichts anderes übrig, als ihrer Bewunderung und Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Das tun sie dann auch ausgiebig. Als es dann ans Eingemachte geht, verwandeln sie sich allerdings in verzagte Hauskätzchen. Während der Gründer bereits eine halbe Million investiert und dabei unter anderem das ganze Geld aus seiner Unfallversicherung eingesetzt hat, bleiben die Brieftaschen der Investoren geschlossen. Keiner traut sich zu, den Markt für Wheelblades erschließen zu können. Raus mit viel Applaus, aber dafür kann man sich bekanntlich nichts kaufen.
Jagua for You hinterlässt bleibenden Eindruck mit temporären Tattoos
Jagua for You mit seinem Hautfärbemittel für temporäre Tattoos haben wir im Interview mit der Gründerin Janet Carstensen schon ausführlich vorgestellt. Blieb nur die Frage offen, wie Janet in der Sendung auftritt. Gleich zu Beginn stellt sie sich als großer Fan der ersten Stunde dar und präsentiert als Beweis auf ihre Arme tätowierte Porträts der Löwen. Die sind, nun ja, eher mittelprächtig geworden. Aber keine Bange, wir wissen ja, dass die bald wieder verschwinden. Anschließend dürfen die Investoren ihre Malkünste an einem Stück Leder ausprobieren.
Die meisten der Löwen haben, im Gegensatz zu 25 % aller Deutschen, mit „Tättus“ (konsequent wird von allen die erste Silbe betont) sonst eher weniger zu tun. Nils Glagau vielleicht noch am ehesten, und da er als Ethnologe auch zum Produkt passende Dschungelerfahrung mitbringt, gibt er ein Angebot ab. Judith Williams ebenfalls. Janet hätte gerne beide im Boot, also tun sie sich zusammen und machen mit 150.000 Euro für 30 % Anteile den Deal.
Jede Show hat ihre Kultkandidaten, die entweder besonders clever, besonders verpeilt oder sonst wie jenseits der Norm sind. Bei „Die Höhle der Löwen“ gehört Karl-Heinz Binz in diese Kategorie. Mit der Abluss-Fee hat er einen dauerhaften Bestseller geschaffen. Außerdem ist er dafür bekannt, dass er alles, was ihm gerade durch den Kopf schießtt, auch ungefiltert ausspricht. So geschehen während eines Liveauftritts beim Shoppingsender QVC. Da musste er länger auf seinen Auftritt warten als geplant und beschwerte sich darüber vor laufender Kamera. Die Folge: lebenslanges Auftrittsverbot. Oder auch nicht, denn natürlich bekommt ein Original wie Karl-Heinz eine zweite Chance und bei dem Versöhnungstreffen ist sein ihm fast schon familiär verbundener Löwe Ralf Dümmel Zeuge.
Game over beim Spiel um den Deal für Sphery
Nach diesem amüsanten Abstecher zurück in die Höhle und zum aktuellen Geschehen. Sphery heißt das Startup aus der Schweiz, das Elemente aus Videospielen mit Fitnesstraining kombiniert. Dafür hat es den ExerCube entwickelt, ein Konstrukt aus drei Videowänden. Die Spieler müssen dort einen virtuellen Parcours bewältigen und dabei eine Reihe von Übungen absolvieren, die im Laufe des Spiels immer anspruchsvoller werden. Schon der Anfang ist gar nicht so einfach und durchaus schweißtreibend, wie Georg Kofler im Selbstversuch erfährt.
Für das heimische Wohnzimmer ist die Anlage wegen ihrer Größe nicht geeignet, weshalb Sphery Fitnessstudios als Abnehmer im Visier hat. Die müssen dafür bis zu 20.000 Euro hinblättern und zusätzlich eine Monatsgebühr von 180 Euro entrichten. Zumindest in der Theorie, denn bisher hat sich noch kein Käufer gefunden. Da passt die hohe Bewertung, die sich aus dem Wunschdeal mit 500.000 Euro für 10 % ergibt, so gar nicht ins Bild. Auch die Entwicklungskosten in Höhe von 600.000 Euro taugen nicht als Argument bei den Löwen, die hier kein Potenzial für einen Deal sehen.
Skills4School ist schon raus der Höhle der Löwen und dann doch drin im Geschäft
Rubin Lind wurde schon im zarten Alter von 17 Jahren zum Gründer, um für sich und unzählige Schülerinnen und Schüler ein Problem zu lösen: Wie kann ich gezielt für eine Klausur lernen, wenn ich mich lieber mit dem Smartphone beschäftigen würde? Indem ich eine Lern-App baue! Skills4School heißt sie, hat bereits 20.000 aktive Nutzer monatlich und Rubin zum Chef eines kleinen Unternehmens gemacht. Das hat nur einen Schönheitsfehler: Bisher übersteigen die Ausgaben die Einnahmen deutlich. Trotzdem bekommt der Nachwuchsentrepreneur jede Menge Lob für das bisher Erreichte. Daran ändert auch die nerdige Mäkelei Frank Thelens an der vermeintlich veralteten Technologie wenig.
Aber langt das auch für einen Deal? Zunächst sieht es so aus, dann wieder nicht, am Ende aber doch. Georg Kofler und Carsten Maschmeyer stören sich an der hohen Eigenbewertung bei dem Wunschergebnis 700.000 Euro für 14 % und hätten gerne 30 %. Nach kurzer telefonischer Beratung will sich Rubin auf höchstens 25 % einlassen und schlägt auch die daraufhin angebotenen 28 % aus. Der Fall scheint schon erledigt, doch dann bereuen Kofler und Maschmeyer ihre Entscheidung und holen den Gründer wieder ins Studio zurück. Dort einigt man sich auf die Sperrminorität von 25,01 % und sorgt für das erhoffte Happy End beim Staffelauftakt.
Fazit: „Die Höhle der Löwen“ startet mit einer grundsoliden ersten Folge ohne absolute Höhepunkte. Für alle Gründerinnen und Gründer gab es entweder Lob oder noch mehr Lob und auch unter den Löwen ging es ziemlich harmonisch zu. Schön für alle beteiligten, aber für die Zuschauer wünscht man sich in den nächsten Wochen noch ein bisschen mehr Brisanz und Kontroversen. Wir sind gespannt und bleiben dran!
Beitragsbild: TVNOW / Frank W. Hempel