next media accelerator: Batch Nummer 9 stellt sich vor (Teil 1)
Ring frei für Runde 9 beim next media accelerator. In zwei Teilen stellen wir die acht neuen Startups vor, die im nächsten halben Jahr das Förderprogramm durchlaufen. Den Anfang machen BotTalk, Zaubar, Csablnca und story.one.
BotTalk bringt News zum Sprechen
Ein funktionierendes Startup-Ökosystem zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass verschiedene Förderprogramme ineinandergreifen und Startups die Möglichkeit geben sich zu entwickeln. In Hamburg klappt das gerade bei BotTalk besonders gut. Im Sommer 2018 von Andrey Esaulov und Kirill Kholodilin in Köln gegründet, sicherte sich BotTalk zunächst einen Platz im Inkubator MEDIA LIFT von nextMedia Hamburg. Jetzt will das junge Unternehmen zusammen mit dem next media acccelerator die nächsten Schritte gehen. Dabei setzt es auf den Trend, dass Sprachassistenten wie Alexa auch bei der Vermittlung aktueller Nachrichten immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Die Übertragung von geschriebenen Texten in das gesprochene Wort erfolgt bisher lückenhaft und mit einer zeitlichen Verzögerung, die den Meldungen ihren Neuigkeitscharakter nimmt. BotTalk ermöglicht diesen Transfer in Echtzeit und nutzt dabei für Amazon und Google entwickelte künstliche Stimmen, die von menschlichen praktisch nicht zu unterscheiden sind. Nutzer können sich so beispielsweise immer ganz aktuell Sportergebnisse oder Wirtschaftsmeldungen abrufen. Erste Testkunden arbeiten bereits mit der Technologie, die sich grundsätzlich auch für Webseiten und Apps nutzen lässt.
Zaubar bietet Zeitreisen mit Augmented Reality
Stefan Marx hat als Gründer schon eine Menge erlebt. Sein Startup Viorama hat mit der Virtual Reality App Splash 2016 beim SXSW Accelerator gewonnen, 2,5 Millionen US-Dollar von Investoren eingesammelt und existiert inzwischen nicht mehr. Ganz so turbulent ging es im unternehmerischen Leben von Anne-Sophie Panzer bisher nicht zu, aber immerhin hat sie unter anderem ein Buch über Dahlien veröffentlicht und eine Förderung vom Medieninnovationszentrum Babelsberg erhalten. Mit ihrem gemeinsamen Startup Zaubar haben die beiden jetzt ein Platz im next media accelerator gefunden.
Mithilfe von Augmented Reality ermöglicht Zaubar eine Zeitreise an historische Plätze. So lässt sich beispielsweise unter Verwendung alter Fotos für ein Selfie in Berlin virtuell die Mauer wieder aufbauen, exakt an der Stelle, wo sie früher einmal stand. Die Fotoarchive von Städten und Verlagen bieten jede Menge Material, das für journalistische oder touristische Zwecke genutzt werden kann. Inzwischen baut Zauber bereits eine eigene Bildersammlung auf. Einen ersten Kunden gibt es auch schon; eine große Zeitung arbeitet testweise mit der Technologie.
Casablnca bringt Ordnung ins Influencer Marketing
In der beliebten TV-Serie „Modern Family“ gibt es eine Szene, in der eine der Hauptfiguren die Handbewegung einen Pianisten imitiert und sein Freund das mit „Casablanca“ kommentiert, in Anspielung an den Filmklassiker, in dem ein Klavierspieler eine wichtige Nebenrolle hat. In stressigen Situationen verwenden Jana Lukaszewitz und Lisa Sonesson gern diese Handbewegung, um etwas von der Anspannung zu nehmen. So wurde „Casablanca“ bei ihnen zum geflügelten Wort und gab ihrem Startup den Namen. Casablnca ohne „a“, weil die Originalschreibweise schon vergeben war.
Jana ist gebürtige Deutsche und vor dreieinhalb Jahren nach Stockholm gezogen. Dort hat sie zusammen mit der Schwedin Lisa im Influencer Marketing gearbeitet. Die Organisation war mühsam, denn selbst in diesem Bereich hat die Digitalisierung noch nicht richtig Einzug gehalten. Also gründeten die beiden Ende 2018 Casablnca und konnten nach wenigen Monaten schon vier schwedische Pilotkunden gewinnen. Mit ihrem CRM-System für Influencer Marketing ermöglichen sie datenbasierte Entscheidungen, sparen Zeit und erlauben so eine intensivere Kommunikation mit den Influencern. Erste Agenturen aus Deutschland haben bereits Interesse bekundet.
story.one erzählt Geschichten aus dem wahren Leben
Aus den Biografien von Martin Blank und Hannes Steiner ließen sich wahrscheinlich ganze Romane stricken. Da ihr aktuelles Betätigungsfeld aber die Kurzgeschichte ist, konzentrieren wir uns hier auf das Wesentliche. Martin war vor allem ein erfolgreicher Fernsehmanager, Hannes ein ebenso erfolgreicher Verleger, beide waren für die Red Bull Media House GmbH tätig, bis ihnen der Sinn nach einem radikalen Neuanfang stand. story.one heißt ihr Startup und bietet eine Plattform für Geschichten aus dem wahren Leben. Sie dürfen aus nicht mehr als 2.500 Zeichen bestehen, eine Beschränkung, die Weitschweifigkeit und zu blumige Sprache von vornherein ausschließt.
Das Veröffentlichen wie auch Lesen der Storys ist kostenlos. Interaktion mit Likes und Kommentaren wie bei anderen sozialen Medien ist Teil des Konzepts. Geld verdient story.one dann, wenn aus einer Sammlung von Geschichten ein echtes Buch wird. Ab einer Auflage von einem Exemplar und mit 12 bis 17 Storys in einem Band können sich Autorinnen und Autoren in gedruckter Form verewigen. Es ist sogar möglich, diese Bücher über den Handel zu vertreiben. Gestartet in Österreich, hat story.one bereits über 5.000 Geschichten veröffentlicht, die Auflage der bisher gedruckten Bücher übersteigt 2.000 Exemplare.
Beitragsbild: Tom Medici