SXSW Tagebuch 2019 – emotionale Momente mit Gwyneth und Lovot
Eine berühmte Gründerin, ein liebenswerter Roboter und ein ganzer Tag voller Zukunft – das waren einige unserer persönlichen Höhepunkte diesem Montag in Austin. Mehr darüber in der fünften Folge unseres SXSW Tagebuchs 2019.
South by Southwest ist auch immer ein großes Schaulaufen der Berühmtheiten. Meist präsentieren sie ihren neuen Film, ihr neues Buch oder irgendeine andere kreative Hervorbringung. Hollywoodstar Gwyneth Paltrow hat jenseits des Marvel Cinematic Universe, in dem sie eine untergeordnete Rolle spielt, schon seit Jahren keinen nennenswerten Film mehr gedreht. Daher trat sie am 11. März in Saal D des Austin Convention Centers auch nicht als Schauspielerin, sondern als Unternehmerin auf.
2008 hat sie Goop gegründet, zunächst als Blog und Newsletter mit leicht esoterisch angehauchten Inhalten. Später kam ein Onlineshop mit passenden Produkten dazu. Die standen häufiger im Mittelpunkt von Kontroversen, es hieß unter anderem, die Sachen seien überteuert und von zweifelhafter Qualität. Paltrow lächelte diese Kontroversen routiniert weg, und zumindest der Erfolg gibt ihr recht. Goop hat inzwischen rund 250 Mitarbeiter, der Unternehmenswert wird auf 250 Millionen US-Dollar geschätzt.
Paltrow plädoyiert für verletzliche Führungskräfte und echte Auszeiten
Tränen kamen ihr nur, als sie über ihren verstorbenen Vater als großes Vorbild sprach. Wie echt so ein Gefühlsausbruch bei einer Schauspielerin ist, lässt sich naturgemäß schwer beurteilen. Trotzdem bot ihr Auftritt mehr als nur Showeffekte, eine Reihe ihrer Aussagen ergaben auch für Gründerinnen und Gründer Sinn, die nicht mit einem Millionenvermögen im Rücken ihre Karriere starten. So erklärte Paltrow, dass man als Unternehmerin nicht alles wissen müsse und ruhig nachfragen solle, wenn man nicht wisse, was beispielsweise SaaS bedeute. „Wir brauchen mehr verletzliche Führungskräfte“, war eine ihrer Kernaussagen.
Ihre Unternehmenskultur sei ihr Businessplan, den die gesamte Mitarbeiterschaft mittragen und leben soll. Dazu gehört auch, dass man nicht 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche erreichbar sein muss. Sie sei das auch nicht, dafür hielten sie ihre beiden Kinder zu sehr auf Trab. Durchaus nachahmenswert ist die Idee, das Unternehmen zwischendurch komplett runterzufahren. Für zwei Wochen im August geht bei Goop gar nichts. Die Kunden müssen damit leben und die Belegschaft hat dann wirklich frei, ohne Emails und Anrufe, die einen im Urlaub dann doch irgendwie erreichen.
Schauplatzwechsel: Vom Convention Center gehen wir zum German Haus, wo sich Deutschlands Kreativ- und Digitalszene präsentiert. Das befindet sich in diesem Jahr in der 6th Street, wo im wahrsten Sinne des Wortes die Musik spielt. Genauer gesagt, im Graeber House, einem edlen ehemaligen Wohnhaus, das als Eventlocation zu mieten ist. Während SXSW finden dort eine Reihe von Konzerten, Pitches und Gesprächsrunden statt, so etwa zum Thema künstliche Intelligenz (KI). Bei diesem Panel vertrat Dirk Ploss von Beiersdorf unsere Hamburger Delegation.
Künstliche Intelligenz für erfolgreiches Marketing
Der Digital Tech Scout des Weltkonzerns aus Eimsbüttel erklärte, wie KI schon heute eingesetzt wird. So lässt sich schon im Produktionsprozess die emotionale Wirkung eines Werbefilms analysieren, was erfolglose Kampagnen verhindern hilft. Dabei spielen kulturelle Besonderheiten eine wichtige Rolle, beispielsweise müssen Ansprache und Wortwahl in Indien eine ganz andere sein als in Deutschland. Die für fundierte Auswertungen benötigten Datenmengen zu bekommen sei kein Problem, wenn die Herausgabe von Daten für die Kunden nachvollziehbar und mit einem persönlichen Nutzen verbunden sei.
Das Programm von SXSW ist mehr als erschöpfend, trotzdem finden parallel dazu noch weitere Mini-Konferenzen ihr Publikum. Ein gelungenes Beispiel dafür ist The Future of __________. Einen ganzen Tag lang ging es da im Coworking Space Galvanize um Zukunftstehmen wie Energie, Bildung oder Mobilität. Veronika Reichboth von der Startup-Unit. von Hamburg Invest sprach über die Smart City. In ihr werden Sensoren eine überragende Rolle spielen, nicht zuletzt, wenn autonome Fahrzeuge ins Spiel kommen. Hamburg könnte eine Vorreiterposition in Sachen Mobilität und Logistik einnehmen, befeuert durch den ITS-Weltkongress 2021.
Starke Hamburger Auftritte bei The Future of
Nikolas Bormann von der ACEG Beteiligungsgesellschaft, ebenfalls Mitglied unserer Delegation, widmete sich der Zukunft der Landwirtschaft. Die muss sich mit gestiegenen Erwartungen der Verbraucher auseinandersetzen, was Qualität und Nachhaltigkeit angeht. Auch technologisch ist gerade vieles in Bewegung, der Farmer der Zukunft sollte eine Menge Digitalkompetenz mitbringen. Und nach wie vor Land, denn Verical Farming in den Städten wird niemals die gesamte Bevölkerung versorgen können. Nikolas‘ Interesse an dem Thema kommt nicht von ungefähr, sein Family-Office investiert bevorzugt in AgTech-Unternehmen („Ag“ steht dabei für „agriculture“).
Den Abschluss von The Future of bildete der Reeperbahn Startup Pitch. Wir haben unser Erfolgsformat einfach mal nach Austin exportiert und etwas umgwandelt. Die Startups hatten zwei Minuten Zeit für ihren Pitch und stellten sich dann den Fragen von Expertenjurys. Zu gewinnen gab es dabei die Aufmerksamkeit eines hochkarätigen Publikums. Das gelang den Startups aus unserer Delegation auch ganz gut, aber, ehrlich gesagt: Kandidat Nummer 15, der als letzter antrat, stahl allen die Show.
Ein Roboter zum Liebhaben
Kinder und Tiere kommen immer gut an und Lovot hat ein bisschen was von beiden. Lovot ist ein knuffiger Roboter, der sofort Beschützerinstinkte weckt. Dabei ist er weit mehr als nur ein drolliges Spielzeug. Es steckt modernste Technologie darin, unter anderem über 50 Sensoren und eine Software, die sich merkt, wenn Menschen freundlich und hilfsbereit reagieren. Zumindest in seiner Heimat Japan könnte der emotionale Roboter ein echter Verkaufsschlager werden. Vielleicht auch darüber hinaus, denn unsere Herzen hat er gleich erobert.
Traditionell haben Hamburger Startups auf dem South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas eine ausgezeichnete Figur gemacht. Hamburg Startups ist mittlerweile offizieller Partner der Veranstaltung und berichtet hier über die SXSW-Abenteuer der bisher größten von uns begleiteten Delegation, die wir vor Ort tatkräftig unterstützen. Möglich machen das unsere grandiosen Partner von der Deutschen Bank, Hamburg Invest, Beiersdorf , der Sutor Bank, Lufthansa Industries Solutions sowie EY und Vast Forward, bei denen wir uns ganz herzlich bedanken!