Kushel – das erste klimapositive Handtuch
So nachhaltig wie möglich zu produzieren ist das Ziel vieler Startups. Die Macher des Kushel-Handtuchs gehen da noch einen Schritt weiter. Sie wollen die erste klima- und ressourcenpositive Textilmarke der Welt etablieren. Damit das klappt, haben sie gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Wir erklären, was das neue Handtuch so besonders macht.
Tichatschek ist ein Name, bei dem die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass er auf vielfältige Weise falsch geschrieben wird. Deshalb nannten die Brüder Jim und John Tichatschek ihr Unternehmen lieber nicht nach sich, sondern Gustavo Trading GmbH. Gustavo deshalb, weil das einen internationalen und positiven Klang hat. Beides passt prima zu den ersten Produkten, die das 2015 gegründete Unternehmen vertreibt.
Erst Rücksäcke, jetzt Handtücher
Angefangen hat es mit der Marke Ethnotek. Sie steht für Rucksäcke und Taschen, die mit Stoffen verziert werden, die von Kunsthandwerkern aus fünf verschiedenen Ländern stammen. Dabei verwenden sie traditionelle Muster und Fertigungsmethoden. Diese Produkte sind also nicht nur schön, sondern unterstützen auch noch Menschen und ihre Kulturen aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Erwerben kann man die Sachen im eigenen Onlineshop und bei 65 Fachhändlern.
Steht bei Ethnotek der soziale Aspekt im Vordergrund, sollte das nächste Gustavo-Projekt vor allem ökologisch nachhaltig sein. Die Tichatschek-Brüder und ihr Brand Manager und langjähriger Freund Mattias Weser entschieden sich für Handtücher, die aus ganz besonders umweltfreundlichem Material hergestellt werden sollten. Für Handtücher sprach unter anderem, dass sie als Güter des täglichen Gebrauchs ein skalierbares Geschäftsmodell ermöglichen, aber nicht so starken modischen Veränderungen ausgesetzt sind wie Bekleidung. Es muss also nicht ständig neue Kollektionen geben.
Ein neuer Materialmix macht Kushel nachhaltig und kuschelig
Auf der Suche nach dem optimalen Material stießen die drei auf eine Buchenholzfaser, die sich mit Baumwolle mischen lässt. Der wichtigste Produzent für diese unter dem Namen Lyocell bekannte Faser ist die österreichische Lenzing AG, die schon Jahrzehnten nachhaltig arbeitet. Zusammen mit Bio-Baumwolle, die Gustavo Trading aus der Türkei bezieht, ergibt Lyocell einen besonders saugfähigen und weichen Stoff. Weich und flauschig sollten die neuen Handtücher auf jeden Fall sein, um dem Motto „Cozy by Nature“ gerecht zu werden. Und natürlich dem Markennamen: Kushel.
Kushel mit „sh“ unter anderem deshalb, um der Marke von Beginn an einen internationalen Touch zu geben. Erste Reaktionen aus englischsprachigen Ländern bestätigten, dass dort der Name verstanden wird und gut ankommt. Die Ausgangsmaterialien für das Kushel-Handtuch standen also fest, jetzt fehlte noch die richtige Produktionsstätte. Die Region um die nordportugiesische Stadt Guimarães wird scherzhaft auch „Frottee-Valley“ genannt, weil dort zahlreiche Webereien ihre Dienste anbieten. Dort fand auch Kushel den richtigen Produktionspartner, allerdings keine Spinnerei, die das Garn aus Baumwolle und Lyocell fertigen konnte. Das macht jetzt ein Unternehmen aus Griechenland.
In drei Schritten zur positiven Ökobilanz
Die Materialien kommen also aus Österreich und der Türkei, die Herstellung verteilt sich auf Griechenland und Portugal. Grund dafür sind die hohen Qualitätsansprüche, die nur diese Kombination erfüllen kann. Die Umweltbilanz sieht dabei hervorragend aus: Im Vergleich zu konventioneller Baumwolle reduziert der Materialmix den CO2-Ausstoß um 44 %, den Frischwasserverbrauch sogar um 90 %. Auch über den gesamten Produktionsprozess betrachtet sind die Werte noch deutlich niedriger als bei Standardhandtüchern. Das ist aber noch nicht alles, schließlich verspricht Kushel, sogar klima- und ressourcenpositiv zu sein. Das gelingt durch zwei zusätzliche Maßnahmen:
- Kushel kompensiert die CO2-Emissionen und den Frischwasserverbrauch der Produktion durch CO2-Zertifikate (Gold Standard) und die Finanzierung von Wasserprojekten.
- Für jedes verkaufte Handtuch werden zwei Bäume gepflanzt. Standorte der Aufforstung sind in der Nähe von Hamburg, in Mexiko und in Afrika.
Die Handtücher von Kushel wird es in drei Farben und vier Größen geben, zu Preisen, die sich an gehobener Markenware orientieren. Nach einem Jahr Vorbereitungs- und Entwicklungszeit geht Kushel nun endlich an die große Öffentlichkeit, und zwar über eine Crowdfunding-Kampagne, die am 28. Oktober 2018 auf Kickstarter gestartet ist. Wobei das Startup schon vorher über die sozialen Medien dafür gesorgt hat, dass das Anfangsinteresse groß ist.
Kontrolliertes Wachsen ist das Ziel
Die Kampagne, die im Idealfall mehr als 2.000 Kunden für Kushel begeistern soll, ist ein guter Test, welche Produkte und Preise angenommen werden. Im Erfolgsfall will Kushel trotzdem nicht gleich den kompletten Weltmarkt erobern, auch wenn sich schon Interessenten aus vielen Ländern gemeldet haben. Ziel ist vielmehr ein kontrolliertes Wachsen, um sicherstellen zu können, dass der ökologische Anspruch immer erfüllt bleibt. Schließlich will Kushel mehr sein als ein Handtuch. Entscheidend ist die Idee dahinter: Es ist möglich, Konsum mit einem positiven Einfluss auf die Umwelt zu verbinden.
Fotos: Kushel