„Die Höhle der Löwen“: So kam es zum Zoff um die Hundeleine
Das hat es bei „Die Höhle der Löwen“ auch noch nicht gegeben: Während die einen noch über ein Angebot beraten, machen die anderen einfach den Deal. Danach herrscht richtig dicke Luft, und das alles wegen einer Hundeleine namens GOLEYGO. Wie es dazu kam, wie sich Chia-Bowl aus Hamburg geschlagen hat und alle weiteren Höhepunkte wie immer in unserer Zusammenfassung über eine Showfolge der Rekorde.
Chia-Bowl hat ein paar Gramm zuviel
„Haben die Löwen Appetit auf Chia-Bowl?“ haben wir gestern in einem Vorabbericht über das Hamburger Startup Mega Lecka gefragt. Nun, sie haben schon, aber zum Deal kommt es leider trotzdem nicht. An der Idee, aus Chiasamen eine Art Pudding herzustellen, liegt es nicht, auch wenn der Geschmack nicht alle vollständig überzeugt. Die Chia-Bowl ist wegen des Verzichts auf zusätzlichen Zucker halt nicht so süß wie man erwarten könnte. Ein schwerwiegenderes Handicap droht da das Joint Venture zwischen dem Hauptgründer Brando Valencia und Kale&Me zu werden.
Die Löwen loben zwar die Entwicklung des Saft-Startups in den letzten beiden Jahren, schrecken aber vor dessen vermeintlich zu großem Einfluss zurück. In einer längeren Telefonkonferenz einigt sich Annemarie Heyl mit ihren beiden Kale&Me-Mitgründern David Vinnitski und Konstantin Timm auf eine neue Verteilung. Statt wie bisher fifty-fifty könnte es jetzt 45 % für Brando, 35 % für Kale&Me und 20 % für einen Löwen heißen. Frank Thelen ist begeistert von der Flexibilität, hat aber noch ein anderes Problem: Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung enthält ein Glas Chia-Bowl noch mehr als die als Tagesration empfohlenen 15 Gramm Chiasamen. Inzwischen ist das anders, aber so erscheint ihm das Produkt noch nicht genug durchdacht, er verzichtet. So geht der bisher wohl längste Pitch der Show – was die Zuschauer so gar nicht mitbekommen – ohne Erfolgsmeldung zu Ende.
Flippo Kids setzt sich bei Dagmar Wöhrl durch
Von Beruf ist Alexander Haunhorst IT-Berater, doch seine Leidenschaft gehört dem Handwerk, speziell dem Bauen von Möbeln. Sein ganzer Stolz ist ein Kinderstuhl, der sich dank eines Stecksystems auf vierfache Weise nutzen lässt. Mit ein paar Handgriffen verändert der Stuhl seine Form, wird zum Lernturm oder zur Sitzbank und passt sich dabei den größer werdenden Kindern an. Mit seinem Startup Flippo Kids will Alexander nun eine zweite Karriere als Möbelunternehmer aufbauen. Der Name „Flippo“ leitet sich übrigens ab vom Namen seines Neffen Phillip. Der ist mit ins Studio gekommen und hilft sitzend bei der Präsentation des Mulitfunktionsstuhls.
Richtig schön sei der nicht, meint Frank Thelen, er sähe eher „sperrholzmäßig“ aus. Kein Sperrholz, sondern beste Qualität, kontert der Gründer, kann aber vier von fünf Löwen nicht von seinem Produkt überzeugen, auch nicht von der Idee, dafür Verkaufspartys zu veranstalten. Kein Problem, denn Alexanders Wunschlöwin Dagmar Wöhrl findet Gefallen an Flippo Kids und akzeptiert sogar das Eingangsangebot von 50.000 Euro für 10 %.
Finanzguru sichert sich den größten Solodeal
Endlich den Überblick bekommen über sein Girokonto und überflüssige Verträge mit wenigen Klicks kündigen können – das verspricht der Finanzguru. Beziehungsweise die gleichnamige App, die die Zwillingsbrüder Alexander und Benjamin Michel ausgeheckt haben. Die App, die zum Beispiel auch den aktuell frei verfügbaren Kontostand kennt, also unter Berücksichtigung aller noch ausstehenden regelmäßigen Abbuchungen, ist kostenlos. Geld verdienen soll sie über die Vermittlung von beispielsweise günstigen Stromverträgen, womit sie in Konkurrenz zu Vergleichsportalen wie Check 24 tritt. Die Deutsche Bank hat Finanzuguru schon überzeugt, sie hat als Kooperationspartner immerhin eine Million Euro investiert; insgesamt gibt es fünf Gesellschafter.
Eine Million wollen die Brüder jetzt auch von den Löwen, für 10 % Unternehmensanteile. Frank Thelen schwärmt von der besten App, die er in der Sendung seit Math42 gesehen hat. Die hat damals allerdings keinen Deal bekommen, und auch heute steigt er aus, weil ihm die Deutsche Bank als Mitgesellschafter nicht behagt. Carsten Maschmeyer stört eher die geringe Kundenzahl. 2.000 sind es zum Zeitpunkt der Aufzeichnung, 30.000 sollen es in diesem Jahr noch werden. Da muss mehr gehen, erwartet Maschmeyer, und fragt nach einem verbesserten Angebot. Nach einigem Hin und Her einigt man sich auf 15 %. Das Ergebnis ist der größte Deal, den je ein einzelner Löwe abgeschlossen hat.
Diamant Blading schafft den Cut nicht
Schon als Kind machte sich Brigitte Steinmeyer Gedanken darüber, wie unpraktisch es doch sei, sich jeden Morgen neu schminken zu müssen. Seit 1990 ist daher Permanent-Make-up ihr Geschäft, ein Verfahren, bei dem kosmetische Verschönerungen ähnlich wie beim Tätowieren dauerhaft in die Gesichtshaut geritzt werden. Bei den Augenbrauen sieht das meist ein wenig zu künstlich aus, fand Brigitte, und entwickelte eine neue Methode, bei der ein echter Diamant zum Einsatz kommt. Diamant Blading nennt sich folgerichtig das Verfahren, das sie nun zum Erfolg führen will.
Die Löwen lassen sich das im Studio am lebenden Objekt demonstrieren und sind erstaunt, wie natürlich die geritzten Brauenhärchen tatsächlich aussehen. Es tue auch gar nicht weh, versichert das Model, und eine Schwellung oder Rötung gibt es hinterher auch nicht. Die Methode funktioniert also, das damit verbundene Geschäftsmodell allerdings nur bedingt. Die Gründerin veranstaltet Schulungen und kümmert sich dabei um alles und jeden persönlich. Schnelles Wachstum ist da nicht möglich. Ein geeignetes Netzwerk müsste her, doch vor dessen Aufbau und damit einem Deal schreckt selbst Judith Williams zurück.
GOLEYGO: Ein Steal Deal für die Löwen-Geschichtsbücher
Das war jetzt alles ganz interessant und unterhaltsam bisher, aber letztlich nur ein Vorspiel für einen Deal, wie es ihn so bei „Die Höhle der Löwen“ noch nicht gegeben hat. Schon die Erfindung, die Tim Ley und Jérome Glozbach de Cabarrus, ist so simpel wie clever. Ihre Hundeleine GOLEYGO könnte den Markt ähnlich aufmischen wie einst die Flexi-Rollleine, die übrigens aus Bargteheide bei Hamburg stammt. Der Clou ist ein Magnet-Rast-Verschlusssystem, das den bisher üblichen Karabinerhaken überflüssig machen könnte. Der neue Verschluss lässt sich mühelos mit einer Hand bedienen, ist stark belastbar – ein Livetest mit einer Gartenschaukel beweist das – und lässt sich überall einsetzen, wo Seile gebraucht werden.
Die Löwen wittern das ganz große Geschäft und üben sich in Gruppenbildung. Auf der einen Seite Ralf Dümmel und Frank Thelen, auf der anderen Seite Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Georg Kofler. Wer wagt sich zuerst aus der Deckung und macht ein Angebot? Das Duo Dümmel/Thelen prescht vor und bietet 500.000 Euro für 35 %. Daraufhin besteht bei den anderen drei neuer Beratungsbedarf, sie ziehen sich hinter die Stuhlreihe zurück. Von 600.000 Euro und 30 % ist da leise zu hören. Unterdessen sagt Dümmel zu Thelen halb im Scherz, eigentlich könnte man den Deal doch gleich festmachen. Zur Überraschung aller sagen die Gründer sofort zu, ohne das andere Angebot abzuwarten. Da steigt die Stimmung in einem Teil des Studios gewaltig, während in dem anderen der Groschen nicht gleich fallen will.
Als das Trio dann endlich realisiert, dass das Geschäft schon gelaufen ist, hält sich bei ihm die Begeisterung verständlicherweise in sehr engen Grenzen. Besonders erbost ist Carsten Maschmeyer: „Das war Scheiße, absolute Scheiße“, empört er sich und will auch eine Entschuldigung von Frank Thelen nicht annehmen. Ralf Dümmel freut sich unterdessen wie ein Kind. Ob das die feine Art war, sei dahingestellt, aber der Fernsehzuschauer hat seinen Spaß. Das hat es so noch nicht gegeben und stand garantiert in keinem Drehbuch. Auch in ihrer fünften Staffel hält „Die Höhle der Löwen“ also immer noch echte Überraschungen bereit.