Hamburger Gründerpreis 2018: Wo Old und New Economy zusammen feiern
Der 17. Hamburger Gründerpreis, wieder veranstaltet von der Hamburger Sparkasse und dem Hamburger Abendblatt in der Fischauktionshalle, stand ganz im Zeichen der Logistik, ehrte Familienunternehmer und vereinte Tradition und Innovation. Dafür standen die Gewinner Cargonexx, Miniatur Wunderland und Thomas Hoyer. Wir fassen die Höhepunkte dieses gesellschaftlichen Ereignisses zusammen, bei der auch die Handelskammer und die Handwerkskammer Partner waren.
„Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?“ Mit dieser Frage aus „Jein“ von Fettes Brot leitete Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse, seine Eröffnungsrede beim Hamburger Gründerpreis 2018 ein. An diesem Abend konnte es da nur eine Antwort geben: machen! Schließlich stand die Ehrung von erfolgreichen Geschäftsleuten auf dem Programm, echten Machern also.
Davon gibt es in Hamburg eine Menge, auch wenn da noch Luft nach oben ist. So sei die Gründungsbereitschaft in Kanada dreieinhalb Mal so hoch wie hierzulande, erklärte Vogelsang, und fügte noch eine weitere Statistik hinzu, die motivieren sollte: 75 % aller Selfmade-Millionäre sind Gründer.
Cargonexx: die Idee entstand im Stau
Das lässt doch hoffen für den ersten Preisträger in der Kategorie „Existenzgründer“. Das ist die Startup-Kategorie, für die sich junge, innovative Unternehmen bewerben konnten. Die vielversprechendsten Kandidaten bekamen dann die Chance, sich vor einer Jury zu präsentieren, der auch jeweils ein Experte aus den Branchen der teilnehmenden Startups angehörte. Durchgesetzt hat sich am Ende Cargonexx.
Laudator Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer Hamburg, nahm die Zuhörer mit auf eine Reise auf der A 7 von der Auffahrt Stellingen in Richtung Elbtunnel. Dort herrscht bekanntlich häufig Stau, und in einem solchen ist die Idee zu Cargonexx entstanden. Das Startup will mithilfe künstlicher Intelligenz Leerfahrten von Lkws vermeiden und so viel Geld, Zeit und Diesel sparen. Ein ausführliches Pörträt von Cargonexx und seinem Geschäftsmodell findet ihr hier.
Der Cargonexx-Gründer und Preisträger Rolf-Dieter Lafrenz bekannte im Interview mit Moderatorin Vanessa Seifert, schon als Kind Unternehmer gespielt zu haben. Er hatte sogar einen eigenen Stempel mit dem Schriftzug „Lafrenz Industries“. Als echter Unternehmer hatte er von der Logistikbranche zunächst wenig Ahnung, aber diese Unbefangenheit habe ihm auch geholfen, Rückschläge wegzustecken und an seine Vision zu glauben.
Miniatur Wunderland: die kleine Welt ist die größte Attraktion
„Das ist etwa so, als ob man Udo Lindenberg den Preis für den besten Nachwuchskünstler geben würde.“ So lautete der scherzhafte Kommentar von Lars Heider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, über den Preisträger der Kategorie „Aufsteiger“. In der Tat ist das Miniatur Wunderland weit über den Status eines Newcomers oder Geheimtipps hinaus. Die größte Modelleisenbahnanlage der Welt war in den letzten beiden Jahren laut einer Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus die beliebteste Touristenattraktion Deutschlands.
Über 16 Millionen Besucher hat die mittlerweile 1.500 Quadratmeter große Anlage seit ihrer Eröffnung im Jahr 2001 angelockt. Gerade ist ein neuer Abschnitt mit dem Thema „Monaco“ in Arbeit. Wie immer ist mit einer Vielzahl liebevoller und überraschender Details zu rechen. Was vielleicht auch einige überrascht hat: Hinter dem Wunderland stecken nicht nur die aus den Medien bekannten Brüder Frederik und Gerrit Braun. Dritter im Bunde ist ihr langjähriger Freund und Geschäftspartner Stephan Hertz.
Sie alle könnten längst vielfache Millionäre sein, doch wichtiger sind ihnen die Leidenschaft für ihre Miniaturwelt und soziales Engagement. So haben sie ein äußerst lukratives Angebot aus Abu Dhabi abgelehnt; ihr Herz schlägt für Hamburg. Eine in einem Einspielfilm gezeigte Ankündigung von Gerrit, man wolle demnächst nach Bremen umziehen, ist offensichtlich ein Scherz. Ihre Treue zu Hamburg belegt schon der Neubau eines Hotels ganz in der Nähe vom Miniatur Wunderland. Das entsteht, anders als gewohnt, im Maßstab 1 : 1 und soll den vielen Touristen den Weg zu ihrer Lieblingssehenswürdigkeit verkürzen.
Der Logistikunternehmer Thomas Hoyer wurde für sein Lebenswerk geehrt
Manche meinten, das Miniatur Wunderland hätte fast schon die Auszeichnung in der Kategorie „Lebenswerk“ verdient, aber für den tatsächlichen Preisträger Thomas Hoyer gilt das natürlich noch viel mehr. Bei ihm vereinen sich die beiden Hauptthemen des Abends, Logistik und Familienunternehmen. Sein Vater Walter gründete 1946 die Fachspedition Hoyer, die sich zunächst auf den Transport von Milch spezialisierte.
Bald weitete die Spedition Geschäftsbereich auf den Transport von Flüssigkeiten aller Art, Gasen, Gefahrgütern und auch Lebensmittel aus und stellte sich international auf. Als Kind wollte Thomas Hoyer mal Archäologe werden, doch dann entschied er sich lieber für das Familienunternehmen. Von 1991 bis 2006 übernahm er die Geschäftsleitung. Danach wechselte er in den Beirat und begleitet weiterhin mit großem Engagement das Tagesgeschäft.
Die Hoyer-Gruppe ist einer dieser Weltmarktführer, der so gut wie nie in den Schlagzeilen zu finden ist. Stattdessen lässt sie lieber Zahlen für sich sprechen. So betrug der Umsatz im Jahr 2017 über 1,2 Milliarden Euro, erwirtschaftet von rund 6.500 Mitarbeitern, davon etwa 1.300 in Hamburg. Die Zentrale befindet sich nach wie vor ganz bodenständig in der Wendenstraße, wo einst alles begann.
Und das war er dann, der Hamburger Gründerpreis 2018. Eine gut organisierte, unterhaltsame Veranstaltung, die der Vielfalt des Hamburger Unternehmertums wieder einmal gerecht wurde. Beim abschließenden Dinner kamen dann Startup-Helden und hanseatischer Kaufmannsadel zwanglos ins Gespräch, während sie am Buffet ihre Teller mit Köstlichkeiten wie Rib-Eye-Steak oder Zanderfilet füllten. Schon dieses in dieser Form einzigartige Aufeinandertreffen von Tradition und Innovation macht den Hamburger Gründerpreis zu einem Ereignis, auf dessen nächste Ausgabe wir uns jetzt schon freuen dürfen.