Die NAGA Group bietet Handelsplattform für virtuelle Güter
Erst 2015 in Hamburg gegründet, hat The NAGA Group AG eine rasante Entwicklung hingelegt und ist seit dem erfolgreichen Börsengang 2017 eigentlich schon gar kein Startup im engeren Sinne mehr. Da aber das Fintech mit der Veröffentlichung einer eigenen Kryptowährung so nah am Puls der Zeit ist wie kaum ein anderes Unternehmen, haben wir trotzdem einen Blick hinter die Kulissen geworfen.
Der Name stammt von einer Chilischote
Chilischoten der Sorte Naga galten bis vor Kurzem als die schärfsten der Welt. Inzwischen gibt es Sorten, die auf der den Schärfegrad definierenden Scoville-Skala einen noch höheren Wert erreichen, aber der Biss in eine Naga bleibt so oder so ein unvergessliches Erlebnis. Ähnlich in das Gedächtnis einbrennen möchte sich auch ein Fintech-Unternehmen, das deshalb als The NAGA Group firmiert und im Sommer 2015 gegründet wurde.
Das Gründertrio bildeten der erfahrende Banker Yasin Sebastian Qureshi (Mitgründer der Varengold Bank), der Rechtsanwalt Christoph Brück und als Jüngster im Bunde der Internet-Unternehmer Benjamin Bilski (Gründer von angelplatz.de). Brück ist inzwischen nicht mehr dabei, für ihn ist Andreas Luecke in den Vorstand aufgerückt, ebenfalls ein Jurist. Das Management-Team komplettieren Alexander Braune und Wladimir Huber.
Das erste NAGA-Produkt war die App SwipeStox, die inzwischen NAGA TRADER heißt. Die App war ursprünglich mit dem Anspruch gestartet, das Tinder für den Börsenhandel zu werden. Aktien und andere Anlageprodukte können per Swipe ausgewählt oder abgelehnt werden. Unerfahrene Anleger haben die Möglichkeit, erfolgreichen Tradern zu folgen und ihre Investments zu übernehmen. Social Trading nennt sich das Konzept. Betrieben wird NAGA TRADER von dem Online-Broker NAGA MARKETS. Dieses Unternehmen ist von der Cyprus Securities and Exchange Commission (CySEC), der Aufsichts- und Regulierungsbehörde für Wertpapierdienstleistungsunternehmen in Zypern, zugelassen und reguliert. Deren Standards seien ähnlich hoch wie die der deutschen Aufsichtsbehörde BaFin, versichert das Management.
NAGA erhält Unterstützung von chinesischem Milliardenkonzern
Die Privatbank Hauck & Aufhäuser jedenfalls war von der Geschäftsidee so überzeugt, dass sie als Investor einstieg. Inzwischen gehört Hauck & Aufhäuser zum milliardenschweren chinesischen Konglomerat Fosun, das unter anderem auch Club Med und Cirque du Soleil im Portfolio hat. Damit erhält NAGA die Unterstützung eines echten Weltkonzerns. Gute Voraussetzungen also für den von Beginn an geplanten Börsengang. Der verlief im Juli 2017 an der Frankfurter Börse im Segment „Scale“ für kleine und mittlere Unternehmen überaus erfolgreich. Lag der Ausgabepreis noch bei 2,60 Euro pro Aktie, stieg er bereits am Ausgabetag zeitweilig über sieben Euro. Inzwischen hat sich der Kurs auf einen Wert von über fünf Euro stabilisiert. Die Marktkapitalisierung liegt deutlich über 200 Millionen Euro.
Auf diesen Lorbeeren wollte sich NAGA aber nicht ausruhen und plante gleich den nächsten Coup: eine eigene Kryptowährung. Beim ICO (Initial Coin Offering) im Dezember 2017 brachten 63.000 insgesamt 42 Millionen Euro ein. Herausgegeben wird der NAGA COIN (NGC) von dem Kooperationspatner NAGA Development Association Ltd im mittelamerikanischen Belize. Seit dem Start hat sich der Kurs etwa halbiert, was in der turbulenten Welt der Kryptowährungen nicht ungewöhnlich ist.
Eine Kryptowährung steht im Zentrum eines Ökosystems
Vom NGC gibt es insgesamt 77 Millionen Einheiten, 55 Millionen sind im Umlauf. Die absolute Zahl wird nicht mehr erhöht, das energieintensive Mining, für das vor allem Bitcoin in der Kritik steht, entfällt daher. Auch dient die Währung in erster Linie nicht als Spekulationsobjekt, sondern steht im Mittelpunkt eines ganzen Ökosystems. Zu dem gehört neben der schon erwähnten NAGA TRADER-App auch die NAGA ACADEMY, die Finanzwissen vermitteln soll. Das zweifellos aufregendste Projekt trägt aber den Namen Switex.
Switex ist die weltweit erste Plattform für den Handel mit virtuellen Gegenständen aus Computer- und Online-Spielen. Das klingt zunächst etwas kurios, ist aber mittlerweile ein rasant wachsender Milliardenmarkt. Ein seltener Dolch aus einem Fantasyspiel wechselt da schonmal für einen vierstelligen Betrag den Besitzer. Eine virtuelle Katze aus dem Spiel CryptoKitties brachte Anfang Dezember 2017 sogar über 100.000 US-Dollar ein. Den Rekord hält der fiktive „Club Neverdie“ aus dem Spiel Entropia Universe. 635.000 US-Dollar mussten dafür bezahlt werden. Kein rausgeschmissenes Geld, denn der Club generiert auch ordentliche Einnahmen.
Switex schließt Lücke beim Handel mit virtuellen Gütern
Zurzeit existiert für diese auch als Ingame Items bezeichneten virtuellen Güter nur ein sogenannter Graumarkt. In diese Lücke will NAGA nun stoßen und Gamern mit Switex eine Plattform bieten, um ihre Objekte wie Finanzprodukte zu handeln und gegen diese einzutauschen. Um seine Angebote populär zu machen, will das Unternehmen jetzt stärker in die Öffentlichkeit treten. Bisher war Bandenwerbung in der Fußball-Bundesliga die auffälligste Marketingmaßnahme. Gerade in Deutschland könnte dies allerdings zu einer echten Herausforderung werden, da Themen wie Blockchain und Kryptowährungen hierzulande immer noch auf Skepsis und Unverständnis stoßen.
Nicht zuletzt deshalb ist NAGA so international aufgestellt. Von den insgesamt rund 150 Mitarbeitern sind nur 35 in Hamburg beschäftigt. Weitere Standorte sind unter anderem Madrid, Barcelona und Palma de Mallorca, sowie das Technologiecenter im bosnischen Sarajevo. Und das ist, wenn nichts dazwischen kommt, sicherlich erst der Anfang. Die Blockchain- und Krypto-Welt ist kaum erschlossen und bietet noch viele erst zu entdeckende Geschäftsmöglichkeiten. Bei NAGA träumt man zum Beispiel von einer eigenen Krypto-Börse. Wenn das Unternehmen in seinem bisherigen Tempo weitermacht, kann es bis zu deren Eröffnung eigentlich nicht mehr weit sein.
Fotos: NAGA