Politprominenz und tolle Startups beim Hamburg Innovation Summit
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen, um gemeinsam den Innovationsstandort Hamburg ins rechte Licht zu rücken – das war der Anspruch des Hamburg Innovation Summit 2018. Ein Blick auf die Liste der Teilnehmer, Aussteller und Förderer zeigt: Auftrag erfüllt! Wer alles dabei war und welche Startups bei den Hamburg Innovation Awards abräumen konnten, fassen wir in unserem großen Nachbericht zusammen!
Der Investor Arne Weber vom Bauunternehmen HC Hagemann hat Großes vor in Harburg. Im dortigen Binnenhafen entsteht der Hamburg Innovation Port auf einer Fläche von rund 20.000 qm. Bis der Gebäudekomplex bezugsfertig ist, wird es wohl noch eine Weile dauern, aber was Hamburg in Sachen Innovation schon heute zu bieten hat, konnte Weber am 17. Mai beim Hamburg Innovation Summit (HHIS) erleben. Der fand direkt gegenüber der Baustelle des Großprojekts statt, im Speicher am Kaufhauskanal und im „Goldfisch“ genannten Gebäude des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Dort begann am Vormittag Wirtschaftssenator Frank Horch seine Pressetour. Dabei setzte er sich in einen kleinen Rennwagen, der vor dem DLR geparkt war, ließ sich einen Flugsimulator erklären und machte bei mehreren Ausstellern der HHIS Expo Station, um mit ihnen über ihre Unternehmen zu sprechen. Beim anschließenden Eröffnungstalk mit Arne Weber und Matthias Schmittmann vom Erfolgsstartup bentekk, das mittlerweile zum Dräger-Konzern gehört, ging es dann um die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit Hamburgs. Da sei man auf einem guten Weg, hieß es. Ein wichtiger Faktor seien die im Auf- und Ausbau befindlichen vier Forschungs- und Innovationsparks für die Bereiche Life Sciences, Lasertechnologie, Green Technologies und Luftfahrt.
Digitalisierung überall – nur das Wetter bleibt unberechenbar
Luftfahrt war auch eines der Themen der anschließenden Future Talks. Mathias Thomsen von Airbus erklärte, die Mobilität der Zukunft fände in der Luft statt, und zeigte als Zukunftsvision eine Art Auto, dessen Fahrerkapsel auch von einer Drohne geflogen werden kann. Sarah Lisa Vogl von XRBASE aus Berlin sprach über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Virtual und Augmented Reality, und Peter F. Schmidt von „Wer liefert was“ erzählte, wie aus einem traditionellen Verlagshaus ein modernes Digitalunternehmen wurde.
Wer nicht nur zuhören, sondern moderne Technologien erleben und mit ihren Machern ins Gespräch kommen wollte, hatte auf der schon erwähnten HHIS Expo reichlich Gelegenheit dazu. Dort präsentierten sich eine Reihe von Fördereinrichtungen, etablierten Unternehmen und Startups und boten einen guten Überblick über die Innovationskraft Hamburgs. Schauplatz der Ausstellung war die Tiefgarage des DLR. Eigentlich eine hübsche Idee, schließlich passen die Begriffe „Startup“ und „Garage“ wunderbar zusammen. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit, durch die kalte Luft wurde es dort zeitweilig ziemlich ungemütlich. Wohl dem, der am Morgen die dickere Jacke angezogen hatte!
6 Startups bei „Catch the deal“
Der Besuch lohnte sich trotzdem auf jeden Fall, zumal dort auch noch interessante Pitches stattfanden. Unter dem Motto „Catch the deal“ konnten insgesamt sechs Startups vier potenziellen Investoren ihre Geschäftsideen nahezubringen. Bei dem von IFB Innovationsstarter initiierten Format waren dabei: upcyte technologies, das menschliche Zellen für die medizinische Forschung züchtet. attenio mit seinen digitalisierten Montageanleitungen. Sympatient, das Ängste mithilfe der Virtual Reality bekämpft. Die Zyklus-App von Ovy. Bluebird Mountain mit seinen Drohnen für Lawinenopfer. Und NautilusLog, von dem gleich noch die Rede sein wird.
Einen Deal hat auf der Stelle natürlich keines der Startups gemacht, aber das grundsätzliche Interesse der Investoren konnten sie alle wecken. Aus Berlin war Tobias Jaeger von Axiom Venture Capital angereist, der sich sehr positiv über die Hansestadt äußerte. „Hamburg ist ein wichtiger Startup-Standort, der auch in Berlin und international immer mehr Beachtung findet.“ Als herausragende Beispiele nannte er Xing und Getränkehersteller wie Charitea oder Fritz Cola, aber auch die Pitchkandidaten seien originell und hätten Potenzial.
Bürgermeister Tschentscher kündigt Science City an
Der Nachmittag hatte noch einige attraktive Programmpunkte zu bieten, aber die absoluten Höhepunkte hatte sich der Hamburg Innovation Summit für den Schluss aufbewahrt. Nachdem zwischenzeitlich Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank einen kurzen Auftritt hatte, gab sich auch noch Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher die Ehre. Selbstverständlich fand auch er lobende Worte für den Standort Hamburg und betonte dabei besonders die Bedeutung der Wissenschaft. Eine wesentliche Rolle wird dabei die Science City in Bahrenfeld spielen. Dieser Wissenschaftsstandort in unmittelbarer Nähe von DESY soll es mit München-Garching und Berlin-Adlershof aufnehmen können.
Noch ist das Zukunftsmusik, genau wie vieles, das Ex-Bahnchef Dr. Rüdiger Grube in seiner Keynote vortrug. „Mobilität in der Digitalen Zukunft“ war der Titel. Er richtete dabei den Blick vor allem auf China. Übertrifft die Geschwindigkeit der Digitalisierung schon im Rest der Welt alle bisherigen technologischen Veränderungen, geht bei der asiatischen Weltmacht alles noch sehr viel schneller. Ein Beispiel: Gab es dort 2016 erst 100.000 Leihfahrräder, waren es ein Jahr später bereits 10 Millionen. Besitz von Fahrzeugen wird generell immer weniger zur Selbstverständlichkeit. Dagegen sind ganzheitliche Lösungen gefragt, die bei geringstmöglichem Aufwand die je nach Situation bestmögliche individuelle Mobilitätsangebote liefern. Auch in Grubes Szenario spielen dabei Kleinflugzeuge und Drohnen eine wachsende Rolle.
Die Gewinner heißenNautilusLog, CiDO und GALAB
In der Luftfahrt haben moderne Technologien schon eine Menge vorangebracht, die Schifffahrt hat da in vielen Bereichen noch Nachholbedarf. So wird das gute, alte Logbuch weitestgehend noch immer in Papierform geführt. Die App des Startups NautilusLog will das ändern und erhielt für sein digitales Logbuch den Hamburg Innovation Award in der Kategorie „Idee“. Der Preis ist, wie auch in beiden anderen Kategorien, verbunden mit einem Gründerkoffer voller hochwertiger Sachpreise und 3.000 Euro. NautilusLog setzte sich durch gegen Holiday Hero, das sich um die Rechte von Urlaubsreisenden kümmert, und Metronus, das die Virtual Reality in die Reha bringen wird.
Während die gerade genannten Startups noch kaum auf dem Markt sind, sind die Kandidaten der Kategorie „Start“ schon vergleichsweise alte Bekannte. vilisto etwa mit seinen smarten Thermostaten, zuletzt Sieger beim Wettbewerb Gründergeist. Oder Breeze, das mit seinem System zur Messung der Luftqualität brandaktuell ist. Nachdem die EU-Kommission gerade Deutschland wegen zu hoher Luftverschmutzung verklagt hat, wird sich Bürgermeister Tschentscher damit sich noch eingehender beschäftigen. Den Zuschlag der Jury hat allerdings CiDO erhalten. Dieses Startup verwendet den Barcode auf Paketen als Türöffner. CiDO darf sich über einen von smatoo gestifteten zusätzlichen Preis freuen, nämlich eine Reise für eine Person ins Silicon Valley.
Fazit: Der Innovationsstandort Hamburg kann sich sehen lassen!
Bleibt noch der Gewinner in der Kategorie „Wachstum“ für schon etwas etabliertere Unternehmen. Die GALAB Laboratories GmbH holte sich den Preis für ihre Qualitätsanalyse unter anderem von Lebensmitteln. Damit war der offizielle Teil des Hamburg Innovation Summit beendet, Zeit für ein erstes Fazit: Kein anderes vergleichbares Event findet so starke Beachtung durch die Politik wie diese Leistungsschau, und die gezeigten Ideen und Erfindungen belegten, dass der Innovationsstandort Hamburg mehr ist als nur ein Schlagwort. Glückwunsch an Projektleiterin Annette Eberhardt und ihr Team für eine tolle Veranstaltung – das mit dem Wetter bekommt Ihr nächstes Mal auch noch hin!