BIO-LUTIONS bietet pflanzliche Alternative zu Plastik
Plastikmüll ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Das Hamburger Startup BIO-LUTIONS hat nun eine pflanzliche Alternative zu Plastik entwickelt und will daraus Verpackungen und Einweggeschirr für den Weltmarkt produzieren. Wir haben uns mit dem Gründer Eduardo Gordillo über diese revolutionäre Erfindung unterhalten.
Die 2005 gegründete upgrading GmbH ist eine Designagentur, die sich auf Displays zur Verkaufsförderung im Einzelhandel spezialisiert hat. Das Geschäft läuft gut, wie ein Blick auf die Liste der Referenzkunden zeigt: Große Namen wie Beiersdorf, L’Oréal oder Philips sind dort zu finden. Dem CEO Eduardo Gordillo reichte dieser Erfolg allerdings vor sechs Jahren nicht mehr. Um die Welt nicht zuletzt für seine damals gerade ein Jahr alte Tochter ein bisschen besser zu machen, suchte er nach einer Idee, die den Umweltschutz weltweit voranbringt.
Eines der größten Probleme der Gegenwart ist zweifellos der Vermüllung der Umwelt durch Plastik. Einer Studie des Fachmagazins Science Advances zufolge sind von 1950 bis 2015 insgesamt 6,3 Milliarden Tonnen Plastikmüll angefallen. Nur 9 % davon wurden recycelt und 12 % verbrannt, während der Rest bestenfalls auf Deponien lagert, in großen Mengen aber auch einfach unkontrolliert in der Natur an Land und in den Meeren entsorgt wird. Die katastrophalen Folgen vor allem für die Tierwelt sind längst allgemein bekannt, dagegen getan wird allerdings noch viel zu wenig.
BIO-LUTIONS verbindet Ökologie mit Ökonomie
Eduardo fragte Unternehmer von vier Kontinenten, welches Kriterium sie dazu bewegen könnte, auf Plastik als Verpackungsmaterial zu verzichten. Einhellige Antwort: der Preis. Eine Alternative dürfe nicht teurer sein als das bisher verwendete Material. Mit seinem Startup BIO-LUTIONS, einer Ausgründung der upgrading GmbH, bietet er nun eine solche preiswerte Alternative an. Diese ist sogar deutlich umweltfreundlicher als Papier und Pappe, für deren Herstellung eine Reihe von Chemikalien zum Einsatz kommen, sowie Primärfaserstoffe aus Holz, wenn es sich nicht um Recyclingprodukte handelt.
BIO-LUTIONS dagegen verzichtet völlig auf die Verwendung von Chemikalien und nutzt als Ausgangsmaterial Agrarabfälle. Für die Herstellung des Verpackungsmaterials müssen also keine Nutzpflanzen zusätzlich angebaut werden, die besser als Nahrungsmittel dienen könnten, wie das etwa bei Biokraftstoffen der Fall ist. Zum Einsatz kommen nur Pflanzenfasern, die bisher auf dem Müll landeten, weil sie sich nicht sinnvoll weiterverarbeiten ließen. Zusammen mit dem brandenburgischen Unternehmen Zelfo hat BIO-LUTIONS ein mechanisches Verfahren entwickelt, um aus den nanofein aufgespaltenen Fasern unter Zugabe nur von Wasser ein stabil haftendes Material herzustellen, dass sich fast beliebig formen lässt.
Vor drei Jahren gelang der Durchbruch
Der technische Durchbruch gelang vor ziemlich genau drei Jahren, am 15. Mai 2015. Als erster Testmarkt war damals noch China im Gespräch, wo upgrading schon länger produziert. Bald richtete sich der Fokus allerdings auf Indien, ein Land, das besonders unter der Verschmutzung mit Plastikmüll leidet, aber inzwischen auch erste Gegenmaßnahmen ergreift. In einigen Städten und Bundesstaaten ist Einwegplastik inzwischen verboten, so auch im südindischen Staat Karnataka (Hauptstadt: Bangalore), wo BIO-LUTIONS seine erste Produktionsstätte hat.
In deren Umkreis befinden sich rund 300.000 Hektar Agrarland, das genügend Rohstoffe liefert, um die vorerst angepeilten 2.000 Tonnen Jahresproduktion zu gewährleisten. 2017 durchgeführte Testproduktionen liefen bereits erfolgreich, im Juli 2018 soll dann richtig losgehen. Verwendet werden unter anderem Reste von Bananenstauden und der Areca-Palme oder Zuckerrohrblätter, aber im Prinzip eignen sich Abfälle von fast allen gängigen Nutzpflanzen. Deshalb muss die Produktion auch nicht auf tropische Länder beschränkt bleiben.
Für das 2. Quartal 2019 ist daher auch die Eröffnung einer Produktionsstätte in Deutschland geplant, ausgerichtet auf eine Produktion von 4.000 Tonnen pro Jahr. Dann könnten beispielsweise Erzeuger ihre Tomaten in Verpackungen ausliefern, die aus den Blättern und Ästen der eigenen Tomatenpflanzen hergestellt wurden. Das ist nämlich ein weiterer Vorteil des neuen Materials: Bauern erschließt sich dadurch eine weitere Einnahmequelle, ohne dass sie einen zusätzlichen Arbeitsaufwand haben oder neue Anbauflächen benötigen. Die erforderlichen Rohstoffe sind schließlich schon lange vorhanden.
Verpackungen sind ein Verwendungszweck; wesentlich wichtiger wird die Produktion von Einweggeschirr sein, das auf dem indischen Markt besonders gefragt ist. Biologisch hervorragend abbaubar, kann das unbesorgt einfach in die Gegend geschmissen und von den heiligen Kühen verspeist werden, die sich sonst an Plastik buchstäblich zu Tode fressen.
Das Verfahren ist weltweit einzigartig
Momentan beschäftigt das Startup neun Mitarbeiter in Hamburg, 23 in Karnataka und einen in China. Bald sollen es in Deutschland 15 und in Indien 80 Personen sein. Zudem sind weitere Standorte geplant, einer zunächst in Thailand, denn die Nachfrage ist weltweit groß. Echte Mitbewerber gibt es dagegen zurzeit nicht, denn das patentierte Herstellungsvferfahren ist bisher einzigartig. Daher hat BIO-LUTIONS schon einige bedeutende Kunden von sich überzeugen können und befindet sich in Erfolg versprechenden Geprächen mit Investoren. Wenn alles klappt, dann spielt ein Startup aus Hamburg bald eine wichtige Rolle im weltweiten Kampf gegen den Plastikmüll.
Fotos: BIO-LUTIONS
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