bundle – die App, die alle vereint
Chatten, Reisen und Partys organisieren, Bilder archivieren, Umfragen machen und vieles mehr, und das bei hohem Datenschutzfaktor – wo gibt’s denn sowas? Bei uns, sagt das Hamburger Startup bundle, und hat gerade seine App veröffentlicht. Wer haben nachgeschaut, wer und was dahintersteckt.
In einem Klassiker der deutschen Werbegeschichte geht eine Familie von Fachgeschäft zu Fachgeschäft und kauft dort ein für offensichtlich umfangreiche Renovierungsarbeiten. Dabei stellt die Frau Fragen wie diese: „Wo bekommen wir denn einen Hobel?“ Antwort: „Bei Eisen Karl…, oder bei OBI.“ So geht das ein paar Mal, mit der Botschaft, dass man sich viele Wege sparen kann, wenn man gleich den großen Baumarkt aufsucht. Die Worte „…oder bei OBI“ sind durch den populären Fernsehspot geradezu sprichwörtlich geworden.
bundle bündelt viele Services
Vielleicht heißt es demnächst auch „…oder bei bundle“, denn das Hamburger Startup NAS Smart Platforms GmbH macht mit seiner App dieses Namens ein ähnliches Versprechen wie OBI. Die Idee zu bundle entstand 2015, als Jan-Thede Smidt mit seiner Familie eine Urlaubsreise organisieren wollte. Wenn alle an unterschiedlichen Orten wohnen und jeder einen anderen Kenntnisstand bezüglich gängiger Dienste wie WhatsApp, Dropbox oder Doodle hat, kann das schonmal etwas länger dauern und ziemlich kompliziert werden. Da könnte ein Service, der unterschiedliche Funktionen wie Messenger, Cloud-Speicher und Umfragen vereint, ein echter Problemlöser sein.
Mit dieser Idee stand der Business Management-Student Jan-Thede nicht lange allein. Zum bundle-Team gehörten bald der auf Wirtschaftsingenieur studierende Julius Halm und die intern so genannten „drei Weisen“: Thedes Vater und zwei weitere erfahrende Geschäftsleute aus dessen Bekanntenkreis. Einer von ihnen, Bertram Neite, fungiert bis heute als Geschäftsführer. Keiner von ihnen hatte allerdings Erfahrung in der Entwicklung einer App. Dafür holten sie sich die Comline AG ins Boot, einen IT-Spezialisten, der bundesweit über 400 Mitarbeiter beschäftigt.
Da steckt viel Manpower und Kapital drin
Im Frühjahr 2016 begann ein sechsköpfiges Team bei Comline in Bochum mit der Programmierung. Neben den „drei Weisen“ sind noch drei weitere Investoren an dem Projekt beteiligt, insgesamt flossen bereits rund zwei Millionen Euro. All diese Zahlen belegen, dass es sich bei bundle um weit mehr als um ein Wohnzimmerunternehmen einiger ehrgeiziger Studenten handelt, auch wenn das Kernteam tatsächlich in einer WG zusammenlebt. Seit März 2017 gehört auch Florian Müller dazu, der schon Berufserfahrung in Mexiko sammeln konnte, wo er am Aufbau an einem Unternehmen ähnlich wie Brille 24 beteiligt war.
Allen, die an und für bundle arbeiten, sind sich bewusst, dass sie sich eine Herkulesaufgabe vorgenommen haben, schließlich treten sie in Konkurrenz mit gleich mehreren US-Giganten. Also schauen wir uns einmal an, was die App tatsächlich kann. Kernstück ist eine Chatfunktion, über die Nutzer Texte und Bilder austauschen können. Das geschieht aber nicht unsortiert, sondern bestimmten Themen zugeordnet. Die Beiträge landen in selbst definierten Ordnern wie „Spanienurlaub“ oder „Omas Geburtstag“ und lassen sich so später leicht wiederfinden. Das ist besonders hilfreich bei Fotos, da so automatisch Archive entstehen, für die sonst beispielsweise Dropbox verwendet werden müsste.
Außerdem lassen sich über bundle Aufgaben verteilen, Termine abstimmen und speichern und Umfragen anlegen, alles zu einzelnen Themen. Die müssen sich nicht auf konkrete Ereignisse beschränken, sondern eignen sich ganz allgemein dazu Ideen und Eindrücke zu sammeln. Der Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt. Eine Speicherung von Videos und Dokumenten ist momentan noch nicht möglich, wird aber bald ebenfalls angeboten.
Datenschutz ist wesentlich
Die Handhabung der App hat das Team im kleinen Kreis immer wieder getestet und optimiert, sodass der erste Eindruck positiv ist: bundle lässt sich leicht erlernen und bietet gegenüber anderen Messenger-Diensten eine Reihe zusätzlicher, nützlicher Funktionen. Ein weiteres Argument für die App ist die Datensicherheit: Bei bundle kommen nur deutsche Server zum Einsatz, und die Daten der User sollen in keiner Weise kommerziell genutzt oder an Dritte verkauft werden. In-App-Werbung wird es auch nicht geben.
bundle ist inklusive eines Datenpakets von 250 MB auf Dauer kostenlos. Wer mehr Speicherplatz benötigt, zahlt für jeweils zusätzliche 500 MB 99 Cent, bei einer Laufzeit von drei Jahren. Das wird die einzige Einnahmequelle sein. Da lässt sich leicht ausrechnen, dass das Startup vor allem eines braucht, um ordentlich Umsätze und schließlich Gewinne zu machen: fleißige Nutzer, die viel Speicherplatz verbrauchen. Und vor allem viele fleißige Nutzer.
Dabei benötigen die Nutzer selbst gar nicht die große Masse an Teilnehmern, um von bundle profitieren zu können. Es genügt, wenn die Familie oder der Freundeskreis komplett versammelt ist, dann erfüllt die Anwendung bereits ihren Zweck. Die größte Hürde ist eher, Leute, die an WhatsApp und Co. gewöhnt sind, zum Wechsel zu bewegen. Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier und arrangiert sich aus Bequemlichkeit schnell auch mit dem Unperfekten.
Jan-Thede hat eine Weile beim TSV Havelse in der Regionalliga Fußball gespielt und sieht aus Erfahrung in Sportvereinen eine geeignete Zielgruppe. Bei Mannschaften gibt es viel zu organisieren und an Erlebnissen zu teilen. Wenn sich bundle in Vereinen als nützlich erweist und durchsetzt, sind diese ideale Multiplikatoren, ebenso wie Influencer, die ihre Fangemeinde mit der App bekannt machen.
bundle ist seit November 2017 erhältlich
Seit dem 1. November ist bundle für Andoid und Apple erhältlich, vorerst in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Rechtliche Hürden machen einen weltweiten Start auf einen Schlag unmöglich, aber eine Ausweitung in Europa ist für 2018 fest geplant. Jetzt wird es einen langen Atem brauchen, vielleicht einen ganz besonderen Marketingcoup und sicherlich auch eine Portion Glück, damit es bald tatsächlich heißt:“…oder bei bundle.“ Am Produkt selbst sollte es am wenigsten scheitern.
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