Das bieten der Hamburg Startup Monitor und der DSM
Anfang der Woche wurde der Deutsche Startup Monitor 2017 veröffentlicht, der einen Überblick über das Startup-Ökosystem im Lande offeriert. Auch über den Standort Hamburg gibt es dort einige Informationen. Die haben wir uns einmal genauer angeschaut und mit dem verglichen, was unser eigener Startup Monitor zu bieten hat.
Im vorigen Jahr sorgte der Deutsche Startup Monitor (DSM) in Hamburg für einiges Aufsehen. Scheinbar verkündete er die Botschaft, mit der Gründerszene in der Hansestadt gehe es deutlich bergab. Dem war natürlich nicht so, wie wir damals in einem Beitrag darlegen konnten. Der DSM 2017 machte nun weniger Schlagzeilen, liefert aber immer noch genug Stoff, mit dem sich die Auseinandersetzung lohnt. Als Vergleichsquelle dient dabei der Startup Monitor von Hamburg Startups.
Der Hamburg Startup Monitor ist die ergiebigste Informationsquelle für das hiesige Ökosystem
Die Antworten von 1.837 Startups sind in den DSM 2017 eingeflossen, 6,2 Prozent davon stammen aus Hamburg. Das entspricht einer Gesamtzahl von 114. Zum Vergleich: In unserem Monitor sind Stand 20. Oktober 2017 insgesamt 627 junge, innovative Unternehmen registriert. Das sind auch noch nicht alle, die in Hamburg unter die Definition „Startup“ fallen, aber die über sie gesammelten Daten lassen sicherlich genauere Aussagen zu, als es dem DSM möglich ist. Absolut repräsentative Ergebnisse sind grundsätzlich nicht verfügbar, da niemand die exakte Grundgesamtheit kennt. Schließlich gibt es keine Meldepflicht für Startups.
Die klassischen Startup-Hotspots, allen voran Berlin, haben in den letzten Jahren an Gewicht im DSM verloren, weil die Umfrage inzwischen breiter aufgestellt ist. Das gilt sowohl für die absolute Zahl der Teilnehmer (2016 waren es 1.224) als auch ihre geografische Verteilung. Die Validität der Daten ist dadurch sicherlich gestiegen. Trotzdem gibt es noch einige auffällige Schwankungen. So weist der DSM 2017 für Hamburg einen Anteil von Frauen in Gründerteams von nur 10,3 Prozent aus. 2016 waren es noch 23,3 Prozent. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Unser Monitor ermittelt einen Wert von 15,5 Prozent, was nahe an dem DSM-Ergebnis von 14,6 % für Gesamtdeutschland liegt. Beide Quellen sind sich einig, dass der Trend insgesamt leicht positiv ist.
Als Alarmsignal wurde im vergangenen Jahr gewertet, dass Hamburger Startups im Schnitt nur 5,5 Mitarbeiter beschäftigten, der schwächste Wert aller ausgewiesenen Regionen. 2017 bietet der DSM ein realistischeres Bild und setzt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl bei 9,2 an. Das entspricht exakt dem Ergebnis, das auch der Startup Monitor liefert. Hamburg liegt damit nur knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 10,9, wobei Berlin mit 27,2 das Gesamtbild etwas verzerrt.
Unterschiede bei der Branchengewichtung
Nach wie vor unterdurchschnittlich ist Hamburg bei der Zahl der geplanten Neueinstellungen in den kommenden zwölf Monaten. 5,5 sollen es laut DSM 2017 werden, einen Wert, den wir weder bestätigen noch widerlegen können. Vergleichen lässt sich dagegen die Verteilung der Startups auf verschiedene Branchen. Der DSM lässt allerdings keine regionale Auswertung zu. Bundesweit liegt beispielsweise der Anteil der Food-Startups an den Befragungsteilnehmern bei 4,3 Prozent; im Monitor von Hamburg Startups erreicht diese Boombranche dagegen 12,1 Prozent. Übereinstimmung gibt es bei den Fintechs mit 4,5 Prozent beziehungsweise 4,6 Prozent im DSM 2017.
Andere Branchen lassen sich schwieriger vergleichen, da die Definitionen und Benennungen nicht identisch sind. Große Abweichungen gibt es wieder beim E-Commerce: 23,8 Prozent in unserem Monitor, aber nur 6,8 Prozent beim DSM. Ähnlich wie bei Food scheint diese Zahl zu niedrig angesetzt. Das legt auch ein Blick in unseren German StartupSpot nahe, in dem die Eintragungen aus Hamburg und solche aus anderen Regionen einfließen. Mitterweile sind dort über 1.000 Startups gelistet.
Die Gründungsdynamik lässt nach
Eine gerade in Hamburg gern zitierte Quelle ist der im Mai veröffentlichte KfW-Gründungsmonitor, der Hamburg als Gründungshauptstadt noch vor Berlin ausweist. Ein Ergebnis, das dabei gern verschwiegen wird, das aber der DSM aufgreift, ist das kontinuierliche Absinken der Gründerquote insgesamt. 2016 lag die bei 1,3 Prozent bezogen auf die erwerbstätige Bevölkerung. Das hängt natürlich mit der sinkenden Arbeitslosenzahl zusammen, die sogenannte Notgründungen überflüssig macht. Über die Zahl der gegründeten Startups sagt die KfW-Erhebung sowieso nichts aus, hier geht es um alle Arten von Existenzgründern.
Der DSM nennt keine Zahlen von Gründungen bezogen auf Kalenderjahre, wohl aber der Monitor von Hamburg Startups. Jeweils 131 der dort eingetragenen Unternehmen stammen aus dem Jahr 2014 beziehungsweise 2016. Ein kleinen Ausreißer nach oben gab es 2015 mit 152 gemeldeten Neugründungen. Für 2017 sehen die Zahlen noch nicht so rosig aus: Bisher liegen erst 50 Registrierungen vor. Das ist mit Sicherheit noch nicht das Endergebnis, zumal das Jahr noch nicht vorbei ist, doch lässt sich hier eine negative Tendenz befürchten.
Schlechte Noten für die Politik
Ob das auch an der Politik liegt? Die bekommt im DSM fast durchgehend miese Noten, im Schnitt für die Bundesregierung eine 3,8. Mit dieser Schulnote bewerten Hamburger Startups auch die Senatspolitik der Hansestadt. Im Vorjahr gab es noch eine 3,2, 2015 eine 3,3. Bei allen methodischen Vorbehalten kann man das durchaus als Alarmsignal an die Politik werten.
Ein weiteres Problem scheint in Hamburg die Kapitalbeschaffung zu sein. Laut DSM 2017 finanzieren sich in der Hansestadt 25,8 Prozent der Startups ausschließlich aus eigenen Ersparnissen. In Berlin sind das nur 15,6 Prozent. Dagegen verfügen 33,2 Prozent der Berliner Startups über Venture Capital als Kapitalquelle; in Hamburg sind das nur 15,7 Prozent. 2015 lag der Wert nur bei 13,6 Prozent, 2016 aber bei 23,2 Prozent, ein weiteres Indiz dafür, dass die Vorjahresergebnisse nicht repräsentativ waren.
Einige Lichtblicke bei Exits und Finanzierungen
Verlässliche Zahlen bezüglich der Finanzierungsrunden von Hamburger Startups sind schwer aufzutreiben. Vieles wird nicht an die große Medienglocke gehängt oder ohne genaue Angaben verkündet. Die 110 Millionen Euro für Kreditech in diesem Frühjahr waren aber in jeder Beziehung eine absolute Ausnahme. Erfreulich sind einige Übernahmen von Startups durch große Unternehmen in 2017: bentekk durch Dräger, Familonet durch moovel (Daimler) und tripl durch Trivago sind da gute Beispiele. Das Thema Finanzierungen in Hamburg ist sicherlich einen gesonderten Beitrag wert.
Keine Konkurrenten, sondern sich ergänzende Quellen
Kommen wir auf die Eingangsfrage zurück, den Vergleich von DSM mit dem Hamburg Startups Monitor. Der DSM bietet schon dank der deutlich gestiegenen Teilnehmerzahl solidere Zahlen denn je, ohne einen Anspruch auf absolute Repräsentativität zu erheben. Das tut auch unser Monitor nicht. Er profitiert allerdings von der deutlich höheren Teilnehmerzahl und der Tatsache, dass die Werte durch ständige Neueintragungen große Aktualität besitzen. Das gilt zunehmend auch für den noch im Aufbau befindlichen German StartupSpot. Dabei stehen die genannten Erhebungen nicht in Konkurrenz miteinander, sondern sind sich ergänzende Quellen für alle, die sich umfassend über die Startup-Landschaft informieren möchten. Und damit das so bleibt, eine große Bitte an alle Startups, die es noch nicht nicht getan haben: Tragt euch kostenlos bei uns ein! Vielen Dank!
Anmerkung zu den im Beitrag abgebildeten Grafiken: Es handelt sich dabei um Screenshots vom 20. Oktober und damit um Momentaufnahmen, da sich die Werte laufend aktualisieren.
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