Impressionen von der Next Generation Food
Wovon werden wir uns in Zukunft ernähren? Wie wird sich der Onlinehandel mit Lebensmitteln entwickeln? Und welche Rolle wird Amazon dabei spielen? Das sind nur ein paar der vielfältigen Themen, die bei der Veranstaltung „Next Generation Food“ in Berlin auf der Tagesordnung standen. Grund genug für Hamburg Startups, der Hauptstadt mal wieder einen Besuch abzustatten.
Weniger ein Kongress als ein Klassentreffen möchte sie sein, die Next Generation Food (NGF). Und tatsächlich gibt es am Dienstag in der Berliner Kalkscheune für viele Teilnehmer ein Wiedersehen mit guten Bekannten, denn die NGF feiert mit ihrer fünften Ausgabe bereits ein kleines Jubiläum und ist somit eines der ersten Events, das das Thema Food-Innovationen in den Mittelpunkt gestellt hat.
Mit dem Titel „How to disrupt the German retail business“ gibt gleich die erste Gesprächsrunde die Marschrichtung vor. Dabei stellt sich aber schnell heraus, dass echte Disruptionen, also weitgehende Veränderungen, ja Zerstörungen bestehender Strukturen, noch nicht stattgefunden haben. Deutsche Konsumenten halten sich beim Kauf von Lebensmitteln im Internet sehr zurück, gerade mal 1 % des Gesamtumsatzes der Branche wird online realisiert. „Pipifax“ nennt das Alexander Djordjevic, einer der Gründer von Foodist. Wobei alle davon ausgehen, dass sich da bald einiges ändern wird.
Amazon – Freund oder Feind von Food-Startups?
Eine wichtige Rolle wird hier mit ziemlicher Sicherheit Amazon Fresh spielen. Der E-Commerce-Gigant liefert folgerichtig die Überschrift für ein weiteres Panel: „Let’s Fight – Alle gegen Amazon!?“. Nach Kampf ist allerdings niemandem zumute, eher im Gegenteil. Filip Grizelj von der Marketingagentur eviom erklärt in seinem Vortrag, wie Startups von der Präsenz bei Amazon profitieren können. Was die Recherche von Konsumprodukten angeht, hat das Digitalkaufhaus als Ausgangspunkt nämlich Google längst den Rang abgelaufen.
Auch wenn die großen Erfolgsbeispiele noch fehlen, lassen sich neue Food-Produkte dort relativ risikolos testen. Läuft es gut, erhöht sich dadurch die Chance, im nach wie wie vor entscheidenden stationären Handel gelistet zu werden. Der wird sich allerdings neu erfinden müssen, um seine Relevanz behalten zu können, lautet eine Erkenntnis aus einer Runde mit Vertretern aus Nahrungsmittel-Großkonzernen. „Lasst uns die Zukunft gestalten!“, ruft Verena Bahlsen, Jungunternehmerin aus der Keksdynastie Bahlsen, auf. Startups werden in diesem Zusammenhang zweifellos eine wichtige Rolle spielen. Obwohl der Begriff „Startup“ inzwischen bei einigen verpönt ist, so eine weitere Erkenntnis. Begriffe wie „Innovatoren“ sind da beliebter.
Ein Megatrend bei Next Generation Food: Algen
Wir bleiben aber natürlich gern bei dem Wort „Startups“ und haben uns ein paar von Ihnen bei der Next Generation Food angeschaut. Ein Trend wird dabei deutlich: Algen. Bei weiter steigender Weltbevölkerung und dem viel zu hohen Ressourcenverbrauch in der konventionellen Landwirtschaft werden die Wasserpflanzen immer mehr zur zukunftsweisenden Ernährungsalternative. Geschlossene Algenfarmen lassen sich im Prinzip überall installieren, sogar an Häuserfassaden, wie Gunnar Mühlstädt, CEO des Dresdner Unternehmens MINT, in seinem Vortrag zeigt. Algen finden sich mittlerweile in vielen Produkten, beispielsweise in Eis, Snacks und Getränken.
Getränke, in denen Insekten enthalten sind, gibt es dagegen bisher nicht. Syngja aus Dänemark ändert das jetzt und bringt demnächst den weltweit ersten Drink heraus, der Grillen enthält. Dahinter steckt die Idee, Insekten in Europa mit diesem ersten Schritt als Nahrungsmittel akzeptabel zu machen. Die Tiere sind nahrhaft, leicht zu züchten und verbrauchen im Vergleich mit beispielsweise der Erzeugung von Rindfleisch nur einen Bruchteil an Energie und Futter. Nur beim Image hapert es noch. Das Problem haben Garnelen nicht, sie gelten hierzulande als Delikatesse.
Garnelen aus Bayern
Leider verläuft ihre Zucht in vielen Ländern alles andere als umweltfreundlich. Mangrovenwälder werden dafür abgeholzt, Antibiotika eingesetzt, und die Frische der importierten Krustentiere ist nach einer Kühlzeit von bis zu 20 Monaten auch nicht mehr gegeben. Die bessere Alternative ist da die bayerische Garnele von CrustaNova. „Bayerische Garnele“ klingt zunächst etwas merkwürdig, aber wenn man weiß, dass die aus einer artgerechten Aquakultur stammt und tatsächlich frisch auf den Tisch kommt, wird daraus schnell ein Qualitätsbegriff.
Bei einer Veranstaltung wie der Next Generation Food gibt es naturgemäß viel zu entdecken. Den neuen Cold Brew Kaffee von Lycka zum Beispiel oder die unterschiedlichsten Öle und Salze beim Tasting von Try Foods. Da vergeht die Zeit wie um Flug, und am Ende des Tages haben wir bestimmt so einige Höhepunkte verpasst. Zum Glück nicht den abschließenden Startup Pitch, bei dem es ein Mediabudget von Ströer in Höhe von 250.000 Euro zu gewinnen gibt.
Ein Startup Pitch zum Abschluss
Für Hamburg am Start ist Farmers Cut. Dieses Startup will mit Indoor Farming und qualitativ besonders hochwertigem Salat und Gemüse den Markt erobern. Bei Share können die Kunden sicher sein, beim Kauf der Riegel und anderen Produkten zugleich Menschen in Not zu helfen. Beide Projekte bekommen viel Applaus vom Publikum, das so über den Sieger abstimmen kann. Am meisten Beifall erhält SirPlus, das Lebensmittel verkauft, die bestens genießbar sind, aber wegen eines abgelaufenen Mindeshaltbarkeitsdatums oder optischer Mängel sonst weggeworfen würden.
Nach diesem schönen Schlusspunkt darf im Innernhof der Kalkscheune bei fast sommerlichen Temperaturen ruhig ein bisschen gefeiert werden. Zu den üblichen Getränken serviert Deutsche See diverse Lachsspezialitäten, die sich kaum einer entgehen lässt. Ein gelungenes Event, das federführend die Veranstaltungagentur inspirato da mit der Next Generation Food über die Bühne gebracht hat. Wir jedenfalls freuen uns schon auf das nächste Klassentreffen!
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